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- 03. September 2004 3 Min.
Buju Bantons nächstes Konzert soll in Wuppertal stattfinden. Der LSVD protestiert, der Veranstalter wiegelt ab.
Von Dennis Klein
Wie andere Reggae-Sänger, die in ihren Liedern zur Ermordung Homosexueller aufrufen, hat Buju Banton derzeit einen schweren Stand: Sein Konzert in Berlin wurde kurzfristig abgesagt, nachdem der Lesben- und Schwulenverband (LSVD) gegen den Auftritt protestiert und mit einer Demonstration vor der Konzerthalle gedroht hatte. Stein des Anstoßes ist das Lied "Boom bye bye", in dem Banton propagiert, Schwule durch Kopfschuss, Säure- oder Brandanschläge zu töten. Das Lied ist international weiterhin erhältlich, Banton singt es jedoch nicht mehr live auf seinen Konzerten in Europa.
Der Protest verlagert sich nun in die Provinz: Der LSVD hat den Wuppertaler U-Club aufgefordert, dem Vorbild der Berliner zu folgen und Banton wieder auszuladen. Das Konzert soll jedoch wie geplant am Freitag Abend stattfinden. Die Veranstalter argumentieren, dass Banton sich in aktuellen Interviews in Europa bemüht habe, "seine extrem schwulenfeindlichen Äußerungen als Jugendsünde darzustellen."
Der U-Club fand auch eine Erklärung für die Homophobie des Sängers: "Bis heute wird Homosexualität mit Gefängnisstrafen geahndet und erst kürzlich sprachen sich 96 Prozent der Einwohner für die Beibehaltung dieses Gesetzes aus. Vor diesem Hintergrund verwundert es nicht, dass sich im Textrepertoire zahlreicher jamaikanischer Musiker einschlägig homophobe Passagen finden lassen." Außerdem unterstützten die Veranstalter eine Homo-Organisation in Jamaika: Man gehe davon aus, dass es auch in Bantons "Sinne sein müsste, dass ein Teil der Einnahmen an J-Flag, den ersten Schwulenverband Jamaikas, geht". Im Sinne von J-Flag ist das aber nicht: In einer Pressemitteilung unter dem Titel "J-Flag will Buju Bantons Blutgeld nicht" erklärte die Organisation: "Wir wurden nicht über diese Aktion informiert und werden kein Geld aus diesem Konzert annehmen." Denn Banton habe sich nicht von seiner homophoben Vergangenheit verabschiedet sondern habe kürzlich an einem Überfall auf eine Gruppe Schwuler in Jamaika teilgenommen. Der Sänger bestreitet das jedoch.
Auch in England schwelt der Streit um Auftritte von Hass-Sängern: So wurde jetzt ein Konzert des Reggae-Stars Sizzla Kolonji in Birmingham abgesagt. Die britische Polizei ermittelt derzeit gegen den Sänger wegen seiner homophoben Texte. So gibt es in seinem Song "Pump Up" die Zeile: "Erschieße Schwuchteln, meine große Kanone macht Krach". Ein Konzert im Victoria Park in London hatten die Veranstalter erst letzte Woche abgesagt, nachdem die Homo-Organisation Outrage lautstark dagegen protestiert hatte. "Ich glaube nicht, dass irgend jemand in England einer Gruppe eine Plattform geben würde, die Leute auffordert, Juden oder Schwarze zu töten", so Brett Lock von Outrage. "Das selbe sollte auch für den Mordaufruf an Schwulen und Lesben gelten."
3. September 2004, 14:20 Uhr













