Stellte die aktuellen Zahlen vor: Christian Steiof, Leiter des Berliner Landeskriminalamts (Bild: Wiki Commons / Lka3311 / CC-BY-SA-3.0)
Die Polizei registriert weniger Gewalttaten gegen Schwule und Lesben in der Hauptstadt - die Dunkelziffer sei allerdings hoch.
Von Carsten Weidemann
Überraschendes Signal im Kampf gegen Homophobie: Laut Kriminalstatistik ist die Anzahl der Fälle von Hasskriminalität gegenüber Schwulen und Lesben in Berlin rückläufig. 2011 liegen die Zahlen der ersten drei Quartale unter dem Vorjahresniveau, es wurden bislang 67 Fälle bei der Polizei gezählt - im gleichen Zeitraum des Vorjahres waren es 98. Ein noch deutlicherer Rückgang ist bei Gewaltdelikten feststellbar. Sie fielen von 41 auf 22 Fälle im Vergleichszeitraum.
Dieser Zahlen stellte der Leiter des Berliner Landeskriminalamts, Christian Steiof, am Donnerstag beim Treffen des Bündnisses gegen Homophobie vor. "Das ist eine gute Nachricht, aber noch kein Grund zur Euphorie", erklärte Steiof. Er wies zudem darauf hin, dass "bei homophoben und transphoben Straftaten von einem hohen Dunkelfeld auszugehen" sei. Diese Form der Kriminalität enthalte "Botschaftscharakter", die den Betroffenen signalisiere, nicht erwünscht zu sein und jederzeit mit Repressalien rechnen zu müssen.
Klaus Wowereit beklagt "teils üble Beschimpfungen"
Laut Kriminalstatistik muss Berlins Polizei weniger ausrücken, um schwul-lesbischen Gewaltopfern zu helfen (Bild: mediaparker / flickr / by 2.0)
Auch der bei dem Treffen anwesende Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD), der zugleich Schirmherr des Bündnisses gegen Homophobie ist, sprach in diesem Zusammenhang von "teils üblen Beschimpfungen", die ihn wegen seines offenen Umgangs mit Homosexualität kontinuierlich erreichen. In der Hauptstadt hatten sich in den vergangenen Jahren Berichte über gewaltsame Übergriffe auf Männer wegen deren Homosexualität gehäuft. Immer wieder gab es auch Angriffe auf Cruiser in öffentlichen Parks der Hauptstadt.
Dem Berliner Bündnis gegen Homophobie gehören derzeit 39 Mitglieder aus der heterosexuellen Mehrheitsgesellschaft an, die sich aktiv für Respekt und Anerkennung gleichgeschlechtlicher Lebensweisen einsetzen - darunter die Akademie der Künste, die AOK Nordost, die Deutsche Bank, der Polizeipräsident, das Deutsche Rote Kreuz, Kaiser's Tengelmann und der Fußballverein Türkiyemspor.
Wenn man also wissen will, wie stark die Hasskriminalität in Berlin ist, sollte man einmal Hand in Hand mit seinem Freund durch Kreuzberg, Neukölln oder Moabit gehen und abwarten, was passiert.....