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- 17. Mai 2012 3 Min.

Donna Summer (1948 - 2012), lieferte uns lange "Hot Stuff" (Bild: Wiki Commons / Wiki Oh Land / CC-BY-SA-3.0 (Montage queer))
Die Disco-Königin ist tot. Die Schwulenmutti der Seventies-Generation wurde 63 Jahre alt. Als Donna Gaines begann sie ihre Karriere in München im Hippie-Musical "Hair".
Von Christian Scheuß und Jan Gebauer
"Wenn der Mond im 7. Hause steht, und Jupiter auf Mars zugeht, herrscht Frieden unter den Planeten, lenkt Liebe ihre Bahn." Als Donna diesen Titel zum ersten Mal sang, war sie gerade mal süße 19 Jahre alt. Eine amerikanische Gospelsängerin aus Boston, die sich als 17-Jährige bereits einer Psychodelic-Rock-Band anschloss und der eine Karriere in New York sicher gewesen wäre. Doch sie wollte nach Deutschland, bewarb sich für die deutsche Fassung des Musicals "Hair" und schmetterte am 24. Oktober 1968 ihren ersten Hit "Wassermann" mit diesem niedlichen amerikanischen Akzent.
Donna stand damit im Zentrum der sexuellen Revolution, der Protest- und Hippie-Bewegung, der Zeit der Studenten-Unruhen, die gegen den spießigen Muff der Bundesrepublik revoltierten. "Hair" war auch der Soundtrack zur gerade aufkeimenden neuen deutschen Schwulenbewegung. Aber dabei sollte es nicht bleiben, denn die talentierte Sängerin hatte das Glück auf einen talentierten Songschreiber und Produzenten zu treffen. Giorgio Moroder - der Dieter Bohlen der Siebziger - und Donna passten perfekt zusammen. Gemeinsam schufen sie 1975 den Disco-Stürmer "Love To Love You Baby", ein siebzehn-minütiger gestöhnter Orgasmus für den Dancefloor. Es folgte 1977 "I Feel Love", das Stück, dass inzwischen geadelt wird als Übergang von der Disco- zur Technoära. Sie inspirierte viele andere Künstler von Brian Eno über Jimmy Somerville bis hin zu Inga Humpe und 2Raumwohnung. Moby meinte gar, sie sei die "revolutionärste Künstlerin der letzten 30 Jahre".
Die Disko-Ikone der schwulen Underground-Clubs

Im Duett mit Barbra Streisand entstand 1979 "No More Tears (Enough Is Enough)" - bei den Aufnahmen fiel Donna Summer nach eigener Aussage ohnmächtig vom Stuhl. Die Streisand hielt den Ton einfach zu lang... (Bild: Universal Music)
In den schwulen Clubs wurde die fünffache Grammy-Gewinnerin auf jeden Fall frenetisch gefeiert. Bei "Hot Stuff" (1979) wurde der nächste Lover angebaggert. Mit "No More Tears (Enough Is Enough)", ein Duett mit Barbra Streisand, wurde er wieder vor die Tür gesetzt. Summers Erfolg wurde auch ihr Verhängnis, wie bei so vielen Künstlern. Sie war medikamentenabhängig, erlitt 1979 einen Zusammenbruch und unternahm mehrere Suizidversuche. Als "wiedergeborene Christin" wollte sie Anfang der Achtziger Jahre nichts mehr von ihrem Stöhnklassiker "Love To Love You Baby" wissen - und verbannte ihn für die nächsten 25 Jahre aus ihrem Repertoire.
Donna Summer bemühte sich fortan um eine Image- und Stilkorrektur. Während Quincy Jones mit Michael Jacksons "Thriller" das erfolgreichste Album aller Zeiten einspielte, produzierte er auch eine mäßig erfolgreiche Pop-LP mit der ewigen Disco-Queen. 1983 - als Disco wirklich tot war - folgte "She Works Hard For The Money" - Summers letzter Welthit. Dann wurde es stiller um sie. Ein kurzfristiges Comeback ("This Time I Know It's For Real") gelang ihr 1989 ausgerechnet mit den Fließbandproduzenten Stock/Aitken/Waterman, die zeitgleich auch Kylie Minogue, Jason Donovan oder Rick Astley betreuten.
Umstrittene Äußerungen und zahllose Comeback-Versuche

2008 veröffentlichte Donna Summer ihr letztes Album: "Crayons" entstand nach einer 17-jährigen Studio-Pause (Bild: Sony Music)
Donna Summers Verhältnis zur Gay Community hatte zu diesem Zeitpunkt bereits einen erheblichen Schaden erlitten. Sie machte den hedonistischen Lebensstil der schwulen Szene verantwortlich für das Auftauchen von Aids und sah die Krankheit als Gottes Strafe an. Ein Zitat, das sie später bestritt, so gesagt oder gemeint zu haben. Musikalisch hatte sie längst den Anschluss an die Charts verloren: Das vom New Jack Swing beeinflusste Album "Mistaken Identity" (1991) präsentierte Summer blondgefärbt, floppte allerdings gnadenlos. Es folgten zahllose, unterschiedlich erfolgreiche "Best ofs", Remixe und Live-CDs. Als Live-Künstlerin blieb sie jedoch gut im Geschäft.
In ihren letzten Jahren näherte sie sich ihrer treuesten Fanbase, der Gay Community, wieder offenherziger und ohne missionarischen Eifer. Sie sang auf unzähligen Aids-Benefiz-Veranstaltungen und scheute 2010 auch nicht einen Auftritt in der Castingshow "America's Got Talent" mit dem exzentrisch-schwulen Nachwuchstalent "Prince Poppycock". Donna Summer starb am Morgen des 17. Mai 2012 an den Folgen ihrer bis zuletzt geheimgehalten Krebserkrankung im Alter von 63 Jahren in Florida. Der Stern, der im Sternzeichen des Wassermanns seinen Aufstieg begann, ist erloschen.

Links zum Thema:
» Offizielle Homepage von Donna Summer
» Musik von Donna Summer bei Amazon
» Wikipedia: Donna Summer
Mehr zum Thema:
» Die schwulste Musik aller Zeiten
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Es gibt ein tolles Live-Konzert von ihr auf CD und DVD, wo diese und auch alle anderen Hits drauf sind.
Ihre zwischenzeitliche Homophobie ist leider eine sehr dunkle Seite ihrer Biographie, aber letztlich hat sie das wohl doch überwunden.
Ihre Titel werden unsterblich bleiben und der Einfluss der Disco-Queen auf andere ganz große Musiker wie Madonna, Michael Jackson, etc. ist unbestritten.
Leb wohl, Donna.