Diese Frau wirkt so künstlich, das ist doch bestimmt eine Transsexuelle!? (Bild: Bethesda Softworks)
Das fragt die US-Website "Christwire.org" und sagt dazu "Ja". Schwul mache das Spiel außerdem. Ein Sturm der Entrüstung tobt im Web.
Von Carsten Weidemann
Die US-Bürger trauen den christlichen Fundamentalisten in ihrem Lande offensichtlich alles zu. Auch solch abgefahrene Ideen wie die, dass ein beliebtes Konsolenspiel bei den Nutzern mehrheitlich und eindeutig homosexuelle Tendenzen hervorrufe. Belegt wird die These durch mehrere Tortendiagramme, erstellt anhand der Antworten von angeblich interviewten "Skyrim"-Spielern. So sollen 99 Prozent die Frage bejaht haben, ob sie denn nach dem Spielen jetzt auch schwulen Sex ausprobieren würden. Diese Quote freut natürlich jeden Homosexuellen, bei religiösen Fundis löst so etwas Panik aus.
"The Elder Scrolls V: Skyrim" ist die aktuelle Version eines Fantasy-Rollenspiels, das es bereits seit 1994 gibt. Man kämpft darin gegen Drachen, Dämonen und Soldaten. Tatsächlich ist es in der Anfang November erschienen fünften Folge möglich, Eheschließungen auch zwischen gleichgeschlechtlichen Paaren vorzunehmen. Diese Liberalität ist für die Autoren von Christwire ebenso ein Gräuel wie die individuelle Wahl des Spielergeschlechts zu Beginn.
Homo-Ehen und Geschlechterwechsel mit integriert
Schwule Abspritzgestik: Husch Husch ins Körbchen, ihr bösen Wölfe! (Bild: Bethesda Softworks)
Aber es werden noch weitere Indizien aufgelistet: So sehe die Geste, die ein Spieler seine Spielfigur bei einem Zauberspruch machen lässt so aus, als ob abgespritzt würde. Die vermeintliche Ejakulationsgeste wird allerdings recht drastisch interpretiert: "Es ist die Handbewegung von Homosexuellen, die sich untereinander ihre teuflischen DNA-Säfte entgegenschleudern nach einer langen Nacht voller fäkaler ekstatischer Arsch-Attentate."
Und auch der Untertitel "Skyrim" sei nichts anderes als eine versteckte Anspielung auf die Sexpraktik des Arschleckens, die unter schwulen Männern üblich sei. Das "Skyrim" eigentlich die Bedeutung Himmelsrand hat, wird dagegen verschwiegen.
Mit dem Shitstorm gegen die Arsch-Attentate
"Öchz, die Arsch-Attentate waren ganz schön heftig..." (Bild: Bethesda Softworks)
Kaum war der Artikel auf der Christwire-Website am 23. November erschienen, stürzten sich Internet-Community und Spielefans auf diese unglaubliche Geschichte. Über Twitter und Facebook rollte die Entrüstung schnell weiter, wurde die Christen-Website mit Schmähungen, einem "Shitstorm" überzogen. Nur einige wenige fragten in die Runde, ob es sich nicht einfach nur um einen Scherz handelt. Die Skeptiker haben Recht. Christwire ist nichts anderes als eine überzeugend und professionell aufgezogene Satire, die sich des geifernden Tonfalls und der absurden Argumentationsmuster echter christlicher Fundamentalisten bedient, und sie durch die völlige Überspitzung entlarvt. Christwire beschäftigte sich bereits in der Vergangenheit gern mit homosexuellen Themen, die wunderbare Überschriften tragen wie: "12 Dinge, die jeder Homosexuelle für sich zu Weihnachten erflehen sollte" oder "51 christenfreundliche Synonyme für das Wort "Arschloch".
Hinter dem Portal stecken ein Software-Designer und ein Angestellter aus dem Gesundheitswesen. Zwei Freunde, die sich über eine Witzeseite im Web kennengelernt hatten. Da viele User die Seite für echt hielten, erklärten sie 2010 in einem Interview mit dem "New York Magazine": "Wir versuchen nicht, Hass zu schüren, wir versuchen zu zeigen, wie erfunden unsere Welt wirklich ist."
Youtube | Deutscher Trailer zu "Skyrim"