Somewhere over the rainbow
Die Stadtverwaltung von Liverpool hat sich eine besondere Ehre für die LGBT-Szene der Stadt ausgedacht: Straßenschilder mit Regenbogenflaggen. Das erste von mehreren Schildern, die rund um das Szeneviertel Liverpools aufgestellt werden sollen, wurde am Freitag vom stellvertretenden Bürgermeister auf der Stanley Street eingeweiht.
"Die neuen Schilder zeigen deutlich, dass wir wissen, wo sich die LGBT-Szene der Stadt befindet und dass sie ein wichtiger Teil Liverpools ist", sagte Stadtrat Nick Small. Man wolle das "enorme wirtschaftliche Potential" des Viertels rund um die Stanley Street stärker nutzen.
Die Betreiberin eines anliegenden Geschäfts sagte, der Schritt werde ihr Geschäft und damit auch die Szene stärken. Weitere Schilder sind auf der Cumberland Street, Temple Lane, Eberle Street und Temple Street geplant, in dem Bereich in der Innenstadt hatte sich in letzter Zeit eine vitale Szene entwickelt.
Zwischen Gewalt und Erweckung
An dieser Kreuzung von Cook- und Stanley Street beginnt das schwule Leben Liverpools (Bild: Norbert Blech)
Ursprüngliche Pläne der Stadtverwaltung von vor einigen Jahren, ein ganzes Gay-Viertel am Reißbrett zu entwerfen, hatten die Verantwortlichen verworfen. Stattdessen gibt es Pläne, die Gegend um die Stanley Street weiter zu stärken, so wurde bereits eine Verkehrsberuhigung durchgesetzt.
Vorbild ist das benachbarte Manchester, dessen Schwulenszene um die Canal Street von selbst gewachsen und spätestens mit "Queer as Folk" zu einem Standortfaktor geworden ist. In der Stadt am Mersey hatte es hingegen erst 2010 den ersten CSD gegeben.
In den letzten Jahren kam Liverpool vor allem mit antischwuler Gewalt in die Schlagzeilen: 2008 war der Teenager Michael Causer nach einer Party von Fremden attackiert worden, er erlag später seinen Verletzungen. Im November 2010 wurde ein junger Gast beim Verlassen einer Schwulenbar von einem Mob von bis zu 20 Jugendlichen fast totgeschlagen (queer.de berichtete). Die anglikanischen und katholischen Kirchen Liverpools veröffentlichten daraufhin, unter Unterstützung weiterer Glaubensgemeinschaften, eine viel beachtete Erklärung gegen Gewalt (queer.de berichtete).
Die katholische Kirche mit ihrer modernen und die anglikanische mit ihrer ultra-monumentalen Kathedrale bestimmen in der einstigen Einwandererstadt bis heute nicht nur das Stadtbild. "Liverpool hat eine lange Tradition, Menschen mit unterschiedlichen Hintergründen willkommen zu heißen", heißt es in der Erklärung gegen homophobe Gewalt. "In der Vergangenheit haben wir, manchmal schmerzhaft, entdeckt, wie wichtig es ist, zu lernen, friedvoll miteinander zu leben. Diese Lehre dürfen wir nie vergessen." (nb)
Gut gemeint, aber schädlich. Hoffentlich entsteht so etwas nicht in deutschen Städten.