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Neu im Kino
Der Antiheld geht auf den Strich
- 13. April 2012 2 Min.

Paradiesische Liebe in prekären Verhältnissen (Bild: Salzgeber Medien)
Der Regisseur Gaël Morel schickt in "Unter Freunden" seinen Lieblingsdarsteller Stéphane Rideau anschaffen. Ein Drama über käuflichen Sex, das Altern und die Liebe.
Von Carsten Weidemann
Das ist ein Drama, wie es französischer nicht sein kann. Schöne junge Männer kämpfen um ihre Existenz, indem sie ihre Körper verkaufen, suchen dabei - wie auch ihre gealterten Freier - nach dem Sinn ihres restlichen Lebens und landen am Ende wie Bonnie und Clyde: Tragisch aber nachvollziehbar.
Im Geist des New Queer Cinema und seiner schwulen Antihelden hat Gaël Morel seinem Freund und Lieblingsschauspieler Stéphane Rideau (Wilde Herzen, Sommer wie Winter ...) eine faszinierende Hauptrolle auf den Leib geschrieben, die dieser mit kompromissloser Offenheit und Konsequenz ausfüllt. Dimitri Durdaine, sein jugendlicher Filmpartner, ist in seiner ersten Filmrolle zu sehen und wird in Frankreich bereits als Sensation betrachtet. Vassili und Angelo sind ein Paar wie Richard und Nathan aus Swoon (Tom Kalin, 1992) oder Luke und Jon aus The Living End (Gregg Araki, 1992) - schwule Liebende, die nichts zu verlieren haben und für die bürgerliche Sicherheiten, die ihnen ohnehin verwehrt werden, keine Attraktivität haben.
Gegenentwurf zum bürgerlichen Komödienschwulen
Die Story: Vassili geht auf den Strich. Ein harter Markt. Von seiner jugendlichen Schönheit ist wenig übrig geblieben und seine Freier lassen ihn das spüren. Gewaltsam wehrt er sich gegen die Entwürdigungen, doch hat er die Verachtung, mit der die Kunden ihn und seinen Körper ansehen, längst verinnerlicht. Dann, eines Nachts im Bois de Boulogne, entdeckt Vassili einen blutenden und misshandelten Jungen, der aus dem Nichts zu kommen scheint. Er nennt ihn Angelo, den Engel.
Es ist von Anfang an eine leidenschaftliche Amour fou, die beide erfasst, ohne Zweifel und Misstrauen, ohne Kompromisse. Gemeinsam gehen sie auf den Strich, ermorden und berauben ihre Freier, fliehen schließlich aus Paris, um ihr Paradies zu suchen, wo sie mit allem aufhören und einen Neuanfang wagen können. Doch auch Vassilis Jugendfreundin Anna und ihr kleiner Sohn können die Katastrophe nicht abwenden, auf die Vassili und Angelo zusteuern ...
Übersteigert positive schwule Selbstbilder, wie sie Anfang der 1990er in den "Feel Good-Movies" üblich waren, haben bei Morel Widerwillen erzeugt. Seine packend inszenierten Damen sind Gegenreflex auf schwule Mainstream-Komödien und -Romanzen, die vor allem bürgerliche Sehsüchte befriedigen.
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