Ralf König vor Comic: Rosa von Praunheim hat für seine Doku Weggefährten und Promis vor die Kamera geholt
"König des Comics" heißt eine Doku des Filmemachers Rosa von Praunheim über den Comiczeichner Ralf König, die auf der Berlinale uraufgeführt wird.
Von Carsten Weidemann
Ralf König ist einer der erfolgreichsten Comiczeichner Deutschlands. 1987 wurde er mit dem Comic "Der bewegte Mann" berühmt. Die Verfilmung mit Til Schweiger 1994 hatte über sechs Millionen Zuschauer. Er hat es geschafft, als Chronist des schwulen Alltags, auch in großes heterosexuelles Publikum zu begeistern.
Schamlos zeichnet König schwulen Sex in allen Variationen. Er zeigt mit viel Humor schwule Klischees, von der kreischenden Tunte, dem Lederkerl, der Kulturhusche, um sie im selben Moment zu widerlegen, indem er sie satirisch überzeichnet. Mit seiner Bibeltrilogie macht er sich über die Sexfeindlichkeit der katholischen Kirche lustig und mit mutigen Comics zum Islam zeigt er, dass er keine Angst vor Kontroversen hat.
Ralf Königs Lebensweg in 80 Minuten
Ralf König und Rosa von Praunheim auf der Anti-Papst-Demo in Berlin
Rosa von Praunheims neuester Film "König des Comics" zeigt den Lebensweg Ralf Königs, aufgewachsen in einem kleinen Dorf in Westfalen, bis hin zu seinen großen Erfolgen als Comiczeichner.
Ralf König wuchs auf dem Land auf, machte eine Tischlerlehre und begann schon früh zu zeichnen. Er zog in die Weltstadt Dortmund und trat dort in der Szene als Elvira Brunftschrei auf. 1981 kam sein erstes Buch in einem Pornoverlag heraus. In Dortmund entstanden Bücher wie "Der bewegte Mann", "Lysistrata" und "Das Kondom des Grauens", die ihn international berühmt machten. Er zog nach Köln und genoss alle sexuellen Freiheiten, die er dann in seinen Comics verarbeitete, zum Beispiel in seinem Buch "Bullenklöten", welches die bayerische Staatsanwaltschaft auf den Plan rief.
Persönlich still und bescheiden, lässt er in seinen Comics die Sau raus. Neben Walter Moers und Brösel gehört er zu den berühmtesten Comiczeichnern Deutschlands. In Praunheims Film bekunden Prominente wie Hella von Sinnen, Ralph Morgenstern und Joachim Król ihre Sympathie und ein Filmproduzent verkündet, dass vier seiner Comics fürs Kino geplant sind.
Der Film zeigt einen bescheidenen, zurückhaltenden Menschen
Das offizielle Plakat zum Film
Im vergangenen Jahr 50 Jahre alt geworden, ist Ralf König auf dem Höhepunkt seiner Schaffenskraft und begeistert sein Publikum mit Comiclesungen, in denen er seine Charaktere mit verstellter Stimme zum Leben erweckt. Der Film zeigt einen bescheidenen, zurückhaltenden Menschen, dessen Beobachtungsgabe die komischsten Situationen von uns allen entdecken lässt.
"Seltsam, das eigene Leben in 80 Minuten Revue passieren zu lassen", kommentiert Ralf König den Film auf seiner Homepage. "Natürlich fehlt vieles im Detail und mancher aufregende Mann (was nicht Rosas Versäumnis ist, er konnte ja nur das zeigen, was ich ihm zur Verfügung stellte). Aber ich denke, ihm ist ein authentisches Bild gelungen, unaufgeregt, reflektierend, aber durchaus die Hosen runter lassend konnte ich mit meinen 51 Jahren auf dieses und jenes zurückblicken: Kindheit, Pubertät, ungestümes Aufbegehren, peinliche Transenshows, Comics, Liebe, Leidenschaft... kurz: Sex und Karriere."
Als einen "Liebesfilm für Ralf" bezeichnete der ARD-Journalist Tim Lienhard die Doku in einem Brief an Rosa von Praunheim: "'Ich liebe Dich' als Schluss-Satz des Filmes, den sein attraktiver, sympathischer Freund eigentlich fast off-Kamera in Ralfs Ohr flüstert, setzt den Punkt, um den es in diesem Portrait geht."
Youtube | Der Trailer zum Film ist noch nicht fertig. Dieses Video gibt es eine Kostprobe aus einer Comic-Lesung von Ralf König
Termine
"König des Comics" wird im Rahmen der Berlinale an folgenden Terminen gezeigt: Fr, 10.2. um 22:30 Uhr im CineStar7, Mi, 15.2. um 17 Uhr im Kino International, Do, 16.2. um 22:30 Uhr im Cinestar7, Sa, 18.2. um 15:30 Uhr im Colosseum1. Offizielle Premiere ist am 22.2. , regulärer Filmstart in der Hauptstadt am 23.2., in allen anderen Städten erst am 1.3.