SPD-Mann Sven Jahn hatte Protestkunst vor der Brust (Bild: privat)
Der SPD-Abgeordnete Sven Jahn ging mit einem provokanten Motiv gegen den homophoben Dieter Blechschmidt in den Stadtrat - und flog deshalb aus der Sitzung.
Von Carsten Weidemann
Insgeheim war ein Großteil der Lokalpolitiker im sächsischen Plauen sicherlich froh, dass der bundesweite Sturm der Entrüstung nach den homophoben Äußerungen des CDU-Pressesprechers Dieter Blechschmidt, der Schwule als krank bezeichnet hatte, vorübergezogen zu sein schien (queer.de berichtete). Doch seit Dienstagnachmittag wirbelt erneut und heftig der Staub durch das Plauener Rathaus. SPD-Stadtrat Sven Jahn hatte sich herausgeputzt mit einem selbstkreierten T-Shirt, auf dem das bekannte Motiv der zwei Jugendlichen im Iran zu sehen ist, die wegen Homosexualität verurteilt und öffentlich hingerichtet worden sind.
Unter dem Bild in pink die Frage: "Aufhängen oder Therapie?" Auf der Rückseite noch der fromme Wunsch: "Herr, schick Hirn!" Eine gezielte Provokation mit durchschlagender Wirkung. Oberbürgermeister Ralf Oberdorfer (FDP) verlangte von Jahn, die Kleiderordnung des Rathauses zu beachten. Als der Angesprochene darauf nicht reagierte, setzte Oderdorfer den Stadtrat vor die Tür. Jahn hat jetzt Beschwerde eingelegt, die Kommunalaufsicht wird sich mit der Angelegenheit befassen müssen. Nicht nur, weil es keine Vorschriften zur Kleiderordnung gebe, wie Sven Jahn gegenüber queer.de feststellt, sondern vor allem: "weil meine Meinungsfreiheit und mein Mandat beschränkt wurde."
Stummer Protest gegen Homophobie mit den Mitteln der Kunst
Der Galerist will gegen den "christlichen Radikalismus" vorgehen (Bild: Sven Jahn)
Eigentlich habe er keine große Bambule machen wollen, er sei aber einfach unzufrieden gewesen über das bisherige Taktieren der CDU und das Nichtreagieren des Stadtrates. "In ganz Deutschland wird über Dieter Blechschmidt geredet, nur im Plauener Stadtrat nicht", ärgert sich der Galerist, der im Kulturausschuss sitzt. Er habe ein Zeichen gegen den "christlichen Radikalismus" setzen wollen.
Von der Jugendorganisation der SPD kam bereits scharfer Protest wegen des Verhaltens von OB Oberdorfer. Der stellvertretende Juso-Vorsitzende Kevin Hartwig sagte mit Blick auf Dieter Blechschmidt gegenüber dem Vogtland-Anzeiger: "Warum darf ein homophobes und verfassungsfeindliches Mitglied des Stadtrates der Sitzung beiwohnen, wenn der Stadtrat Jahn wegen einer simplen bildhaften Meinungs-Darstellung des Saales verwiesen wird?"
Der Verdient unser Respekt