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Castingshow
DSDS: Bühne frei gegen Homophobie
- 25. März 2012 3 Min.

Dieter Bohlen und Bruce Darnell sind mal einer Meinung, was Freiheit und Toleranz angeht (Bild: RTL / Stefan Gregorowius)
Der Facebook-Mob ätzt weiter gegen den schwulen Kandidaten Kristof Hering. Die DSDS-Jury sprach sich so deutlich wie noch nie für Toleranz aus.
Von Carsten Weidemann
Das homophobe Mobbing im Netz geht weiter. "Komm raus aus der Villa, dann schlag ich dich zusammen. Ich polier dir die Fresse, du schwule Sau." Auszüge aus den Facebook-Kommentaren, mit denen Kristof Hering derzeit konfrontiert wird (queer.de berichtete). Die "Bild"-Zeitung berichtet inzwischen, dass der Superstar-Kandidat "Todesangst" habe und sich nicht mehr aus dem Haus traue. Im Einspielfilm vor seinem Auftritt am vergangenen Samstag kommentiert Hering die Angriffe: "Es ist einfach schockierend. Ich denke, dass sich manche Leute einfach gar keine Gedanken darüber machen, was sie einem antun."
Dass es sich im Web besonders einfach pöbeln lässt, ist ein Phänomen, mit dem alle Internetangebote zu kämpfen haben, die Kommentare ihrer User zulassen. Eine Beleidigung ist schnell mal eingetippt. Dinge, die man einem anderen nie ins Gesicht sagen würde, stünde man ihm gegenüber, werden in der vermeintlichen Anonymität des Webs veröffentlicht. Wie Cybermobbing funktioniert, zeigt sich bei der Castingshow in diesem Jahr ganz deutlich.
Bruce Darnell: Ich werde stinksauer, wenn das noch einmal passiert

Süße "Buße": Daniele Negroni hat seinen ersten Auftritt im Fummel (Bild: Screenshot RTL Now)
Für die Verantwortlichen der Sendung war es offensichtlich an der Zeit, dagegen ein deutliches Signal zu setzen. Und dafür musste noch einmal Daniele Negroni herhalten, der seinen Casting-Konkurrenten Kristof vor zwei Wochen als "Schwuchtel" beschimpft hatte. Die beiden haben sich inzwischen ausgesprochen und taten alles, ihre Versöhnung auch gegenüber den Kameras zu dokumentieren. Bruce Darnell kommentiert: "Ich bin froh, dass der kleine Stress mit Kristof geklärt ist. Aber ich sage dir: Wenn ich noch einmal von dir eine Beleidigung wegen der sexuellen Orientierung oder irgendetwas anderes höre, dann bin ich stinksauer." Daniele entschuldigte sich nochmals öffentlich. Und Moderator Marco Schreyl freute sich diebisch, ein weiteres Video vorführen zu können, in dem Daniele "zur Strafe" in Frauenfummel und High Heels schlüpfte.
Jury-Mitglied Natalie Horler versuchte den gemobbten Kristof nach seinem Auftritt zu stärken: "Ich möchte dir einen Tipp geben: Als Künstler muss man es hinkriegen, das Private völlig auszuschalten, damit man auf der Bühne ganz da ist. Ich sehe, dass du dich darum bemühst, aber du musst es noch perfektionieren." Und auch Dieter Bohlen fand in seinem eigenen Stil die richtigen Worte: "Für mich stehst du hier für absolute Zivilcourage. [...] Und man sieht den Unterschied zwischen theoretischer Freiheit und praktischer Freiheit. [...] Wenn einer mal frei sein will und macht was er will, und wenn es nur schwul ist, dann sind da auf einmal Hunderttausende im Internet, die den niedermachen. Was ich eine Sauerei finde. Weil ich denke, wir leben in einem freien Land."
Links zum Thema:
» Die komplette DSDS-Sendung online bei RTL Now














