Auch Vertreter der Bewegung aus Moskau und St. Petersburg (Side by Side Filmfestival) nahmen an dem Protest teil (Bild: Dasha Zorkin)
In Berlin haben am Mittwoch bis zu 200 Menschen vor der Russischen Botschaft gegen die Homo-Politik des Landes demonstriert. Anlass war die drohende und schon fast vollzogene Verabschiedung eines Gesetzes gegen Homo-Propaganda in St. Petersburg (queer.de berichtete), in den Regionen Rjasan, Archangelsk und Kostroma sind entsprechende Regelungen bereits in Kraft.
Eingeladen dazu hatten Quarteera, eine Gruppe russischsprachiger LGBT in Deutschland, das Homo-Filmfestival "Side by Side" aus St. Petersburg, die russische "Rainbow Association" sowie der LSVD, an der Demonstration, die von der Botschaft Unter den Linden zum Pariser platz führte, beteiligten sich auch Politiker, Gewerkschaftsvertreter und Einzelpersonen, darunter Gloria Viagra in Zivil.
Man könne nicht über die homophobe Politik Russlands hinweg schauen, wenn man die Geschichte Nazi-Deutschlands kenne, sagte ein Vertreter von Quarteera auch in Hinblick auf russische Medien, die über den Protest berichteten. Marieluise Beck, Osteuropa-Sprecherin der Grünen, sagte, niemand habe Russland in den Europarat gezwungen. Als Mitglied habe das Land aber die Europäische Menschenrechtskonvention unterzeichnet, "die natürlich auch die Rechte von Schwulen, Lesben und Transgendern umfasst".
Vertreter von LSVD und Hirschfeld-Stiftung haben schon unzählige Male vor der Russischen Botschaft demonstriert (Bild: Yuri Gawrikow)
Auch die Moskauer Aktivisten Nikolai Aleksejew und Kirill Nepomniachtschi, die zur Berlinale angereist waren, nahmen teil, CSD-Organisator Aleksejew wies auf einem Schild darauf hin, dass er wegen eines solchen Gesetzes bereits verurteilt wurde.
Der Organisator der CSD in St. Petersburg, Yuri Gawrikow, bot auf seinem Plakat eine Anspielung auf Klaus Wowereit, die den Wahnwitz der neuen russischen Gesetzgebung herüberbringt: "In Russland ist es illegal, 'ich bin schwul und das ist gut so' zu sagen".
Während der Demonstration wurde von den Teilnehmern eine Petition unterzeichnet, die dem Stadtrat und dem Gouverneur von St. Petersburg überreicht werden soll - die russische Botschaft hatte sich geweigert, diese anzunehmen. Am Potsdamer Platz sprach noch Wieland Speck, Leiter der Panorama-Sektion der Berlinale. Man erhalte von Jahr zu Jahr mehr Filme zu LGBT-Themen aus Ländern, in denen Homosexualität noch immer ein Problem darstelle. "Die Zurschaustellung von Schwulen und Lesben in Kunst und Kultur lässt sich nicht verhindern", so Speck.
Derweil hat das Europäische Parlament am Mittwoch reagiert und eine Resolution verabschiedet, die unter anderem die Gesetze gegen "Homo-Propaganda" in St. Petersburg und den anderen russischen Regionen streng verurteilt. Die russischen Behörden werden aufgerufen, die Meinungsfreiheit in Bezug auf sexuelle Orientierung und Gender-Identität zu gewährleisten.
Bilder der Demonstration bei Quarteera und GayRussia.
putin=stalin (molotov)
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