Nordzypern wil sich dem Rest Europas anschließen
Eine britische Europaabgeordnete hat erklärt, dass der nordzyprische Regierungschef ihr zugesichert habe, das Verbot von gleichgeschlechtlichem Sex abzuschaffen.
Die Türkische Republik Nordzypern ist das letzte Land in Europa, das Homosexualität noch unter Strafe stellt. Nun hat die konservative EU-Parlamentarierin Marina Yannakoudakis via Facebook mitgeteilt, dass Präsident Dervis Eroglu ihr in einem Brief versprochen habe, den Strafrechtsparagrafen 171 abzuschaffen. Das aus der britischen Kolonialzeit stammende Gesetz verbietet es Männern, miteinander Sex zu haben. "Der Paragraf 171 sollte so schnell wie möglich ersatzlos gestrichen werden", schreibt der Staatschef an die EU-Abgeordnete, die Mitglied in einer parlamentarischen Intergruppe für die Beziehung zu Nordzypern ist.
Yannakoudakis hatte Nord-Nikosia im Oktober besucht und dafür geworben, den Schutz vor Vergewaltigungen zu verbessern und die Kriminalisierung von Homosexualität zu beenden. In beiden Punkten habe ihr der nordzyprische Staatschef Zusagen gemacht und nähere sich damit europäischen Standards an: "Dr. Eroglu hat zugestimmt, Homosexualität zu entkriminalisieren. Damit unternimmt er konkrete Schritte, so dass die Menschen in Nordzypern die selben Rechte erhalten wie andere Europäer auch", sagte Yannakoudakis.
Die EU-Parlamentarierin Marina Yannakoudakis hat in Nordzypern für die Aufhebung des Homo-Verbots geworben
Erst vor zwei Monaten gab es Berichte, dass drei Männer wegen einvernehmlichem Sex festgenommen worden sind, darunter auch der ehemalige südzyprische Finanzminister Michalis Sarris (queer.de berichtete). Er war gegen eine Kaution in Höhe von 47.000 Euro freigelassen worden und hätte Mitte November vor Gericht erscheinen sollen - der 65-Jährige entzog sich jedoch dem Verfahren. Gegen ihn liegt daher in Nordzypern ein Haftbefehl vor. In Südzypern schadete ihm die Verhaftung offenbar nicht: Er wurde am Montag zum neuen Chef der Marfin Popular Bank gewählt, dem zweitgrößten Geldinstitut des Landes.
Nordzypern spaltete sich nach dem Einmarsch türkischer Truppen 1974 vom griechischen Süden ab, ist aber bislang einzig von der Türkei als Staat anerkannt worden. Die Republik Zypern ist dagegen seit 2004 Mitglied der EU. In Südzypern wurde Homosexualität bereits im Jahr 1998 legalisiert. (dk)
Schon im Osmanischen Reich standen gleichgeschlechtliche Handlungen seit 1852 nicht mehr unter Strafe. Für Ausländer, die unter der Gerichtsbarkeit der Konsulate standen, galt das Strafrecht des Heimatlandes