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DFB-Dialogforum
Lahm wegen Homo-Äußerung in der Kritik
- 17. Januar 2012 2 Min.

Der Münchener Philipp Lahm befürchtet, dass ein Coming-out schwulen Spielern schaden könnte (Bild: sdhansay / flickr / by 2.0)
Die Chefin der Antidiskriminierungsstelle kritisiert Nationalmannschaftskapitän Philipp Lahm, weil er schwulen Profifußballern geraten hatte, ihre sexuelle Orientierung geheim zu halten.
Beim DFB-Dialogforum "Vor dem Ball sind alle gleich – Sexuelle Identitäten im Fußball" in der Sportschule Hennef bemängelten am Dienstag mehrere Teilnehmer die Haltung Lahms. So erklärte Christine Lüders, die seit 2010 die Antidiskriminierungsstelle leitet: "Ich denke, es war ein Fehler von Philipp Lahm, das zu sagen." Sie kritisierte, dass schwule Spieler durch die Aussage Lahms von einem Coming-out abgehalten werden könnten, berichtet der WDR. Gerade als Nationalspieler hätte Lahm zum Coming-out aufrufen müssen.
Lahm hatte am Wochenende in einem Interview erklärt: "Ich glaube nicht, dass die Gesellschaft schon so weit ist, schwule Profi-Fußballer als etwas Selbstverständliches zu akzeptieren, so wie es in anderen Bereichen bereits möglich ist" (queer.de berichtete). Im Stadion gehe es nun einmal nicht politisch korrekt vor, so Lahm.
Ex-NBA-Star hätte als Fan "Nase voll"

Nach seinem Coming-out 2007 warnte auch Amaechi Profisportler vor dem Coming-out
Kritik an Lahm äußerte auch der frühere NBA-Star John Amaechi: "Er muss doch ein Vorbild sein in seinem Äußerungen, oder er muss den Mund halten", sagte der 1970 geborene Basketballspieler nach Angaben der Nachrichtenagentur dapd. "Wenn ich ein Fan wäre, dann hätte ich die Nase voll davon, dass ich für engstirniges Verhalten verantwortlich gemacht werde." Nach seinem Coming-out 2007 warnte allerdings auch Amaechi vor einem Coming-out in der NBA, weil dort eine so homophobe Atmosphäre vorherrsche. Er selbst kam erst Jahre nach dem Ende seiner Profikarriere aus dem Schrank.
Im deutschen Fußball sei die Lage aber besser. Amaechi lobte insbesondere DFB-Präsident Theo Zwanziger, der den deutschen Profifußball viel homofreudlicher gemacht habe – der britische Fußball liege in dieser Frage "noch viel weiter zurück", so Amaechi, der in der Nähe von Manchester bei seiner englischen Mutter aufgewachsen ist.
Zwanziger erklärte beim Dialogforum, dass der deutsche Profifußball weiter daran arbeiten müsste, schwulen Fußballern ein Zuhause zu bieten: "Der Sport und der Fußball haben einen konservativen Kern. Und diesen Kern muss man zunächst ein Stück weit abschmelzen", sagte der DFB-Chef. Zwar empfahl er Profis ein Coming-out und sagte, sie sollten "den Mut haben, sich zu erklären". Philipp Lahm nahm er aber in Schutz: Der Außenverteidiger könne "die Situation aus seinem eigenen Erleben heraus natürlich viel besser beurteilen, als ich das kann", so Zwanziger nach Angaben des Sportinformationsdienstes. (dk)














