Interview beim HustlaBall Berlin: Mit einem normalen Mikro kann sich hier kein Journalist blicken lassen
Es gibt Orte, die man Mami besser nicht zeigen sollte. Der Berliner HustlaBall am Freitag zelebrierte Sex und Lust. Ein Report.
Von Christian Scheuß
Für einen HustlaBall-Novizen wie mich stellen sich bereits vor Beginn des "weltweit größten Porno-Events" ein paar essentielle Fragen: Was um Eros Willen ziehe ich an? Ich lebe in der heiligen Domstadt, da gibt es ein solches Sodom nicht, und die sonst üblichen Kölner Kleidungsstile (FC-Shirt oder Pappnase) erscheinen mir unpassend. Kann ich nicht einfach nackt gehen? Das traue ich mich nicht, vor allem, weil ich seit Monaten mit meiner Waage im Clinch liege. Und was nehme ich alles mit? Kondome? Dafür werden die Präventionsteam-Horden auf dem Event sicherlich schon sorgen. Toys, Drogen, Viagra, Poppers? Es wird sich bestimmt finden, was gerade benötigt wird.
Pünktlich um 20 Uhr stehen bereits die ersten Gäste vor dem KitKat-Club, nicht weil die Party so früh startet. Die HustlaBall-Awards für die diversen Kategorien der Pornoindustrie werden verliehen. Mein schlichtes Outfit - Shirt, Sneaker und Jeans - ist nicht daneben, doch die Berliner sind besser vorbereitet. In einer Stadt, die täglich drei verschiedene Sexpartys anbietet, kein Wunder. Aus ihren Rucksäcken packen sie diverse Fetischklamotten, in die sie vor der Garderobe steigen. Schwer angesagt sind knielange Sportsocken und knappe Retro-Shorts. In den Socken haben Kondome, Geldbörse und sonstige Utensilien Platz.
Die Pornostars Tom Woolfe und John Stag strampeln sich ab
Wo immer gerade Körperöffnungen und Geschlechtsteile geherzt und geküsst werden, bilden sich dichte Trauben, werden die Kameras gezückt.
Die dritte Ausgabe der Preisverleihung beginnt - nun ja - mit dem Flair einer Rustikal-Wohnzimmerschrankwand: ein schwuler Chor trällert vor den Zuschauern, die in Designer-Unterhöschen und Ledergeschirr herumstehen und lauschen. Falls ein gut gemeinter Rat von den Organisatoren gewünscht ist, hier mein Tipp: Besser gute Moderatoren auf die Bühne stellen, die in der Lage sind, das lethargische Publikum mitzureißen. Die Pornostars Tom Woolfe und John Stag haben sich ziemlich abgestrampelt, doch der Funken sprang trotz zwischenzeitlicher Sklavenvorführung nicht über. Die stotternde Powerpoint-Präsentation mit den Namen der Nominierten und schlecht gewählten Videoschnippseln sorgte ebenfalls für einen eher unglamourösen Eindruck. Die Zahl der vergebenen Preise dagegen war beeindruckend lang. Knapp 30 Medaillien waren zu vergeben, die Besucher der HustlaBall-Website durften zuvor abstimmen (Die komplette Gewinnerliste siehe unter dem untenstehenden Link).
Einer der großen Abräumer des Abends ist Jörg Andreas von Cazzo Film. Dreimal durfte er auf die Bühne steigen und einen Preis entgegen nehmen. Jörg freut sich über die Würdigung seiner Arbeit und der seines Teams, ob der HustlaBall-Award aber konkrete Auswirkungen für sein Business hat, das vermag er nicht zu sagen. Er ist eher skeptisch, was die Zukunft der Branche angeht. "Ich kann froh sein, wenn ich mit einer Produktion ein Viertel der Verkaufszahlen erreiche, die ich im Vergleich zu früher hatte." Dass Porno inzwischen ein hartes Geschäft ist, liegt seiner Meinung nach an diversen Gründen: "Die Kunden, die Bareback-Filme wollen, sind abgewandert, die kriegen sie nach wie vor bei uns nicht. Es gibt inzwischen mehr Konkurrenz, da die technische Ausstattung, die man für eine Produktion braucht, erschwinglich geworden sind. Und natürlich ist auch die Verbreitung der Filme über das Internet ein Problem." Die Hardcore- sitzt mit der Musikindustrie gerade in einem Boot und muss sich neue Geschäftsmodelle überlegen.
Porno-Performer ziehen sich aus und bearbeiten sich
Im VIP-Bereich ist es heiß, Kamerateams drängeln sich um die Pornostars, ein Interviewer hat einen Dildo zu einem funktionstüchtigen Mikrofon umgebaut, dass er allen unter die Nase hält. Auf einer kleinen Bühne gibt es bereits einen kleinen Vorgeschmack dessen, was später auf der großen Bühne zu erwarten ist: Porno-Performer ziehen sich aus und bearbeiten sich. Auch im Besuchergetümmel entstehen spontane Porno-Flashmobs. Wo immer gerade Körperöffnungen und Geschlechtsteile geherzt und geküsst werden, bilden sich dichte Trauben, werden die Kameras gezückt. Allerdings wird nicht allen Darstellern genügend Aufmerksamkeit zuteil. Belauschter Dialog zweier Performer von Erocreations: "Mich hat noch keiner nach einem Autogramm gefragt" - "Ja, weil dich auch kein Schwein kennt." Der Weg zum Ruhm ist lang und mühsam.
Alle Stars sind da, nur eines fehlt: Das Büffet. "Der Fahrer des Caterings hatte einen schweren Unfall. Der Nachschub ist aber gerade unterwegs", ertönt eine Durchsage. Keiner kann sagen, wie es dem Fahrer geht. Aber es gibt als Entschädigung Freitickets für Getränke. Dann ist ja alles gut...
Gogoboys strippen auf der Theke, Gäste lassen die Hüllen fallen
Um die anderen Gäste von ihrem Smalltallk abzulenken, muss man sich schon etwas mehr einfallen lassen
Es ist weit nach Mitternacht, die Party im Kitkat-Club kommt langsam in Fahrt. Gogo-Boys strippen auf der Theke, Performer spielen Geschlechtsakte, Gäste lassen ihre Hüllen fallen. Irgendwann sind mehr oder weniger alle Pornodarsteller. Ein älterer Herr aus Mailand genießt sichtlich das tanzende Frischfleisch vor sich. "Ich bin nach Berlin gekommen, um ein paar Museen zu besichtigen", grinst er. In der White Lounge geht es kommunikativ zu. Es geht hauptsächlich um Sex, was sonst. Ein Bekannter berichtet von seinen schlechten Erfahrungen mit J-Lube, dem Gleitgel, dass sich wegen seiner aufquellenden Eigenschaften wie Tapetenkleister beinahe unendlich verlängern lässt, sich aber deshalb auch nur schwer entfernen lässt. "Ich habe drei Kilo Salz auf meiner Teichfolie verteilt, ich kam mir vor wie der Winterstreudienst." Ein aufgekratzter Engländer streitet sich mit mir, an welchem Ort der Erde man den besten Sex haben kann. Berlin sei nicht schlecht, aber Singapur besser, behauptet er.
Gegen zwei Uhr fläze ich mich entspannt auf einem Sofa, da wird mir plötzlich schwarz vor Augen. Von hinten schiebt sich Melissa aus Manaus in mein Gesichtsfeld. Eine hübsche Transsexuelle mit sehr langen schwarzen Haaren will mich unbedingt küssen, drückt mir ihr Dekollete ins Gesicht. Ihr männlicher Begleiter findet das Ganze gar nicht prickelnd und beendet das für mich neue Zungenkuss-Experiment. Schade...
Die Party läuft heiß und heißer, doch für mich ist um vier Uhr Morgens Schluss. Acht Stunden Hustlaball zum Einstieg sind genug. Und ich bin jetzt schlauer, was ich im kommenden Jahr anziehen werde: Lange Sportsocken und einen Hauch von Nichts...
ich frag mich warum einen weiber, egal ob mit echten oder silikontitten, nicht mal auf einem schwulen schwulen porno ball in ruhe lassen können
naja jedenfalls waren die gogos noch männlich