Von der erpressten Schrankschwester zum schwarz-grünen CSD-Papi: Ole von Beust hat einen bewegende politische Karriere hinter sich (Bild: Materials Aart / flickr / by-sa 2.0)
Im Interview mit der "Bild am Sonntag" erklärt der ehemalige Hamburger Bürgermeister, warum er so spät aus dem Schrank gekommen ist.
Von Carsten Weidemann
Öffentlich geoutet wurde er 2003 ausgerechnet von seinem Vater - jetzt räumt auch Hamburgs ehemaliger Bürgermeister Ole von Beust (CDU) ein, dass es besser gewesen wäre, schon vor seinem Wahlsieg im Jahr 2001 aus dem Schrank zu kommen.
In einem Interview mit der "Bild am Sonntag" (BamS) sagte der 56-Jährige: "Ich fand es extrem mutig, dass Wowereit das gemacht hat." Er selbst habe damals als CDU-Fraktionsvorsitzender und Spitzenkandidat seiner Partei nicht den Mut gehabt. Seine größte Befürchtung: "Ich hatte immer die Sorge, dass ich dann nur noch der schwule Politiker bin und nicht mehr der Politiker, der Idee A, B oder C verfolgt." Er habe nicht mit dem Etikett "das ist der Schwule von der CDU" leben wollen.
Von Beust bestritt es gegenüber der BamS, seine Homosexualität aus Sorge vor Nachteilen bei Wahlen verschwiegen zu haben. "Ich habe ja mein schwules Leben nie geheim gelebt", so der CDU-Politiker - außerdem habe er ja auch Wahlen gewonnen, als seine Homosexualität längst bekannt war. Zudem wiegelte er ab: "Ich finde das Thema auch nicht so spannend. Ehrlich gesagt, mich interessiert auch nicht, mit wem Sie was im Bett machen." Wäre er allerdings schon früher in einem Interview auf seine sexuelle Orientierung angesprochen worden, hätte er sie nicht geleugnet.
Keine Hochzeitspläne mit seinem 36 Jahre jüngeren Freund
Die Bild-Redaktion bietet Ole von Beust nicht zum ersten Mal ein Forum (Bild: Wiki Commons / MrsMyer / CC-BY-SA-3.0)
Auf sein Privatleben angesprochen, meinte von Beust, dass er noch immer mit seinem 36 Jahre jüngerem Freund zusammen sei. Auf die Frage der BamS, warum er die Beziehung erst nach seinem Rücktritt bekannt gemacht habe, meinte der CDU-Politiker: "Der Witz ist: Wir sind auch vorher zusammen ins Kino gegangen, waren bei Fußballspielen, Essen in Restaurants oder bei verschiedenen Anlässen. Interessanterweise hat das vor meinem Rücktritt nie jemand zur Kenntnis genommen."
Eine Hochzeit stehe jedoch nicht an: "Darüber habe ich mir noch keine Gedanken gemacht", erklärte der Ex-Bürgermeister im BamS-Interview. "Im Prinzip" unterstütze er jedoch die Ehe für Homosexuelle. "Ob man das dann Ehe nennen muss, ist eine andere Frage."
Carl-Friedrich Arp Freiherr von Beust, genannt Ole, war neun Jahre lang Erster Bürgermeister der Freien und Hansestadt Hamburg. Seine Homosexualität wurde allerdings erst 2003 publik, nachdem der damalige Innensenator Ronald Schill seinem Chef ein Verhältnis mit dem damaligen Justizsenator Roger Kusch unterstellt hatte - und ihn offenbar damit erpressen wollte. Von Beust entließ Schill und setzte Neuwahlen an, aus denen er mit einer absoluten Mehrheit als Wahlsieger hervorging - auf seine Homosexualität ging er jedoch nicht ein.
Kurz nach der Schill-Affäre outete ihn sein 2007 gestorbener Vater in einem Interview mit der "Welt am Sonntag". Beust habe das damals von einem Freund erfahren, erinnerte er sich 2010 gegenüber der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung". Er sei dann mit "klopfendem Herzen" zum Briefkasten gegangen und habe die Zeitung gelesen. Später stellte er seinen Vater zur Rede: "Ich habe ihn gefragt, warum er mir das nicht vorher gesagt habe. Seine Antwort war einfach: Du hättest mir das doch verboten. So ist es aber besser für dich."
Über dieses Hamburger Polit- und Privatdrama schreibt Ole von Beust auch in seinem Buch Mutproben: Ein Plädoyer für Ehrlichkeit und Konsequenz (Amazon-Affiliate-Link ), das am 17. April im Gütersloher Verlagshaus erscheint.
ich finde die Fragen übrigens extrem lustig, als ich Ole das erste Mal die Hand schüttelte, wusste ich sofort, er ist einer von uns... aber den Gaydar haben Heteros nun mal nicht