Kreuz und Regenbogenfahne vertragen sich oft nicht
In Sachsen streiten die evangelischen Kirchengemeinden darüber, ob Schwule und Lesben akzeptiert oder verdammt werden sollen. Die Initiative 2=2 ruft dazu auf, sich am Freitag telefonisch beim Landesbischof zu beschweren.
Die Kirchenleitung will am Wochenende darüber beraten, ob verpartnerte Pfarrer gemeinsam im Pfarrhaus leben dürfen oder ob ein schwules oder lesbisches Paar gesegnet werden darf. Viele Kirchengemeinden machen sich jetzt dafür stark, Homosexualität innerhalb der Kirche nicht zu akzeptieren: So haben bis letzte Woche 123 Kirchenvorstände - und damit ein Sechstel aller Gemeinden in Sachsen - die "Markersbacher Erklärung" unterzeichnet. Darin wird davor gewarnt, dass "zahlreiche Gemeindemitglieder" ihre "geistliche Heimat" verlieren könnten, wenn die Kirche Homosexuelle gleich behandelt wie Heterosexuelle.
Die Unterzeichner fordern die Landeskirche auf, an der bisherigen Regelung aus dem Jahr 2001 festzuhalten. Diese besagt, dass "Amtsträger und Mitarbeiter im Verkündungsdienst" ihre "homosexuelle Prägung" ihren Vorgesetzten mitteilen müssen. Ihnen ist dann ausdrücklich verboten, das Thema Homosexualität zu "propagieren". Die Segnung von Homo-Paaren komme "mit Blick auf das biblische Zeugnis" ebenfalls nicht in Betracht.
Die evangelische Kirche in Deutschland empfiehlt zwar seit dem 1. Januar, dass verpartnerte Pfarrer wie ihre heterosexuell verheirateten Kollegen auch im Pfarrhaus zusammen leben dürfen. Unter konservativen Protestanten führte das aber zu Protesten.
Über 100 Pfarrer befürworten Gleichbehandlung
Ebenso groß wie die Zahl der protestantischen Gemeinden, die Schwule und Lesben grundsätzlich als Sünder ablehnen, ist die Zahl der Unterstützer: So haben bis dato 124 evangelische Pfarrer aus Sachsen den offenen Brief "Auch unter Christen - Liebe zum gleichen Geschlecht" unterzeichnet (queer.de berichtete). Darin fordern sie, Homosexuelle gleich wie Heterosexuelle zu behandeln: "Wir stellen fest: Homosexualität ist keine Krankheit und von einer homosexuell gelebten Partnerschaft geht für niemanden eine Gefahr aus", heißt es darin.
Homo-Aktivisten zeigten sich erschüttert, wie populär noch die Ablehnung der Gleichbehandlung unter den sächsischen Christen ist. Sebastian Manzke von der Initiative 2=2 sieht darin ein "erschreckendes Maß an Intoleranz und gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit". Die Kirche müsse sich fragen, "ob sie sich als Ort der Nächstenliebe und Toleranz versteht und dies auch glaubwürdig vorlebt oder lieber als Hort homophoben, menschenfeindlichen Denkens gelten will." Daher ruft die Gruppe via Facebook dazu auf, telefonisch beim Landesbischof gegen die Benachteiligung von Schwulen und Lesben zu protestieren (Alle Infos hier). (dk)
Grund ist vor allem der hohe Anteil an Sekten und konservativen evangelischen Christen vor allem im Erzgebirge. Der Anteil an Katholiken ist in Sachsen verschwindend gering.