Portia Simpson-Miller war bereits von 2006 bis 2007 kurzzeitig Regierungschefin auf der Insel
Bei der jamaikanischen Parlamentswahl hat die homophobe Labour Party ihre Mehrheit eingebüßt - die Wahlsiegerin Portia Simpson-Miller hatte im Wahlkampf das Ende der Homo-Verfolgung in Aussicht gestellt.
Bei den Wahlen am Donnerstag erreichte die sozialdemokratische "National Party" von Oppositionsführerin Simpson-Miller 53,3 Prozent (+3,7 Prozent), die bisher regierende konservative "Labour Party" kam neuesten Ergebnissen zufolge nur auf 46,6 Prozent (-3,7 Prozent). Wegen des Mehrheitswahlrechts ist die Mehrheit für Simpson-Millers Partei deutlich: Sie erhält mit 42 Sitzen doppelt so viele wie die Labour Party von Premierminister Andrew Holness, die nur noch auf 21 Mandate kommt.
Simpson-Miller weckte in den letzten Wochen die Hoffnung von Homo-Aktivisten, als sie im Wahlkampf eine Überprüfung der Gesetze gegen Homosexualität ankündigte und sagte, dass sie im Gegensatz zu ihrem Kontrahenten Schwule und Lesben im Kabinett akzeptieren würde. "Niemand sollte wegen seiner sexuellen Orientierung diskriminiert werden", erklärte sie während einer live ausgetrahlten Fernsehdebatte kurz vor den Wahlen. Analysten erklärten damals, dass diese Aussage ihre Chancen auf eine Wahl schmälern würden, da eine große Mehrheit der Jamaikaner Homosexualität als unmoralisch ansieht. Derzeit stehen zehn Jahre Haft mit Zwangsarbeit auf gleichgeschlechtliche Aktivitäten.
Homophober Wahlkampf von Labour
Der homophobe Wahlkampf von Premierminister Andrew Holness hat sich am Ende nicht ausgezahlt
Der scheidende Premierminister Andrew Holness hatte erst im November 2011 das Amt von seinem Vorgänger Bruce Golding übernommen. Auch er war durch homophobe Ausbrüche aufgefallen: So erklärte er, dass Homosexualität den Jamaikanern vom Ausland aufgezwungen werden (queer.de berichtete). Holness war zuvor mehr als vier Jahre lang jamaikanischer Bildungsminister. In dieser Funktion hat er wiederholt gegen Homosexuelle Stimmung gemacht. So hat er sämtliche Bücher an Schulen verboten, in denen Schwule oder Lesben positiv dargestellt werden (queer.de berichtete).
Homo-Aktivisten haben beklagt, dass Labour-Politiker mit Homophobie auf Stimmenjagd gegangen seien. So erklärte Energieminister Clive Mullings, dass Gott Jamaika bestrafen würde, wenn das Land sein Homo-Verbot lockern würde. Daryl Vaz, ein Minister ohne Geschäftsbereich, sagte bei einer Wahlkampfveranstaltung unter dem Jubel seiner Anhänger, dass Gott "Adam and Eve" geschaffen habe, nicht "Adam and Steve".
Auch in der National Party gibt es Gegner der Gleichbehandlung von Homosexuellen. Aktivisten erklärten nach Labour-Angriffen, dass Simpson-Miller lediglich eine Überprüfung des Homo-Verbots angekündigt habe, nicht dessen Aufhebung. Sie hat jedoch angekündigt, eine Abstimmung ohne Fraktionszwang über das Gesetz abzuhalten. Wie viele Abgeordnete tatsächlich dafür stimmen, ist jedoch unklar. (dk)
Da sieht man aber auch wieder mal, dass Boykotte sehr wohl etwas bringen. Ohne Boykotte wäre das nie ein Thema geworden in diesem homophoben Land.