Sebastian D, (li) und Ivan D. (re), das Magazin NEWS hat "vergessen" das Gesicht des Opfers unkenntlich zu machen, was wir hier nachgeholt haben. (Bild: Screenshot www.news.at)
In Österreich sind neue Fakten zum Mord am 16-jährigen Sebastian D. bekannt geworden. Der mutmaßliche Täter Ivan D. (17) war in ihn verliebt.
Von Carsten Weidemann
Als "Drama von Braunau" geisterte das Verbrechen am 20. November 2011 durch die österreichischen Medien. Die Gymnasiasten Sebastian D. (16) und Ivan D. (17) waren dicke Freunde, haben alles Mögliche miteinander unternommen. Doch dann endete die Freundschaft mit dem Tod des Jüngeren, der als lebenslustiger und kommunikationsstarker Mensch galt. Anders als Ivan, der als introvertiert und depressiv beschrieben wird.
Was genau an jenem 20.November passierte, ist nicht genau geklärt, denn Ivan sagt, er könne sich an den Tatvorgang nicht mehr erinnern. Tatsache ist jedoch, dass sein Freund zunächst mehrere Schläge mit einem Hammer auf den Kopf abbekam und danach durch mehr als einem Dutzend Messerstichen im Oberkörper starb. Ivan D. hatte anschließend einen Selbstmordversuch unternommen, dann aber schwerverletzt noch einen Notarzt gerufen. Der mutmaßliche Täter gilt nach wie vor als Suizidgefährdet. Das Nachrichtenmagazin NEWS, das in dieser Woche die Geschichte noch einmal in aller Ausführlichkeit aufrollt, zitiert ihn mit den Worten: "Der Gedanke, vielleicht tatsächlich etwas Fürchterliches gemacht, meinem besten Freund solch grauenhafte Dinge angetan zu haben", wäre nicht zu ertragen.
Google-Suchen: "mord aus liebeskummer", "hammer auf kopf tod"
Für die ermittelnde Polizei ist verschmähte Liebe das Tatmotiv. So ist im Polizeiprotokoll zu lesen: "Aus der SMS-Auswertung am Apple-I-Phone im Zeitraum vom 1.11.2011 bis 20.11.2011 des D. Ivan geht hervor, dass D. Ivan unter Depressionen litt, Selbstmordgedanken hegte, die unbedingte Aufmerksamkeit von D. Sebastian wollte, ihm seine Liebe gestand - dieser jedoch davon nichts wissen wollte; er sich einigen Schulfreunden gegenüber als homosexuell outete und von der ganzen Situation überfordert und somit davon auch genervt war." Den Mord und Selbstmord habe er als "verzweifelte Idee" einem Bekannten gegenüber kundgetan, berichtet das Magazin NEWS weiter.
An all diese Dinge, so beteuert Ivan D., könne er sich nicht mehr erinnern. Auch nicht daran, dass er zuvor im Web über Psychopharmaka recherchiert und die Suchbegriffe "jugendstrafe für mord österreich", "mord aus liebeskummer", "hammer auf kopf tod", oder "wie lange fliesst das blut nach herzstillstand?" eingegeben hatte. Er habe in den vergangenen Wochen vor der Tat immer wieder Blackouts gehabt. Ein Psychologe hat nun ein Gutachten vorgelegt, in dem der generelle Gedächtnisverlust angezweifelt wird, aber das Vorliegen einer psychischen Erkrankung beim kommenden Prozess mit berücksichtigt werden muss. Der Verhandlungsbeginn ist voraussichtlich in diesem Frühjahr.