Ted Haggard hat als Chef der US-Evangelikalen jahrelang gegen Homo-Rechte gekämpft - bis ein Callboy ihn outete
Wer in einem autoritären, homofeindlichen Elternhaus aufgewachsen ist und homosexuelle Gefühle hegt, wird im Erwachsenenalter eher zum Schwulenhasser als ein hundertprozentiger Heterosexueller.
Das ist das Ergebnis einer gemeinsamen Studie mehrerer amerikanischer und englischer Universitäten. Die Forscher haben 640 Universitätsstudenten in den Vereinigten Staaten und Deutschland ausführlich nach ihren Gefühlen und ihrer Erziehung befragt. Die Probanden mussten unter anderem in Sekundenbruchteilen Fragen beantworten, etwa zur Attraktivität von Männern und Frauen auf Fotografien oder ihre Reaktion auf bestimmte Worte wie "gay" oder "straight". Die Antworten und Reaktionszeiten gaben den Forscher Rückschlüsse auf die (unterdrückte) sexuelle Orientierung der Probanden. Das Ergebnis zeigt, dass insbesondere diejenigen Personen starke homophobe Neigungen zur Schau stellten, die sich selbst als heterosexuell bezeichnen, aber in Tests eher auf gleichgeschlechtliche Reize reagieren.
Klemmschwestern empfinden offen lebende Homos als Bedrohung
"Menschen, bei denen es einen Unterschied zwischen der ausgedrückten und unbewussten sexuellen Orientierung gibt, empfinden Schwule und Lesben oft als Bedrohung und neigen eher dazu, ihnen gegenüber Vorurteile und Diskriminierung zu äußern", erklärte Psychologieprofessor Richard Ryan von der Universität von Rochester, einer der Co-Autoren der Studie. Für ihn sei das Ergebnis keine Überraschung: Ein bekanntes von Sigmund Freud und anderen bekannten Wissenschaftlern entwickeltes psychoanalytisches Konzept gehe davon aus, dass unbewusstes Verlangen unterdrückt werde, indem man einen entgegengesetzten Standpunkt einnimmt. Die neue Studie mache von "modernen Methoden Gebrauch, um besser in die Psyche der Probanden zu sehen".
Homo-Hass kommt nicht von ungefähr: Die Studie kommt insbesondere zum Ergebnis, dass ein autoritäres Elternhaus zu diesem Selbsthass führe. Autoritäre Eltern gäben den Kindern oft homofeindliche Ansichten weiter, die diese dann kultivierten. Um das heterosexuelle Bild von sich selbst zu bewahren, würde dieser Nachwuchs dann einen Hass auf offen lebende Schwule und Lesben entwickeln.
Homophobie kann zu Mord führen
Als Beispiel für einen solchen Selbsthass nannte Ryan Ted Haggard, den früheren Anführer der evangelikalen Bewegung in den USA. Haggard, der sich in Predigten gegen die gesetzliche Gleichstellung von Homosexuellen ausgesprochen hatte, wurde 2006 von einem Callboy geoutet, bei dem Haggard Kunde war (queer.de berichtete). "Wir lachen über solche Fälle von Scheinheiligkeit, aber diese Menschen sind selbst oft Opfer von Verdrängung und erleben große Angstzustände", so Ryan. Er wies auch darauf hin, dass diese Gefühle immer wieder in Morden endeten - wie etwa 2008, als ein 14-Jähriger seinen offen schwulen Klassenkameraden erschoss. Der Jugendliche wurde im vergangenen Jahr zu einer Haftstrafe von 21 Jahren verurteilt (queer.de berichtete).
Die Studie wird in der nächsten Ausgabe des Fachmagazins "Journal of Personality and Social Psychology" veröffentlicht. (dk)
Youtube | Professor Ryan erläutert die Ergebnisse der Studie
ein wesentliches produkt der herrschenden geschlechterkonstrukte und -verhältnisse und der fokussierung von sexualität auf fortpflanzung (also das, was im sinne ökonomischer verwertbarkeit vorrangig von interesse ist), mit anschließender, maximal privatisierter erziehungs- und versorgungsarbeit im rahmen des konstrukts der (klein-) "familie", die zugleich immer und überall (und in der krise noch mehr) zum hort des höchsten persönlichen glücks hochstilisiert wird.
die weit verbreitete "homophobie" ist die zwingende konsequenz dieser herrschenden konstrukte von mann/frau, heterosexualität als angeblicher norm und homosexualität als abweichung davon, die bestenfalls als kleine, klar umrissene und stereotypisierte "minderheit" geduldet und der herrschenden ordnung unterworfen wird bzw. sich im sinne der bereitwillig übernommenen absurden bürgerlichen vorstellung von "gleichstellung" selbst dieser ordnung unterwirft.
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www.queer.de/detail.php?article_id=16272&antwort_zeigen=ja#c
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