Zu heiß für den Vatikan: Ist Imam Ahmed al-Tajjeb etwa nicht Benedikts Typ?
Der Modekonzern Benetton schockt mal wieder mit einer Plakatkampagne - das erste Motiv wurde nach Protesten des Vatikans bereits zurückgezogen.
Von Carsten Weidemann
Gut zwanzig Jahre ist her, dass Benetton mit HIV-Werbemotiven für Skandälchen sorgte. Nun hat das Modeunternehmen erneut eine vermeintliche Schockkampagne gestartet und zeigt unter dem Motto "Unhate" Fotomontagen knutschender Staats- und Religionsführer, die sich sonst nicht besonders wohl gesonnen sind.
Gleich fünf der insgesamt sechs Motive zeigen küssende Männerpaare - so war die weltweite Aufmerksamkeit inklusive Empörung programmiert. Auf dem einzigen Hetero-Plakat ist ausgerechnet Bundeskanzlerin Angela Merkel zu sehen, wie sie den französischen Präsidenten Nicolas Sarkozy busselt. Der promiske US-Präsident Barack Obama darf gleich auf zwei Motiven schmatzen: einmal mit Chinas Staatschef Hu Jintao, einmal mit Venezuelas Präsident Hugo Chavez. Auf dem vierten Motiv verpasst Israels Ministerpräsident Netanjahu seinem palästinensischen Gegenspieler Abbas einen Schmatzer, auf dem fünften gibt es eine knutschende Wiedervereinigung zwischen Nordkoreas Diktator Kim Jong-Il und dem südkoreanischen Präsidenten Lee Myung-bak.
Vatikan: "Schwerer Mangel an Respekt gegenüber dem Papst"
Benetton-Schockkampagne aus den neunziger Jahren: "HIV positive"-Stempel auf nacktem Po
Am schönsten ist - bzw. war - jedoch Motiv sechs, wo Papst Benedikt XVI. dem ägyptischen Imam Ahmed al-Tajjeb auf den Mund küsst. Dieses Plakat hat Benetton nach Protesten des Vatikans noch am selben Tag zurückgezogen. Die Montage sei "absolut unannehmbar" und würde das Bildnis des Heiligen Vaters für kommerzielle Zwecke ausnutzen, schimpfte Papst-Sprecher Federico Lombard. Es zeige "einen schweren Mangel an Respekt gegenüber dem Papst". Man habe "die Gefühle der Gläubigen nicht verletzen wollen, entschuldigte sich der Modekonzern eilig in einer Pressemitteilung und versprach, das Motiv nicht mehr zu zeigen. Durch diesen offensichtlich kalkulierten "Skandal" des Modekonzerns wurde die Aufmerksamkeit auf die Kampagne jedoch nur erhöht.
Die "Unhate"-Kampagne von Benetton wurde am Mittwoch weltweit in Filialen der Modekette sowie in Zeitungen, Zeitschriften und auf Onlinemagazinen zu gestartet. Sie sei als "konstruktive Provokation" gedacht, erläuterte Vize-Unternehmenschef Alessandro Benetton. Ziel sei es, "das Ideal der Toleranz weithin sichtbar zu machen". Das Unternehmen verfolge soziale Ziele und setze sich aktiv für humanitäre Angelegenheiten ein. Dies habe "nicht auf andere Weise global kommuniziert werden können".
Youtube | Offizieller Film zur "Unhate"-Kampagne von Benetton