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Madame Kio
Als in West-Berlin die Travestie boomte
- 13. April 2012 2 Min.

Ein West-Berliner Travestie-Urgestein: Madame Kio im Jahr 1996
Anlässlich ihres 70. Geburtstages würdigt das Schwule Museum Berlin die Fummel-Pionierin und -Protagonistin Madame Kio mit einer neuen biografischen Ausstellung.
Madame Kio wird als Cornél Hédl gegen Ende des Zweiten Weltkrieges in Ungarn geboren und ab seinem neunten Lebensjahr zum Ballett-Tänzer ausgebildet. Von Debrecen über Budapest, Leipzig und Düsseldorf tanzt er sich bis nach West-Berlin, das 1968 seine Wahlheimat wird.
Durch einen Bühnenunfall wurde Cornél gezwungen, sich umzuorientieren. Das war der Startschuss für Madame Kio: Der Künstler beginnt seine zweite Karriere als Drag Queen. Neben den eigenen Auftritten betreibt Kio mit ihrem Lebensgefährten Hermann nacheinander verschiedene Travestie-Theater und gründet "Kio und die Crazy Boys", eine von Berlins größten Travestie-Truppen.
In den 1970er Jahren boomte die Travestie

Kio mit Wolfgang Bielefeld und Zsazsa (Berlin 1978) (Bild: Schwules Museum/Sammlung Kio)
Damit steht Madame Kio zeittypisch für die Glanzzeit der Nachkriegstravestie im West-Berlin der 1970er Jahre. "Es war die Zeit für Travestie, also, das war ein Boom!", erinnert sich Madam Kio. "Es gab das Chez Nous, es gab Romy Haag, Straps-Harry, das Prisma, die Lützower Lampe, dann gab es das Berliner Gasthaus. Die waren alle gleichzeitig da und überall gab es ein festes Programm."
In den großen Fummel-Jahren in der ehemaligen Frontstadt seien "bestimmt dreißig Travestiekünstler ständig in Berlin beschäftigt" gewesen, so Madame Kio. "Nebenbei lief das La Grande Eugène von der Daniel-Sander-Truppe im Theater des Westens oder die Follies Parisiennes in den Wühlmäusen. Das Publikum konnte von einem Laden zum nächsten, von einer Veranstaltung zur anderen gehen."
Eröffnung: Samstag, 14. April 2012 um 15.00 Uhr mit einer Modenschau von Rita Calypso, Schwules Museum, Dauerausstellung im 1. OG, (Eingang 1. Hof), Mehringdamm 61, 10961 Berlin, tägl. außer Di 14:00 bis 18:00 Uhr, Sa bis 19:00 Uhr
Links zum Thema:
» Homepage des Schwulen Museums
Mehr queere Kultur:
» auf sissymag.de
















Neben den vielen mittelmäßigen Darbietungen war das Chez Nous immer ein Beispiel für hervorragendes Travestie-Entertainment mit Anspruch und Niveau. Revue und toller Humor.
Echt schade, dass es Chez Nous nicht mehr gibt.