Findet Homophobie "unzeitgemäß": Frank-Michael Schmidt, CEO der Scholz & Friends Group
Werbeagentur-CEO Frank-Michael Schmidt entschuldigt sich für das homophobe Maredo-Motiv und spendiert der schwul-lesbischen Hirschfeld-Eddy-Stiftung eine Gratis-Kampagne.
Von Carsten Weidemann
Anders als bei Maredo weiß man zumindest bei Scholz & Friends, wie professionelles Krisenmanagement funktioniert: Die Werbeagentur mit Sitz in Hamburg und Berlin hat sich jetzt öffentlich für den von ihr entwickelten Maredo-Entwurf "Tofu ist schwules Fleisch" entschuldigt. Als "aktive Wiedergutmachung" will Scholz & Friends zudem für die Hirschfeld-Eddy-Stiftung - die Menschenrechtsstiftung des Lesben- und Schwulenverbands (LSVD) - eine kostenlose Kampagne entwickeln.
"Dass vor über drei Jahren unter der Schwelle der Aufmerksamkeit des Scholz & Friends-Vorstands und glücklicherweise auch der Öffentlichkeit ein Einzelmotiv entwickelt wurde, das unseren Grundüberzeugungen widerspricht, bedauern wir zutiefst", heißt es in einem Brief von Scholz & Friends-CEO Frank-Michael Schmidt an Volker Beck. Der grüne Bundestagsabgeordnete hatte die Werbeagentur zuvor aufgefordert, "in die Chauvi-Kasse einzuzahlen".
Weiter heißt es in dem Schreiben: "Um es klar zu sagen: Das Wort "schwul" in einem pejorativen Kontext zu verwenden, ist unzeitgemäß und in jeder Hinsicht unangemessen. Dafür möchte ich mich im Namen der Agentur Scholz & Friends ausdrücklich entschuldigen." Zudem verspricht CEO Schmidt, "in Zukunft bei allen Entwicklungen unseres Hauses eine höhere Sensibilität und Achtsamkeit in Bezug auf potenziell homophobe Inhalte an den Tag legen".
Volker Beck: "Öffentlichkeit für homophobe Ressentiments sensibilisiert"
Das Motiv "Tofu ist schwules Fleisch" war im Jahr 2008 als Wettbewerbsbeitrag entwickelt worden, wurde jedoch von Maredo weder autorisiert noch jemals als Werbung eingesetzt. Nachdem es sich in den vergangenen Wochen vermehrt im Internet verbreitete, distanzierte sich die Steakhauskette erstmals öffentlich davon (queer.de berichtete). Anschließend drohte Maredo allerdings Webseiten, die das homophobe Motiv dokumentierten - darunter auch queer.de -, mit Klagen (queer.de berichtete).
Volker Beck begrüßte indes die Reaktion von Scholz & Friends: "Es ist gut, dass die Agentur so klar und eindeutig reagiert. Ihr Angebot, die Menschenrechtsarbeit der Hirschfeld-Eddy-Stiftung zu unterstützen, ist ehrenwert und zeigt, dass das Engagement für die Rechte von Schwulen und Lesben ernst gemeint ist. Ich freue mich, dass nun etwas Positives aus dieser unerfreulichen Geschichte entsteht. Zudem wurde die Öffentlichkeit für homophobe Ressentiments sensibilisiert - auch dies ist ein gutes Ergebnis der Diskussion."
Wer Werbung in der 'Spaßgesellschaft' macht, kommt zwischen homophoben Machos und Homos&Friends schnell mal zwischen Baum und Borke. Die Gretchenfrage lautet: Wer ist solventer?
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