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  • 06. November 2011 11 4 Min.

HSV-Nachwuchsleiter Bastian Reinhardt und St.Pauli-Vizepräsident Bernd-Georg Spies (oben Mitte) bei der Siegerehrung (Bild: Startschuss)

Bei den "StartschussMasters" in Hamburg nannte Pauli-Vizepräsident Spies die Debatte über homo­sexuelle Spieler "teilweise absurd und entwürdigend".

Von Alexander v. Beyme

Spitzenfunktionäre des Hamburger SV und des FC St. Pauli haben ein homophobes Klima im Profi-Fußball beklagt. HSV-Nachwuchsleiter Bastian Reinhardt sagte, es mache ihn traurig, dass schwule Mitspieler sich bislang versteckten. Ein Coming-out wäre seiner Einschätzung nach ein erster Schritt in Richtung Normalität. Der Vize-Präsident des FC St. Pauli, Dr. Bernd-Georg Spies, bezeichnete den Profifußball als "verklemmt". Wie die Debatte über Homo­sexuelle geführt werde, sei "teilweise absurd und entwürdigend".

Reinhardt und Spies äußerten sich am Samstagabend als Gastredner bei der Siegerehrung eines internationalen Hallenturniers schwuler Amateurfußballer in Hamburg. Am "StartschussMasters" nahmen am Wochenende rund 150 homo­sexuelle Sportler aus ganz Deutschland sowie Schweden, Tschechien und Großbritannien teil. Damit ist das Turnier eines der größten seiner Art in Deutschland.

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Reinhardt: Das erste Coming-out ist eine Frage der Zeit


Für homosexuelle Spieler ist Fußball noch immer keine runde Sache (Bild: egeltuf / flickr / by-sa 2.0)

Der ehemalige Bundesligaprofi Reinhardt sagte: "Ich würde Haus und Hof darauf verwetten, dass ich auch mit schwulen Fußballern zusammengespielt habe, ohne es zu wissen. Es macht mich traurig, dass sie sich nicht zu dem bekennen konnten, was sie sind." Er hoffe aber, dass auch diese Mauer in Zukunft fallen werde. Das erste Coming-out sei eine Frage der Zeit, und dann müssten sich alle mit dem Thema auseinandersetzen, ob sie es wollten oder nicht. "Ich hoffe, dass es in der Folge völlig normal wird, mit schwulen Fußballern zusammenzuspielen, genauso wie es völlig egal ist, ob einer Moslem oder Christ ist", so Reinhardt. Der HSV-Funktionär schilderte auch sehr persönliche Erlebnisse aus der eigenen Familie. So hätten sich kürzlich zwei seiner Neffen geoutet, und die Familie habe nur gesagt: "Das wurde aber auch Zeit." Dieses Beispiel zeige, dass die Gesellschaft schon viel weiter sei als der Fußball.

Spies sagte, der Profifußball sei einer der wenigen Lebensbereiche, in dem Verklemmung vorherrsche. Es sei in den vergangenen Wochen absurd gewesen, dass Nationalspieler oder ehemalige Nationalspieler betont hätten, nicht schwul zu sein. Konkret bezog sich der 56-Jährige auf die Äußerungen des ehemaligen Wolfsburger Fußball-Profis Arne Friedrich. Spies sagte, er habe es als "entwürdigend" empfunden, dass so etwas nötig sei für Friedrich. Es gebe in dieser Diskussion keine Entspannung, so dass die Anstrengungen, dieses Tabu zu brechen, eigentlich verdoppelt werden müssten. Das Turnier des schwul-lesbischen Vereins Startschuss SLSV Hamburg sei dafür ein wichtiges Zeichen.

Carsten Stock, Fußball-Abteilungsleiter bei Startschuss, erklärte: "Mit dem Turnier wollen wir ein Signal setzen, Berührungsängste abbauen und zeigen: Wir sind in dieser Stadt angekommen. Auch als Sportverein haben wir die Möglichkeit, für die Anerkennung von Schwulen zu kämpfen und in die Öffentlichkeit zu gehen."

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16 schwule Teams aus Europa traten gegeneinander an


Holten in diesem Jahr den Pokal: Spieler des Turniersiegers "Friends Prague" (Bild: Startschuss)

Beim StartschussMasters waren insgesamt 16 homo­sexuelle Mannschaften angetreten. Im Beisein von Reinhardt und Spies nahmen die "Friends Prague" aus Tschechien den Pokal für den Turniersieg entgegen. Zweiter wurde Vorjahressieger "Vorspiel Berlin", auf Platz drei landeten die "Stockholm Snipers" aus Schweden. Die Gastgeber aus Hamburg stellten zwei Teams und landeten jeweils auf dem fünften und siebten Platz. Schwule Freizeitfußballer sind seit Jahren untereinander vernetzt und tragen regelmäßig untereinander Turniere aus.

Zur Veranstaltung in Hamburg gehörte ein umfangreiches Rahmenprogramm, das den freundschaftlichen und familiären Charakter unterstreicht. Bei der Eröffnungsparty im Herzen von St. Pauli loste Corny Littmann die Gruppen aus, nach der Siegerehrung stand ein gemeinsames Abendessen im Hamburger Rathaus sowie eine Tour durch die Gay-Szene der Hansestadt auf dem Programm.

Der Präsident des SV Werder Bremen, Klaus-Dieter Fischer, erklärte anlässlich des Turniers in einem schriftlichen Grußwort, Fußball habe eine Vorbildfunktion in der Gesellschaft und sollte gerade deshalb Homosexualität nicht zum Tabuthema machen. Das internationale Turnier des Startschuss e.V. schlage Brücken: "Brücken der Toleranz und Akzeptanz, Brücken zwischen den Ländern, Brücken zwischen den Kulturen."

-w-

#1 Avalon84
  • 06.11.2011, 12:54hberlin
  • würden sich mehr fussballer outen würde das positiv auf den dfb fallen. denn es gibt ja auch ausländische fussballer in deutschen teams. ausserdem würden dann vllt auch mehr schwule sich fussball anschauen^^
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#2 apartheid-watchAnonym
  • 06.11.2011, 13:06h
  • endlich bringen es mal gute leute, bezeichnenderweise keine schwulen und auch keine homo-organisationen, auf den punkt:

    absurd und entwürdigend!

    anders ist das aggressive aufrechterhalten der sexuellen apartheid unter mitwirkung aller beteiligten (einschließlich der verlogenen journaille) und insbesondere das verhalten von profi-fußballern in den letzten wochen und monaten nicht zu bezeichnen.

    solche klaren worte hätte man sich nicht nur von "schwulen medien" dringend gewünscht.
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#3 FoXXXynessEhemaliges Profil
  • 06.11.2011, 16:08h
  • Ich kann den Herren Fischer, Spies und Reinhardt nur zustimmen!
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