Vertrauenslücke entstanden? Das lässt sich beheben. (Bild: CS)
Ohne Vertrauen funktioniert auf Dauer keine Beziehung. Nur wie baut man dies auf, wenn es daran mangelt? "Happy Together" - Der Beziehungsratgeber, Teil 17
Von Carsten Weidemann
Drei Wochen ist Peter nun schon auf seiner Dienstreise in den USA unterwegs. Sein Mann, Manfred, ist derweil in Deutschland, sein Job bindet ihn an die Heimatstadt. Am Anfang waren die E-Mails, Telefonate und Videochats per Skype noch fröhlich und munter. Man hatte sich viel zu erzählen. Doch langsam veränderte sich die Stimmung, Manfred zeigte sich zunehmend unzufrieden mit Peters langer Abwesenheit, der zudem geradezu aufzublühen schien im sonnigen Kalifornien. Geht es da wirklich nur um Arbeit? "Was machst du Abends so?" fragt Manfred, und Peter bleibt vage. "Nichts Besonderes, ich bin nach den Konferenzen meist zu müde, um noch irgendwas zu unternehmen." Manfred legt sich bei Gayromeo ein anonymes Profil an, verlegt es nach San Francisco. Er weiß, worauf Peter besonders steht. Wird er anbeißen? Und wenn ja, soll Manfred ihn damit konfrontieren?
Wer im Internet nach dem Stichwort "Das Wichtigste in der Beziehung" sucht, stößt besonders häufig auf das Wort "Vertrauen". Im oben genannten Beispiel, dass sich tatsächlich so ähnlich zugetragen hat, geht das Vertrauen gerade ordentlich baden und macht dem Misstrauen Platz. Die Zuversicht in die Verlässlichkeit und Treue des Partners ist eine der tragenden Säulen einer jeden Partnerschaft, und nicht immer wird dies belohnt. Der andere lügt oder betrügt, hält sich nicht an Absprachen der Beziehung, verhält sich egoistisch oder unsolidarisch. Wer in eine Person sein Vertrauen gelegt hat und dann enttäuscht wird, für den ist es schwierig, wieder neue Offenheit gegenüber dem nächsten potentiellen Partner zu zeigen. Wie viel Vertrauen wir in uns haben, das wird bereits von der Geburt an bestimmt. Sind die Eltern liebevolle und verständnisvolle Personen, ist das eigene Vertrauens-Fundament größer als bei einem Umfeld aus Angst oder gar Gewalt. Deswegen ist es für den einen einfacher, für den anderen schwerer, den Gefühlen und Worten des Partners Glauben zu schenken.
Wie kann man nach schlechten Erfahrungen wieder neu vertrauen?
Wie kann ich wieder jemandem Vertrauen, wenn ich zuvor schlechte Erfahrungen gemacht habe? In dem man optimistisch bleibt und neu vertraut, bedingungslos. Vertrauen lässt sich nicht verhandeln. Natürlich kann ich wieder enttäuscht werden, aber was wäre die Alternative? Eine Beziehung, die versucht mit Kontrolle und Überwachung das Misstrauen im Zaum zu halten, enthält in sich bereits den zerstörerischen Kern.
In der Politik wird oft von vertrauensbildenden Maßnahmen gesprochen, funktioniert so etwas auch in der Beziehung? Bedingt. Oft wird davon gesprochen, dass man Vertrauen aufbauen will, in Wirklichkeit baut man nur das Wissen über den Partner aus. Ich weiß, wie er funktioniert, also kann ich einschätzen, wie er sich in bestimmten Situationen verhalten wird. Das kann beruhigend wirken, aber auch genau das Gegenteil bewirken. Es ist also keine unwichtige Frage, was ich vom Partner wissen will, der sich wochenlang woanders herumtreibt, und was nicht.
Hinter dem Vertrauensverlust steckt oft die Verlustangst. Der Partner soll bei mir bleiben, mich nicht verlassen, er soll sich nichts "Besseres" suchen. Wenn das Misstrauen einsetzt ist es also an der Zeit, gemeinsam über die Ängste zu reden. Die gilt es zu überwinden. Durch Risikobereitschaft (Ja, ich lasse mich auf die Beziehung ein, trotz der Gefahr wieder enttäuscht zu werden) und durch Offenheit (Ich vertraue immer wieder aufs Neue, es gibt keine Alternative). Letztlich kann nicht der Partner, dem man nicht vertraut, dieses wieder aufbauen, man muss an sich selbst arbeiten, um es wiederzuerlangen.
Die meisten haben in der Umfrage aber Liebe angegeben :-P