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- 17. November 2011 2 Min.

Mohd Ali Rustam lehnt Homosexualität aus religiösen Gründen ab
Zwei Bundesstaaten in Malaysia wollen schwule und lesbische Muslime mit Hilfe des islamischen Gesetzes härter bestrafen - bereits jetzt stehen auf Homosexualität 20 Jahre Haft und Auspeitschung.
Die Staaten Penang und Malakka planen derzeit die Verschärfung der Gesetze, berichtet die Nachrichtenagentur Reuters. Mohd Ali Rustam, der Regierungschef von Penang, sieht Malaysia als islamische Nation in der Pflicht, gegen Homosexualität vorzugehen: "So viele Menschen würden im Namen der Menschenrechte sogar lesbische Aktivitäten und Homosexualität erlauben. Im Islam können wir das nicht tun, weil es gegen islamisches Recht verstößt." Homosexuelle müssten daher sowohl bestraft als auch psychologisch betreut werden.
Selbst Eintreten für schwul-lesbische Rechte soll verboten werden
Ali erklärte weiter, dass auch Personen bestraft werden könnten, wenn sie für schwul-lesbische Bürgerrechte eintreten würden - selbst wenn sie selbst heterosexuell seien: "Das soll auch von einem Scharia-Gericht verfolgt werden", erklärte der Regierungschef. So könnten Aktivisten verfolgt werden, die "illegale Aktivitäten" unterstützten.
Malaysia unterscheidet zwischen dem Strafrecht und dem Scharia-Recht. Nach islamischen Gesetzen können allerdings nur Muslime verfolgt werden. Ihnen ist es verboten, die Religionszugehörigkeit zu ändern.
Im 28-Millionen-Einwohner-Staat Malaysia hat sich trotz der Verfolgung von Schwulen und Lesben in der relativ offenen Hauptstadt Kuala Lumpur eine Homo-Szene entwickelt, die vom liberalen Nachbarland Thailand beeinflusst wird. Insbesondere auf dem Land ist es aber unmöglich, offen homosexuell zu leben. Zudem ist die Regierung in den letzten Jahren immer wieder gegen schwul-lesbische Veranstaltungen vorgegangen: So haben die Behörden Anfang November in Kuala Lumpur das Festival "Freiheit der Sexualität" verboten, weil es die nationale Sicherheit bedrohe (queer.de berichtete). (dk)














„Dass es heute in muslimischen Ländern handfeste Schwulen-Verfolgungen bis hin zu Hinrichtungen gibt, lässt sich nicht auf eine lange religiöse oder kulturelle Tradition zurückführen“, sagte Arabist Prof. Dr. Thomas Bauer am Dienstagabend in Münster. „Vielmehr blickt der Islam auf eine tausendjährige Geschichte reicher homoerotischer Kultur zurück.“ Im Rechtswesen dieser Zeit seien sexuelle Männer-Beziehungen nicht bestraft worden. Erst im 19. Jahrhundert habe der Westen den „Kampf gegen den unordentlichen Sex“ im Nahen Osten eingeführt.
Die damals importierte Homosexuellen-Feindlichkeit sei heute in islamischen Ländern „eine unheilige Allianz mit den strengsten religiösen Interpretationen“ eingegangen, so Prof. Bauer. Der Lebensstil schwuler Männer werde von politischen Kräften, etwa im Iran oder von Taliban, als „verwestlicht“ und „dekadent“ abgelehnt. Verfolgungen seien an der Tagesordnung. „Wenn es sogar in Deutschland nur in Großstädten eine Schwulen-Szene gibt und ein Coming-out auf dem Land Außenseiterdasein bedeutet, ist dies in islamischen Ländern noch extremer. Die Emanzipation Homosexueller ist in Beirut, Kairo oder Casablanca nur ein Thema für hippe Kids der Oberschicht.“
hpd.de/node/12315
Prof. Bauer leitet am Exzellenzcluster das Projekt A2 „Die Kultur der Ambiguität: Eine andere Geschichte des Islams“.