Dieter Bohlen 2009 in Moskau. Die Frisur sitzt
Die Münchner Abendzeitung erzählt amüsiert über homophobe Macho-Vorlieben des "DSDS"-Juroren.
Von Norbert Blech
Das Geschäft von Promi-Friseuren ist ein ganz eigenes. Da gilt es die exzentrischsten Wünsche zu erfüllen und trotz der allgemein bekannten Geschwätzigkeit von Friseuren neben Schere und Spiegel auch Diskretion als Hauptwerkzeug einzusetzen.
So gesehen muss Münchens Star-Friseur Wolfgang Lippert kürzlich gehörig der Kragen geplatzt sein, jedenfalls erzählt er in der Münchner "Abendzeitung" sehr frei über einen speziellen Wunsch des "DSDS"-Juroren und Musikproduzenten Dieter Bohlen. RTL hatte demnach für seinen Star einen Hoteltermin um Mitternacht vereinbart - der Service, 280 Euro die Stunde, sei bei Prominenten beliebt.
Als Lippert eigenen Angaben zufolge beim telefonischen Vorgespräch anbot, für Strähnchen einen Farb- und und einen Schnittspezialisten zu schicken, soll es zu einem Eklat gekommen sein. "Anscheinend macht ihn das (...) nervös, wenn zu viele um ihn herum sind", so der Promi-Friseur zur "Abendzeitung". Bohlen hätte darauf bestanden, dass nur ein Mitarbeiter komme - und dann, dass "ein richtiger Mann" geschickt werde.
"Ich hab zuerst gar nicht richtig kapiert, was er da wollte", sagt Lippert. Dann wurde es ihm aber klar: Bohlen verlangte nach einem heterosexuellen Mann. "Das habe ich in all den Jahren noch von keinem Kunden gehört", so Lippert. Wie die "AZ" amüsiert berichtet, blieben aus dem 40-Personen-Team nur vier Hetero-Männer übrig, einer versorgte dann Bohlen. Gefönt und gestyle habe er sich aber selber, "Klar, als richtiger Mann", ätzt die Zeitung.
Gönnerhaft bis homophob
Bohlen, der sich bei der "AZ" nicht zu der Sache äußern wollte, hat (wie die begleitende und teilweise abgesprochene Berichterstattung von "Bild" zur Sendung) ein eher gemischtes Verhältnis zu Schwulen, von gönnerhaft bis homophob pöbelnd. Singen sie gut und bringen sie Erfolg, wie (eine Zeit lang) Mark Medlock, ist er ihr bester Freund und Partner. Singen Leute schlecht im Casting, kann es passieren, dass sie aals "Vollschwuchtel" bezeichnet werden.
Als die "Bild"-Zeitung vor ein paar Jahren fragte, ob Bohlen keine Schwulen mag, antwortete er: "Genau das Gegenteil ist der Fall! Mark Medlock, Bruce Darnell - ich bin im Arbeitsleben umgeben von Schwulen, und wir ergänzen uns perfekt. (...) Meine schwulen Fans sagen mir sogar, ich sei eine Schwulen-Ikone." Wenige Tage zuvor hatte er einen Auftritt von Benny Kieckhäben mit den Worten "Wir sind hier keine Transenshow und nicht beim Tuntenball" vernichtet.
Größere Konsequenzen hatten die in einigen anderen europäischen Ländern mittlerweile undenkbaren Äußerungen nie. "Vollschwuchtel" wurde vom Sender in einer nachmittäglichen Wiederholung ausgepiepst, auch die zuständige Landesmedienanstalt in NRW sah bei "DSDS" bislang nur gelegentliche Probleme mit dem Jugendschutz bei Wiederholungen. Die "Bild"-Zeitung kritisierte hingegen zuletzt vermeintlich "schlüpfrige" Sprüche des Moderators Marco Schreyl, der durch die Berichterstattung mehr oder weniger geoutet wurde. (nb)
(dieser Text hat eine halbe Minute gedauert)