Pekka Haavisto gratulierte seinem Kontrahenten noch in der Wahlnacht zum Sieg (Bild: Wiki Commons / Soppakanuuna / CC-BY-SA)
Der offen schwule Präsidentschaftskandidat Pekka Haavisto musste sich bei der Stichwahl am Sonntag dem konservativen Kontrahenten Sauli Niinistö deutlich geschlagen geben.
Den Grünenpolitiker Haavisto wählten bei frostigen Temperaturen 1,1 Millionen Finnen, was einem Stimmenanteil von 37 Prozent entspricht. Niiniströ erhielt 1,8 Millionen Stimmen oder 63 Prozent. Vor zwei Wochen kam Haavisto als erster offen schwuler Kandidat überraschend in die Stichwahl, als er mit 19 Prozent der Stimmen den zweiten Platz erreichte - und die Kandidaten der Liberalen und der rechtspopulistischen "Wahren Finnen" hinter sich ließ (queer.de berichtete). Er galt bei der Stichwahl als krasser Außenseiter.
Haavistos Homosexualität war während des Wahlkampfes praktisch kein Thema. Lediglich Politiker der "Wahren Finnen", die Rechte für Homosexuelle wie die 2002 eingeführten eingetragenen Partnerschaften ablehnen, machten Stimmung gegen den Grünen. "Die ältere Generation ist dafür noch nicht bereit", sagte der Politikwissenschaftler Olavi Borg nach Angaben der Nachrichtenagentur AP. Daher habe der konservative Kandidat gerade bei Rentnern gut abgeschnitten.
Sauli Niinistö war früher Justiz- und Finanzminister sowie Präsident des finnischen Parlaments (Bild: Wiki Commons / Soppakanuuna / CC-BY-SA)
Der 53-jährige Haavisto zog 1987 erstmals ins Parlament ein und wurde 1995 erster grüner Minister in einer europäischen Regierung. Unter dem sozialdemokratischen Ministerpräsidenten Paavo Lipponen war er bis 1999 für Umweltfragen zuständig. Später übernahm er diverse Aufgaben bei den Vereinten Nationen. 2005 wurde er zum Sonderbevollmächtigten der Europäischen Union im Sudan ernannt. Privat ist er seit 2002 mit seinem Mann Antonio Flores verpartnert.
In Finnland ist das Präsidentenamt wie in Deutschland kaum mit politischer Macht verbunden, sondern repräsentativer Natur. Mit Niinströ gewann das erste Mal seit 30 Jahren ein Politiker, der nicht Mitglied der Sozialdemokraten ist. Die scheidende Präsidentin Tarja Halonen durfte nach zwei Amtszeiten nicht wiedergewählt werden. Sie ist unter Schwulen und Lesben in Finnland sehr beliebt, weil sie sich stets für die Gleichbehandlung von sexuellen Minderheiten eingesetzt hat. So war sie in den 1980er Jahren sogar Vorsitzende der Homo-Gruppe Seksuaalinen tasavertaisuus (Sexuelle Gleichberechtigung, SETA). (dk)
Der Rechtsruck in Finnland hält also leider an...