Richard Grenell
Nur zwei Wochen nach seinem Amtsantritt hat Richard Grenell, der außenpolitische Sprecher des republikanischen US-Präsidentschaftkandidaten Mitt Romney, am Dienstag seinen Rücktritt erklärt. Als Grund nannte der 45-Jährige Angriffe gegen ihn aufgrund "persönlicher Gründe".
Der offen schwule Republikaner war unter George W. Bush Sprecher des UN-Botschafters John Bolton und sollte der Kampagne Romneys Profil einbringen, wurde von dem Team bislang jedoch kaum eingesetzt - trotz außenpolitisch wichtiger Themen wie Präsident Obamas Besuch in Afghanistan.
"Während ich die Herausforderung begrüßt habe, Präsident Obamas Fehler in der Außenpolitik und seine schwache Führung zu anzugreifen, wurde meine Fähigkeit, mich ausdrücklich und kraftvoll zu den Themen zu äußern, stark vermindert durch die parteiische Diskussion über persönliche Punkte", so Grenell in einer Erklärung. Er dankte Romney und seinem Team; man habe ihm klar gezeigt, dass seine Homosexualität für sie kein Thema gewesen sei.
Ein "Gewinn" für beide Seiten?
Grenell war zuvor von konservativen Kreisen wegen seiner Homosexualität heftig angegriffen worden. Das "Family Research Council" warf ihm etwa vor, für eine UN-Resolution zum Schutz der Menschenrechte von Schwulen, Lesben und Transgendern gewesen zu sein. Auch positive Äußerungen Grenells zu einer Öffnung der Ehe für Schwule und Lesben wurden ebenso kritisiert wie seine eigene (nicht eingetragene) Partnerschaft mit einem Mann.
Auch andere Organisationen und konservative Medien hatten die Ernennung kritisiert, zudem gab es Kritik an sexistischen Tweets Grenells. Doch der Hauptgrund für das Scheitern des Sprechers wird Homophobie gewesen sein, und es wird auch nachgetreten: So nannte Bryan Fischer, Radiomoderator der American Family Association, den Rücktritt Grenells einen Gewinn, denn Romney werde den gleichen Fehler nicht noch einmal machen: "Nie im Leben wird Mitt Romney mehr einen homosexuellen Aktivisten in eine wichtige Position seiner Kampagne stecken".
Der schwule Journalist Michael Signorile sprach ebenfalls von einem Gewinn, denn der offen schwule Sprecher habe nur als Feigenblatt gedient für eine anti-homosexuelle Politik. Die Human Rights Campaign kritisierte den "Strom unfundierter Kritik" an Grenell, Mitt Romney habe vor den Forderungen extremistischer Anti-Homosexuellen-Gruppen kapituliert. Auch die Lesben und Schwulen der Demokraten, die Stonewall Democrats, kritisierten den Vorfall: "Mitt Romney sitzt still daneben, während der bigotte Flügel seiner Partei seine persönlichen Entscheidungen kontrolliert." (nb)