Bischof Francis George ist ein Freund klarer Worte
Der katholische Kardinal von Chicago hat in einem Fernsehinterview die LGBT-Bewegung mit dem Ku-Klux-Klan verglichen. Grund dafür ist ein eigentlich bereits beigelegter Streit einer katholischen Kirche mit den Organisatoren des CSD.
Die Mitglieder der Kirche Our Lady of Mt. Carmel hatten öffentlich kritisiert, dass der CSD nach einer Verlegung der Route im nächsten Jahr vor ihren Türen vorbeizieht, noch während ein Gottesdienst abgehalten wird. Die Organisatoren des Pride gingen daraufhin auf die Gemeinde zu und verlegten die Startzeit der Parade nach hinten, was die Gemeindevertreter zufrieden stellte.
In einem Statement der Gemeinde vor Beilegung des Streits hatte die Kirchenleitung bereits angegeben, die CSD-Parade sei eines der Kennzeichen des Stadtviertels und man wolle ihren Platz in der Community in keinster Weise vermindern. Man sei sogar stolz auf die Diversity des Viertels. Allerdings führten unter anderem die zahlreichen Absperrungen dazu, dass einige Gläubige nicht an dem Gottesdienst teilnehmen könnten. Verkehrsprobleme waren bereits der Grund für die Verlegung der Parade.
Die CSD-Parade in Chicago zieht Hunderttausende Besucher an (Bild: Wiki Commons / puroticorico / by)
Doch weder die Gemeinde noch die LGBT-Community hatten die Rechnung mit dem katholischen Erzbischof von Chicago gemacht. Kardinal Francis George sagte - nach der Beilegung des Streits - einem lokalen TV-Sender: "Die LGBT-Bewegung sollte sich nicht in etwas wie den Ku-Klux-Klan entwickeln, indem sie auf der Straße gegen den Katholizismus demonstriert."
Auf eine Rückfrage des Moderators, ob der Vergleich nicht harsch sei, sagte der Erzbischof: "Ja, das ist er. Aber sie müssen sich die Rhetorik [einiger Schwuler und Lesben] anschauen. Wer ist der Feind? Die katholische Kirche." Ein Sprecher der Gruppe Dignity Chicago sagte: "Wir waren nie gewalttätig im Kampf für unsere Rechte. Dass der Bischof uns mit einer der hasserfülltesten und mörderischsten Organisationen in der Geschichte unseres Landes vergleicht, spottet jeder Beschreibung. Viele Gruppen forderten eine Entschuldigung des Kardinals.
Ein Sprecher der Erzdiözese sagte nach zunehmender Kritik, die Äußerungen des Kardinals seien aus dem Kontext gerissen worden. In der Sendung hatte sich George auch gegen die Aufzucht von Kindern durch Homo-Paare ausgesprochen, ebenfalls mit einem unglücklichen Vergleich: "Das ist nicht nur die katholische Position: Fragt mal die Chinesen. Die werden das gleiche sagen und waren nie Christen. Das ist nicht Mutter Kirche, sondern Mutter Natur." Man müsse aber als Kirche auf Schwule und Lesben zugehen.
Die CSD-Parade in Chicago wird immer am letzten Sonntag im Juni abgehalten und hatte im letzten Jahr 800.000 Besucher. Sie wird im nächsten Jahr wie zuvor um 12 Uhr starten, die für die Kirche problematische Vorverlegung auf 10 Uhr war vor allem damit begründet worden, weniger Alkohol im Spiel zu haben. Vertreter einer episkopalischen Kirche, die auch auf der Paradestrecke liegt, hatten übrigens angeboten, ihren Gottesdienst auf den Samstag Abend zu verschieben. (nb)
Direktlink | Die Äußerung des Kardinals vom Sonntag ist inzwischen Top-Thema in der Stadt
Was die Rhetorik der Schwulen und Lesben gegenüber der katholischen Kirche betrifft, hat er wohl Recht. Man muss ja nur die Kommentare bei queer.de lesen. (Damit will ich nicht sagen, dass die Schwulen die RKK nicht zu Recht angreifen, aber dass es so bei den Katholiken rüber kommt, ist nicht zu leugnen.)