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  • 09. Dezember 2011 35 3 Min.

Noch will Michele Bachmann wissen, was ein 8-Jähriger zu sagen hat (Bild: Youtube)

Politischer Aktivismus kann manchmal nach hinten losgehen, besonders in den USA. Das mussten in den letzten Tagen eine lesbische Mutter und ihr achtjähriger Sohn erfahren. Sie waren zu einer Buchvorstellung von Michele Bachmann in ein Einkaufszentrum nach Myrtle Beach in South Carolina gekommen, um die homophobe Kandidatin für die Vorauswahl der Republikaner zur Präsidentenwahl bloßzustellen.

Bachmann, die viele für die verrücktere Variante von Sarah Palin halten, hatte Homosexualität zu diesem Zeitpunkt bereits als "Teil Satans" bezeichnet, als eine persönliche Versklavung. Sie ist gegen jegliche Rechte für Schwule und Lesben, ihr Mann betreibt zudem eine Klinik, in der Schwule geheilt werden sollen.

Bei der Autogrammstunde nach der Buchvorstellung ging der junge Elijah auf Bachmann zu, um ihr zu sagen: "Meine Mutter ist lesbisch, aber sie braucht keine Heilung". Der Schrecken, den Bachmann darauf bekommt, ist entlarvend. Hatte sie sich vorher dem Kind regelrecht aufgedrängt, sieht man, mit einigen Sekunden Verzögerung, ihren Schrecken, ihre Abwendung und einen kurzen, tödlichen Blick Richtung Mutter.

Doch dass das Video kein aktivistischer Höhepunkt auf Youtube wurde, liegt daran, dass es ein ungutes Gefühl hinterlässt. Klein-Elijah zögert und bekommt zunächst kein Wort heraus, was die ganze Sache erzwungen wirken lässt.

Youtube | Das Video des Vorfalls, online gestellt von einer oder der Freundin der Mutter

"Schamlose Agenda"

So stürzten sich dann auch die rechten Medien auf den Vorfall. In einer Radiosendung des ehemaligen Fox-News-Moderators Glen Beck kommentierte dieser: "Sie kommen mit Kindern, um dich zu attackieren (...) Sie tun das jedem an, den sie zerstören wollen." Bachmann wäre in die Falle gelockt worden, um als homophob zu gelten.

Bachmann betonte in dem Interview mit Beck, sie sei nicht homophob. In Wirklichkeit sei sie lieb zu allen, während andere ihr ihre Themen aufzwingen wollten. "Ich denke, es ist schamlos, einen kleinen Jungen nach vorne zu schicken, um eine Agenda voran zu bringen", so die 55-jährige Mutter von fünf Kindern. Dann sprach sie von ihrer Ablehnung der Homo-Ehe (Schwule und Lesben hätten bereits die gleichen Rechte, sie könnten schließlich eine verschiedengeschlechtliche Person heiraten).

Auch der Fox-News-Moderator Bill O'Reilly stürzte sich auf die Geschichte. In einem Interview mit der lesbischen Aktivistin Sally Kohn sagte er, die Mutter habe sich "feige" verhalten: "Sie versteckt sich hinter dem Kind." Es sei klar gewesen, dass der Junge vorab trainiert worden sei, Achtjährige benutzten nicht Wörter wie "fixing" oder sprächen überhaupt über Homosexualität.

Sally Kohn antwortete, dass Kinder nicht in einem Vakuum aufwüchsen. Der Achtjährige sähe die Benachteiligungen seiner Mutter, attackiert von Politikern wie Bachmann. Jungen in dem Alter wären oft noch schüchtern, aber hätten klare Vorstellungen, was sie wollen. Und hätte der Junge ein anderes Thema angesprochen, etwa eine Arbeitslosigkeit der Mutter, hätte es keine Aufregung gegeben.

Youtube | Bill O'Reilly poltert bei Fox News seit Jahren gegen LGBT-Rechte, der Bachmann-Vorfall war für ihn ein gefundenes Fressen

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Freundin: Achtjähriger wollte das Gespräch

Die Frau, die die Konfrontation gefilmt hat, sagte dem Portal "Chicago Now", ursprünglich habe die Mutter Bachmann selbst konfrontieren wollen, sich dann aber nicht getraut. Dann habe Elijah "Nein" gerufen, die Mutter zurück in die Schlange gezogen und ihr gesagt: "Ich möchte mit ihr sprechen." Dann sei er aber nervös geworden. Dass die Mutter ihn hörbar ermutigt, doch etwas zu sagen, sei vergleichbar mit den Sekunden vor einem Auftritt bei einem Theaterstück: "Seine Mutter wollte nicht, dass er nichts sagt, weil er den Mut verliert. Denn sie wusste, dass er das danach bereuen würde."

Das letzte und sicher nicht das letzte Wort in der Debatte hatte am Donnerstag noch einmal Bachmann in einem Interview mit CNN: "Er wollte ganz offensichtlich nicht sagen, was man ihm befohlen hatte zu sagen. Ich denke, es ist verwerflich, wenn jemand ein kleines Kind nutzt, um eine politische Agenda voranzubringen."

Wie wäre die Sache verlaufen, hätte der Achtjährige nicht so schüchtern gewirkt? Vielleicht meldet er sich nochmal zu Wort. (nb)

-w-

#1 JensAnonym
  • 09.12.2011, 17:32h
  • Irgendwie wirkt es als würden beide Seiten den Jungen für ihre jeweiligen Ansichten benutzen.
    Meine Sympathien sind natürlich bei der Familie des Kleinen, aber die Mutter hätte ihn nicht zum sprechen ermutigen sollen nur weil sie selber den Mund nicht aufkriegt.
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#2 alexander
  • 09.12.2011, 18:51h
  • Antwort auf #1 von Jens
  • ist doch eigentlich egal warum der junge gehemmt war ?
    sind es doch gerade die konservativen, speziell die betonchristen, die zu jeder demo ihre lieben kleinen mitschleppen !
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#3 antosEhemaliges Profil

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