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- 21. Oktober 2011 3 Min.

CSD Köln: Immer mehr Besucher bringen ihre Getränke selbst mit
In ihrem Resümee für 2011 beklagen die Pride-Organisatoren aus NRW unter anderem, dass Bier nicht nur an den CSD-Ständen gekauft wird.
Von Carsten Weidemann
Die CSD-Veranstalter in Nordrhein-Westfalen haben eine gemischte Bilanz über die diesjährige CSD-Saison gezogen. Zwar erfreuten sich die schwul-lesbischen Feste an den Veranstaltungsorten von Köln bis Bielefeld großer Beliebtheit, doch sinkende Einnahmen und ein verregneter Sommer hätten den örtlichen Organisatoren zu schaffen gemacht, heißt es in einer Pressemitteilung nach einem Vernetzungstreffen.
Vor allem zwei Punkte brennen den Veranstaltern auf den Nägeln. So brächten immer mehr Besucher ihre Getränke selbst mit, obwohl die Veranstaltungen durch die Umsätze an den Bierwagen finanziert werden müssten. Markus Danuser vom ColognePride: "Wenn das Mode wird, dann fehlen die Einnahmen für ein attraktives Bühnenprogramm." Und Uwe Schwartpaul vom CSD im Märkischen Kreis pflichtet ihm bei: "Schlimmstenfalls können die kleineren Veranstaltungen dann gar nicht mehr durchgeführt werden, weil sie nicht mehr finanzierbar sind."
Das Problem ist nicht neu: Bereits vor einigen Jahren hatte eine übereifrige CSD-Organisatorin in Düsseldorf eine Gruppe von Schwulen vom Platz weisen lassen, weil sie eigenes Bier mitgebracht hatte. Eine Überreaktion, sicher. Insgesamt müsse aber stärker ins Bewusstsein rücken, dass die CSD-Teams "mit gewaltigen Kosten zu tun" hätten, bevor überhaupt ein Euro Umsatz gemacht werde, so die Organisatoren. "Allein die Bühne mit der Technik kostet mehrere tausend Euro", erläutert Dietrich Dettmann vom Ruhr-CSD in Essen: "Und das Programm muss schließlich auch noch bezahlt werden!"
Ehrenamtliche Helfer machen sich rar
Der andere Punkt, der den Organisatoren Sorge macht: In einigen Städten werde es immer schwieriger, Ehrenamtliche zu finden, die bei der Planung und Durchführung tatkräftig Unterstützung leisten. "Die Leute vergessen gerne, dass alle Veranstaltungen in NRW von ehrenamtlichen Mitarbeitern gestemmt werden. Wenn sich niemand mehr dafür engagieren will, dann wird es schwer", sagt Ansgar Cziba vom CSD Siegen.
In ihrer Pressemitteilung gehen die Organisatoren auch auf den Vorwurf ein, CSDs seien zu unpolitisch geworden, zu einem "bunten Sommerkarneval" verkommen. Die Veranstalter kontern mit einer Liste: "In Köln ist die Polit-Bühne seit Jahren fester Bestandteil im Programm. In dieser Saison hielt Ministerpräsidentin Hannelore Kraft eine Festrede. In Düsseldorf und Dortmund war Arbeitsminister Guntram Schneider als prominenter Regierungsvertreter dabei, und in Wuppertal übernahm Staatssekretärin Marlis Bredehorst nicht nur die Schirmherrschaft, sondern berichtete auf der Bühne vom Aktionsplan gegen Homophobie."
Was die Frage aufwerfen kann, ob ungekonterte Politikerstatements genügend Politik für einen CSD sind, der eigentlich Ausdruck von Forderungen an Politik und Gesellschaft ist. Oft nutzen die Veranstalter ihren CSD aber für lokalpolitische Themen. So übergab etwa das Forum Essener Lesben und Schwule ein kommunalpolitisches Handlungsprogramm an die Vertreter der Stadt.
Manuel Izdebski, Landesvorstand vom Schwulen Netzwerk NRW, sagt: "Natürlich sind die CSD-Veranstaltungen politisch, sie machen das schwul-lesbische Leben in einer Stadt sichtbar, kommunizieren die Forderungen der schwul-lesbischen Bürgerschaft und konfrontieren Politik mit den Themen einer gerechten Minderheitenpolitik." Dies zu erhalten, zu stärken und finanziell abzusichern, sei eine große Herausforderung für alle Beteiligten. "Hier ist die aktive Unterstützung der Community gefragt!"









