Viellicht treffen Gay-Touris demnächst Derek Chavez am Strand, den offen schwulen Teilnehmer der Show "Real World: Cancun" von 2009. (Bild: Real World, MTV)
Um Touristen anzulocken, haben Cancun und andere mexikanische Resorts an der Karibikküste die Öffnung der Ehe für Schwule und Lesben angekündigt.
Bereits acht Homo-Paare - die meisten von ihnen aus Mexiko - haben für Januar die Eheschließung beantragt, erklärte Patricia Novelo von der Homo-Gruppe Colectivo Diversidad gegenüber der Nachrichtenagentur EFE. Die Eheschließung sei möglich, weil im Bundesstaat Quintana Roo, in dem Cancun liegt, die Ehe nicht ausdrücklich als Verbindung zwischen Mann und Frau definiert sei. Vielmehr spreche das Gesetz von "Menschen, die Interesse an einer Eheschließung" haben.
Bislang hat in dem mittelamerikanischen Land lediglich Mexiko-Stadt im Jahr 2009 die Ehe für Schwule und Lesben geöffnet (queer.de berichtete). Scharfe Kritik kam von der katholischen Kirche und der konservativen Bundesregierung unter Präsident Felipe Calderón. Die Calderón-Regierung hatte sogar gegen die Hauptstadt mit dem Argument geklagt, die Ehe diene der Fortpflanzung und dürfe deshalb nur Heterosexuellen gewährt werden. Der Oberste Gerichtshof des Landes erklärte jedoch 2010, die Fortpflanzung sei kein "grundlegender Bestandteil der Ehe". Daher verstoße die Regelung auch nicht gegen die mexikanische Verfassung (queer.de berichtete). Auch das Adoptionsrecht für gleichgeschlechtliche Paare sei rechtens (queer.de berichtete).
Reiseanbieter rechnen mit Mehreinnahmen dank der Ehe-Öffnung
Cancun will mit dem Gesetz vor allem den Tourismus aus Europa, Kanada und den USA fördern, erklärte Novelo. Homo-Gruppen wie die International Gay & Lesbian Travel Association (IGLTA) und die Tourismusbehörde arbeiteten hier mit internationalen Reiseanbietern zusammen, um besonders Besucher aus Ländern anzulocken, in denen die gleichgeschlechtliche Eheschließung gegenwärtig noch verboten ist - wie etwa aus Deutschland. Außerdem gebe es Verhandlungen mit Fluglinien und Hotelketten, Ehe-Pakete für Schwule und Lesben anzubieten.
"Das ist für die Region etwas sehr Positives", sagte Novelo. "Neben dem gesellschaftlichen Fortschritt, den der Schritt bedeutet, gibt es wirtschaftliche Vorteile, wenn mehr Schwule und Lesben angezogen werden. Sie geben nämlich während ihres Aufenthaltes 45 bis 60 Prozent mehr aus als der Durchschnittstourist". (dk)