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Schwule haben "Sexualneurose"
Österreich streitet über homophoben Pfarrer
- 16. April 2012 3 Min.

Schwule und Muslime sind nach Ansicht von Pfarrer Karl Tropper böse (Bild: tonystl / flickr / by-nd 2.0)
Schwule und Lesben seien "unglückliche, ruhelose Menschen", die "mehr als sechs Millionen Aids-Tote" zu verantworten hätten, behauptet ein steirischer Pfarrer. Das geht selbst der Diözese zu weit.
Pfarrer Karl Tropper aus dem Städtchen St. Veit nahe der slowenischen Grenze hat in Österreich einen Kirchenstreit losgetreten: Er verfasste für das lokale Pfarrblatt eine angeblich wissenschaftliche Abhandlung über Homosexualität, in dem er die gleichgeschlechtliche Liebe als "Triebverirrung" und "erworbene Sexualneurose" bezeichnete, für die das Alte Testament die Todesstrafe vorsieht. Neben Homosexuellen hat Pfarrer Tropper auch Muslime als Feindbild auserkoren. Man könne diese Menschen "nicht integrieren", behauptete er mehrfach und warf dem Islam vor, "rassistisch" zu sein.
Seine Heimatdiözese Graz-Seckau hat Tropper am Sonntag offen kritisiert: Die Aussagen seien "schreckliche Vereinfachungen", hieß es in einer Erklärung. Der Pfarrer habe sich beim Thema Islam zu "nicht hinzunehmenden generell abwertenden öffentlichen Äußerungen hinreißen lassen und wurde auch seitens der Diözese zurechtgewiesen. Gleiches gilt jetzt auch betreffend seine Stellungnahmen zum Thema Homosexualität", erklärte die Diözese. Allerdings gebe es keinen Grund, den Pfarrer abzuberufen.
Schwule sind angeblich schuld an Hurrikan Katrina
Genau das wird aber von Homo-Gruppen und katholischen Laienorganisationen gefordert. Die Arbeitsgemeinschaft "Homosexuelle und Glaube" (HuG) der Steiermark erklärte, dass der Pfarrer seit Jahren homophobe Schriften veröffentliche. So habe er vor sieben Jahren etwa erklärt, dass der CSD von New Orleans den Hurrikan Katrina provoziert haben soll. Bei dem Wirbelsturm kamen im Jahr 2005 etwa 1.800 Menschen ums Leben. "Wenn die Kirche glaubwürdig sein möchte, sind disziplinäre Maßnahmen gegen diesen Priester daher höchst an der Zeit", erklärte HuG-Sprecher Heinz Schubert. "Auch der Pfarrer von St. am Vogau kann sich um die Erkenntnisse der Humanwissenschaft nicht herumstehlen. Ich vertrete die Meinung, dass hier der Kirche wirklich mutwillig Schaden zugefügt wird", so Schubert. Der Pfarrer gefährde die Einheit der Kirche.
Pfarrer: Homosexuelle wie Muslime "beleidigt"
Der Gescholtene will sich aber von seinen Äußerungen nicht distanzieren - ganz im Gegenteil. Im Gottesdienst am Sonntag sagte er nach Angaben des ORF, dass die Wahrheit heutzutage offenbar Diskriminierung sei. Gegenüber der Nachrichtenagentur APA legte er am Montag noch einen Gang zu: "Die Homosexuellen sind, wenn man etwas, das nicht nach ihrem Sinn ist, sagt, automatisch beleidigt - wie auch die Muslime, etwa wenn man ihnen die Christenverfolgungen vorhält. Sie haben ein schlechtes Gewissen", so Tropper.
In Österreich hat Anfang April bereits der Fall eines offen schwulen Pfarrgemeinderats im Nordosten des Landes für Aufregung gesorgt. Der örtliche Pfarrer wollte ihn wegen seiner sexuellen Orientierung aus dem Amt entfernen, Kardinal Christoph Schönborn hielt aber nach einem persönlichen Gespräch seine schützende Hand über den 26-Jährigen (queer.de berichtete). Daraufhin gab der Pfarrer die Gemeinde ab (queer.de berichtete).
Laut dem aktuellen katholischen Katechismus aus dem Jahr 1992 verstoßen Schwule und Lesben gegen das "natürliche Gesetz". Homosexuellen sei aber mit "Achtung, Mitleid und Takt" zu begegnen. (dk)














