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- 08. Februar 2012 3 Min.

Santorum bei seiner Siegesrede in Missouri
Der erzkonservative US-Präsidentschaftskandidat Rick Santorum konnte am Dienstagabend die Vorwahlen in Minnesota, Missouri und Colorado für sich entscheiden.
Von Dennis Klein
In den drei Bundesstaaten erreichte der 53-Jährige zwischen 40 und 55 Prozent der Stimmen. Favorit Mitt Romney kam lediglich auf einen Stimmenanteil zwischen 17 und 35 Prozent. Damit hat Santorum inzwischen vier Bundesstaaten gewonnen, Romney drei. Santorum feierte seinen Erfolg bei einer Wahlkampfveranstaltung in Missouri. In seiner Siegesrede nahm er den Präsidenten ins Visier: "Ich stehe hier als die konservative Alternative zu Obama". Er warnte außerdem vor der Macht der Bundesregierung, die auch nicht "gottgewollte" Gesetze beschließen könne: "Anders als Gott kann die Regierung Ihnen die Rechte wieder wegnehmen", sagte Santorum.
Gottgewollte Ehe versus Homo-Partnerschaft
Der Katholik gilt als Wunschkandidat vieler Evangelikaler, weil er anders als Mitt Romney oft konservative Gesellschaftspolitik in den Mittelpunkt stellt. Hauptthemen in dieser Gruppe sind seit Jahren die Abtreibungs- und Homo-Politik. So lehnt Santorum den Schwangerschaftsabbruch auch nach einer Vergewaltigung ab ("Machen Sie eine schlimme Situation nicht noch schlimmer") und will jegliche Anerkennung von Homo-Paaren oder den Diskriminierungsschutz für Schwule und Lesben verhindern. Bei einer Wahlkampfveranstaltung in Fulton (Missouri) erklärte Santorum wenige Tage vor seinem Sieg: "Die Ehe ist kein Recht, sie ist eine Institution, in der Männer und Frauen zusammenkommen mit dem Ziel einer natürlichen Beziehung, wie sie Gott geschaffen hat", so der frühere Senator aus Pennsylvania. Eine gleichgeschlechtliche Beziehung nütze dagegen der Zivilisation nicht, da sie keine Kinder hervorbringe.
Trotz des Sieges Santorums gilt Romney weiterhin als Favorit, da er für die kommenden Vorwahlen weit mehr Geld zur Verfügung hat als seine Gegner. Allein 2011 konnte der frühere Gouverneur von Massachusetts 56 Millionen Dollar an Wahlkampfspenden einsammeln. Bereits vor einer Woche hat sich das als entscheidender Faktor erwiesen: So konnte er Ende Januar in Florida Newt Gingrich den Sieg noch entreißen, obwohl der frühere Sprecher des Repräsentantenhauses dort wenige Tage zuvor noch klar geführt hatte. Einer der Gründe: Romney gab dort sieben Millionen Dollar alleine für Fernsehwerbung aus, Gingrich "nur" eine Million Dollar. Das Rennen könnte letztendlich am 6. März, wenn zehn Bundesstaaten abstimmen, entschieden werden.
Der Modus, wie die drei Vorwahlen am Dienstag abgehalten wurden, hat außerdem Santorum begünstigt. Zwei der drei Urnengänge wurden als "Caucus" durchgeführt, das bedeutet, dass Republikaner zu einer mehrstündigen Versammlung kommen müssen. Hier beteiligen sich oft evangelikale Konservative überproportional. Die dritte Abstimmung in Missouri wurde zwar als Primary, also als normale Wahl durchgeführt, ist aber nicht bindend.
Spreading Santorum
Die homofeindliche Haltung Santorums kritisieren Homo-Aktivisten bereits seit Jahren. 2003 hat eine Aussage des damaligen Senators den Kolumnisten Dan Savage so sehr erschüttert, dass er in seiner Kolumne das Wort "Santorum" neu definieren wollte – er erhielt von Lesern über 3.000 Vorschläge. Am Ende kam dabei die Seite spreadingsantorum.com heraus, die seit Jahren bei der Google- oder Bing-Suche nach dem Begriff "Santorum" noch vor der Homepage des Politikers auftaucht. Die Neudefinition von "Santorum" lautet: "Die schaumige Mischung aus Gleitgel und Fäkalien, die manchmal ein Nebenprodukt von Analsex ist." In Homo-Blogs wird Santorum deshalb nur noch "frothy" (schaumig) genannt.













