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- 16. November 2011 1 Min.

Vorm schlurfig-trägen Gerichtsvollzieher mit schäbiger Aktentasche hat heutzutage bekanntlich kein Schuldner mehr Angst. Aus diesem Grund lassen spanische Inkassobüros seit langem hartnäckige Zahlungsverweigerer von Leuten in Hasenkostüm oder mit Frack und Zylinder verfolgen, um sie auf diese Weise öffentlich zu demütigen. In Deutschland sind solche Praktiken verboten - weshalb hierzulande Gläubiger eher auf osteuropäische Mafiosi zurückgreifen.
Noch "gemeiner" ist man in Pakistan: Weil nur die Hälfte der rund 500.000 Bewohner von Karachis Reichenviertel Clifton ihre Grundstückssteuern und Wassergebühren zahlt, heuerte die Stadtverwaltung bereits Ende 2009 eine Gruppe von Mann-zu-Frau-Transsexuellen an, um die Schulden einzutreiben. Die Hijras, wie sie genannt werden, sind in Pakistan stigmatisiert. Aus Scham und Angst vor dem Gerede der Nachbarn, so die Idee, greifen die säumigen Zahler dann doch zum Portmonee.
Die diskriminierende Inkassomethode, die auch in Indien angewendet wird, hatte in Clifton Erfolg: Bereits in den ersten Monaten konnten die Hijras umgerechnet rund 100.000 US-Dollar eintreiben - ein Zehnfaches der Kosten des Programms. Für die meisten der transsexuellen Geldeintreiberinnen war es zudem der erste vollbezahlte Job. Traditionell verdienen Hijras ihren Lebensunterhalt durch Tanzen und Segnungen auf Hochzeiten, bei Hauseinweihungen und nach der Geburt von Söhnen, was jedoch kaum zum Überleben reicht. Vielen bleibt nur der Weg in die Prostitution. (mize)














