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- 08. November 2011 2 Min.

Am Mittwoch erscheint die Ausgabe unter dem Titel "Liebe ist stärker als Hass"
Letzte Woche wurde ein Brandanschlag auf die Redaktionsräume von "Charlie Hebdo" verübt, weil das Satiremagazin eine Karikatur von Mohammed abdruckte - diese Woche wird die Titelseite schwul.
Die am Mittwoch erscheinende Ausgabe zeigt einen Cartoon, in dem ein Mann in traditioneller muslimischer Kleidung einen Redakteur mit "Charlie Hebdo"-Hemd einen nassen Schmatzer geben. Darüber steht in großen Lettern: "Liebe ist stärker als Hass".
Die neue Titelseite ist eine Reaktion auf Aufregung um eine Scharia-Sonderausgabe des Satiremagazins in der letzten Woche, als auf der Titelseite eine umstrittene Karikatur des Religionsgründers Mohammed erschien. Neben ihm stand in einer Sprechblase: "Hundert Peitschenhiebe, wenn ihr euch nicht totlacht".
Am Mittwoch warfen Unbekannte zwei Molotow-Cocktails durch die Fensterscheiben des Redaktionsgebäudes, das daraufhin fast vollständig ausbrannte. Auch die Website von "Charlie Hebdo" wurde gehackt und mit Drohbotschaften versehen. Muslimische Organisationen in Frankreich verurteilten die Anschläge, beschuldigten das Magazin jedoch, die Islamophobie in der Gesellschaft zu fördern.
Idee für Titelseite nach homophoben Beschimpfungen
Die Idee für die Titelseite geht aus einem Vorfall vom Sonntag zurück: Damals schleuderten mehrere Menschen dem Herausgeber des Magazins vor einem Pariser Hotel homophobe Beleidigungen entgegen. Stephane Charbonnier küsste daraufhin als Reaktion öffentlich einen Mann.
Die kleine Zeitschrift, bei der rund 30 Redakteure arbeiten, ist derzeit in den Räumlichkeiten der Tageszeitung "Libération" untergekommen. Nach dem Anschlag hatten sich Politik und Medien demonstrativ hinter das linksliberale Blatt gestellt. Die Redaktion bekräftige auf ihrer Facebookseite, dass sie weiter für "das Recht der Franzosen auf freie Meinungsäußerung" kämpfen würde.
"Charlie Hebdo" geriet bereits 2006 in die Kritik, als das Magazin als eine der wenigen Publikationen in Frankreich umstrittene Mohammed-Karikaturen der dänischen Zeitung "Jyllands-Posten" abdruckte und durch eigene Cartoon ergänzte. Damals wurde die Zeitschrift von einem muslimischen Dachverband wegen Beleidigung verklagt. Ein Pariser Gericht sprach die Herausgeber aber frei.
Der Spott über religiöse Dogmen hat bei dem Satiremagazin bereits eine lange Tradition: So zeigte es etwa masturbierende Nonnen oder den Papst mit Penis. Zwei Vorgängermagazine wurden 1961 und 1970 vom französischen Staat verboten - zuletzt weil sich die Redakteure über den kurz zuvor verstorbenen französischen Präsidenten Charles de Gaulle lustig gemacht hatte. (dk)
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