Mariela Castro will ihren Vater davon überzeugen, homosexuelle Beziehungen anzuerkennen
In der kubanischen Hauptstadt Havanna haben sich am Samstag 400 Menschen bei einer Protestaktion gegen Homophobie und Diskriminierung von Schwulen und Lesben beteiligt, darunter auch die Präsidententochter Mariela Castro.
Die Aktion wurde vom staatlichen Zentrum für Sexualaufklärung (CENESEX) organisiert, das von Castro geleitet wird. Die Tochter von Präsident Raul und Nichte des früheren Diktators Fidel Castro setzt sich bereits seit mehreren Jahren für Homo-Rechte auf Kuba ein. Erstmals organisierte ihre Behörde vor drei Jahren einen derartigen CSD (queer.de berichtete). Damit wolle sie in der Bevölkerung für Toleranz werben, erklärte die 49-jährige Politikerin.
Am Rande der Veranstaltung lobte Castro US-Präsident Barack Obama, der in der letzten Woche gesagt hatte, dass er die Ehe-Öffnung für Schwule und Lesben unterstütze (queer.de berichtete). Trotz der seit Jahrzehnten angespannten kubanisch-amerikanischen Beziehungen erklärte Castro nach Angaben der Nachrichtenagentur AP, die Aussagen Obamas seien "sehr viel wert", weil sie die öffentliche Debatte in der ganzen Welt beeinflussten. Er müsse seinen Worten aber nun Taten folgen lassen.
Kubanische Verfassung verbietet gleichgeschlechtliche Ehen
Mariela Castro wirbt bereits seit vielen Jahren für die Gleichbehandlung von Schwulen, Lesben und Transgendern. 2010 setzte sie durch, dass Geschlechtsanpassungen auf der Karibikinsel legalisiert wurden (queer.de berichtete). Allerdings werden Homo-Paare auf Kuba nach wie vor nicht anerkannt. Castro wirbt seit Jahren für die Einführung von eingetragenen Partnerschaften, deren Rechte zunächst begrenzten sein sollen. Derzeit definiert Artikel 36 der kubanischen Verfassung die Ehe als "Verbindung zwischen einem Mann und einer Frau".
Homosexuelle wurden auf Kuba bereits vor der Machtübernahme der Kommunisten im Jahr 1959 verfolgt. Nach der Revolution sahen Fidel Castro und seine Anhänger Homosexualität zunächst als Nebenprodukt des Kapitalismus an und ließen Schwule in Internierungslager stecken, in denen viele starben. Homosexualität wurde 1979 offiziell legalisiert, allerdings wurden Schwule und Lesben weiter wegen "antisozialen Verhaltens" verfolgt. In den letzten Jahren hat sich die Situation jedoch merklich verbessert. Allerdings gibt es immer wieder Berichte über Misshandlungen von sexuellen Minderheiten. So sollen Polizisten Anfang des Jahres eine Transsexuelle aus Hass zu Tode geprügelt haben (queer.de berichtete). Da es auf Kuba keine Pressefreiheit gibt, können solche Übergriffe allerdings nicht unabhängig bestätigt werden. (dk)
lg/Peter