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  • 10. Januar 2012 12 2 Min.

Journalist Sendar Arseven darf Schwule und Lesben nicht generell als Perverse verunglimpfen

Der oberste türkische Berufungsgerichtshof hat eine Zeitung zur Zahlung einer Geldstrafe verurteilt, weil sie in einem Bericht Schwule als "Perverse" bezeichnet hatte.

Das Gericht hat entschieden, dass die Zeitung "Yeni Akit" 4.000 türkische Lira (1.700 Euro) wegen des Artikels "Üskül bevorzugt Perverse" bezahlen muss, berichtet die "Hürriyet". Auch Autor Sendar Arseven wird bestraft: Er muss 2.000 Lira (850 Euro) Strafe zahlen. Arseven hatte 2008 in einer Kolumne den Abgeordneten Zafer Üskül kritisiert, der damals der parlamentarischen Menschenrechtskommission vorstand.

Grund für den Artikel war ein von der Homo-Gruppe Kaos GL organisiertes internationales Treffen gegen Homophobie. Damals hatte Üskül im Vorfeld der Veranstaltung erklärt, dass Schwule und Lesben nicht wegen ihrer sexuellen Orientierung benachteiligt werden dürften. Die Zeitung kritisierte daraufhin, dass Üskül als Mitglied der islamisch-konservativen Regierungspartei AKP "Zugeständnisse an Transen" mache. "Üskül nimmt sogar am Treffen der sexuell Perversen teil", empörte sich der Artikel weiter.

Kaos GL hat daraufhin Strafanzeige wegen Herabwürdigung aller Schwulen und Lesben gestellt. Zwei Mal unterlagen die Aktivisten vor Gerichten in der Hauptstadt Ankara. Diese urteilten, dass die Bezeichnung "pervers" von der Pressefreiheit geschützt sei. Dem folgte das Oberste Berufungsgericht nicht: "Pressefreiheit bedeutet nicht, dass Menschen beleidigt werden dürfen", erklärten die Richter.

Homosexualität ist in der Türkei zwar seit 1858 legal, allerdings werden Schwule oft von der Staatsmacht mit Gummiparagrafen gegen "öffentlichen Exhibitionismus" und wegen "Verstoßes gegen die öffentliche Moral" drangsaliert. Zudem ist die Türkei das einzige Nato-Mitgliedsland, das Schwule und Lesben nur wegen ihrer sexuellen Orientierung aus dem Militärdienst ausschließt. Homo-Paare genießen keinerlei rechtlichen Schutz und Antidiskriminierungsgesetze sind unbekannt.

Auch die Arbeit von Homo-Gruppen wird gezielt behindert - ihnen wurde unmoralisches Verhalten oder die Förderung von Prostitution vorgeworfen. Kaos GL musste sich ebenfalls Verbotsversuchen erwehren: So hatte 2005 der Gouverneur von Ankara versucht, der Gruppe die Lizenz zu entziehen. Er scheiterte jedoch vor Gericht (queer.de berichtete). Erst vor einem Jahr hat ein Gericht in Bursa die Homo-Gruppe "Gökkuşağı" (Regenbogen) verboten (queer.de berichtete). (dk)

-w-

#1 SchokiAnonym
  • 10.01.2012, 15:44h

  • Ein kleiner (!!!) Schritt in die richtige Richtung...
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#2 goddamn liberalAnonym
  • 10.01.2012, 16:27h
  • Mit diesen letzten Reservaten kemalistischer Vernunft im Justizapparat wird der frömmelnde Erdogan auch noch aufräumen...

    Leider...
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#3 BaklavaAnonym
  • 10.01.2012, 17:54h
  • «Es gibt einen Strom hin zu mehr Freiheit. Da verlieren natürlich die alten Könige und Königinnen ihre kleinen Reiche», sagt die Schriftstellerin Perihan Magden.

    «Wir diskutieren heute den Völkermord an den Armeniern», sagt Perihan Magden. «Noch vor kurzem wussten wir nicht einmal, wie man das Wort buchstabiert. Erdogan hat die Herrschaft der Furcht gebrochen.» Sie erzählt vom 24. April. An dem Tag gedenken die Armenier der Massaker von 1915/16. Mit einem Sitzstreik erinnerten dieses Jahr auch ein paar Tausend Istanbuler der Vernichtung der anatolischen Armenier. «Früher hat die Polizei bei solchen Anlässen zugesehen, wie die Faschisten uns verprügelten», sagt Magden. «Diesmal haben sie sich schützend um uns gestellt.»

    «Ich bin nun 83 Jahre alt», sagt Ishak Alaton, bekennender Sozialdemokrat und der bekannteste jüdische Unternehmer des Landes. «Aber eine Türkei so frei, so wohlhabend und so transparent wie heute habe ich mein Lebtag noch nicht gesehen."

    bazonline.ch/ausland/europa/Der-Missverstandene/story/282881
    57?track


    Kemalisten & Gladio:

    de.wikipedia.org/wiki/Ergenekon

    www.youtube.com/watch?v=ljuegMwacF8
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