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  • 18. Mai 2012 80 3 Min.

Kardinal Rainer Maria Woelki bei einem Interview im Sender rbb

Kardinal Rainer Maria Woelki hat am Donnerstag Homo-Paaren eine liberalere Einstellung der Kirche gegenüber Homo-Paaren in Aussicht gestellt - Kardinal Christoph Schönborn verlangt dagegen von Homo­sexuellen eine "Bekehrung".

Auf dem Katholikentag in Mannheim hat der Berliner Erzbischof Woelki erstmals erklärt, die Katholische Kirche könne ihre generell negative Einstellung gegen gleich­geschlechtliche Beziehungen überdenken. So hält er es laut dpa für vorstellbar, dass "dort, wo Menschen Verantwortung füreinander übernehmen, wo sie in einer dauerhaften homo­sexuellen Beziehung leben und umgehen, dass das in ähnlicher Weise zu einer heterosexuellen Beziehung anzusehen ist".

Er warnte aber vor überhöhten Erwartungen: Der innerkirchliche Veränderungsprozess könne lange dauern. Außerdem werde die Kirche auch in Zukunft daran festhalten, dass Homo-Paare im Eherecht nicht gleichgestellt werden dürften.

Woelki hat in der Vergangenheit stets als erbitterter Gegner von Homo­sexuellen in der Kirche gegolten. So hat er in der Vergangenheit Homosexualität als Verstoß gegen die Schöpfungsordnung bezeichnet (queer.de berichtete). Seit seiner Ernennung zum Kardinal im Januar hat er sich allerdings zurückhaltender gegeben. So lehnte er in einem Fernsehinterview die Aussage des Kardinals Richard Marx ab, dass Schwule und Lesben "gescheiterte Menschen" seien. Vielmehr sei ein Homo­sexueller wie jeder andere "ein Mensch, der liebenswert ist, ein Ebenbild Gottes ist" (queer.de berichtete).

Kardinal Schönborn gibt sich unversöhnlich


Christoph Schönborn ist seit 1995 Erzbischof von Wien (Bild: Wiki Commons / Th1979 / CC-BY-SA-3.0)

Allerdings bilden Aussagen wie die Woelkis bislang eher die Ausnahme. Der Wiener Kardinal Christoph Schönborn hat im Interview mit der italienischen Tageszeitung "La Stampa" am Donnerstag klargestellt, dass seine Kirche gleich­geschlechtliche Beziehungen weiterhin bekämpfen werde: "Ein Weg der Bekehrung ist notwendig: Das gilt sowohl für wiederverheiratete Geschiedene, als auch für diejenigen, die in homo­sexuellen Beziehungen leben. Man muss ihnen helfen zu verstehen, dass das nicht der Plan Gottes ist. Wenn sie unfähig sind, den Lehren der Kirche zu folgen, sollen sie das mit Demut einsehen, Gott um Hilfe bitten, beichten und versuchen, nicht mehr zu sündigen", sagte Schönborn. Er persönlich könne den "Plan Gottes" nicht ändern, müsse aber immer daran erinnern, dass Gott selbst gegenüber Sündern Barmherzigkeit zeige - aber natürlich nur dann, wenn sie beichten würden und versuchten, nicht mehr zu sündigen.

Schönborn muss mit dem Interview offenbar sein konservatives Image wahren, da er von Homo-Gegnern unter Druck gesetzt worden ist, weil er im März die Wahl eines offen schwule Pfarrgemeinderates in seiner Erzdiözese abgesegnet hatte. Der Kardinal hatte sich persönlich mit dem Mann getroffen und zeigte sich anschließend "von seiner gläubigen Haltung, seiner Bescheidenheit und seiner gelebten Dienstbereitschaft" überzeugt. Wegen dieser Entscheidung nahm der örtliche Pfarrer, ein erklärter Homo-Gegner, seinen Hut (queer.de berichtete). (dk)

-w-

#1 Thorsten1
  • 18.05.2012, 12:37hBerlin
  • Die Aussage von Woelki ist bemerkenswert! Er geht damit bis zum Äußersten, was in der hierarchischen Struktur der weltweiten römischen Papstkirche unter Ratzinger zur Zeit möglich ist. Woelki gibt damit ein deutliches Signal an die Schwulen und Lesben in diesem Land: Ihr seid in der katholischen Kirche herzlich willkommen, aber bitte erwartet keine noch deutlicheren Aussagen, denn die könnten die Einheit der weltweiten Kirche sprengen. Die Anglikanische Kirche ist ein abschreckendes Beispiel, wie das Thema Homosexualität eine ganze Kirche spalten kann.
    Bisher hat sich weltweit noch kein Kardinal so deutlich geäußert. Das sollte man anerkennen und jetzt nicht sofort mit Maximalforderungen kontern. -
    Das Beispiel des Wiener Kardinals Schönborn, der sich noch vor wenigen Wochen eher positiv zum Thema Homosexualität geäußert hatte, dagegen zeigt, wie stark der Einfluß der konservativen Gruppen in Östereich noch ist.
    Zwischen Berlin und Wien liegen schwulenpolitisch eben immer noch Welten, was sich auch in den kirchlichen Verlautbarungen zeigt.
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#2 Austritt-wagenAnonym
  • 18.05.2012, 12:38h
  • Die wohl sinnvollste Alternativ-Überschrift zum Katholikentag kommt von der Initiative "Religionsfreie Zone Mannheim". "Den Austritt wagen!"

    Wie lange glauben die Rockträger eigentlich noch den moralischen Zeigefinger heben zu dürfen. Es wird Zeit wegzuhören. Austreten ist die richtige Antwort.
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#3 VolumePro
  • 18.05.2012, 12:51hMönchengladbach
  • Das ist ja mal ein Anfang, aber wir müssen ja auch sehen, dass die katholische Kirche eben auch den Herrn Ratzinger als Oberführer hat.

    Der Herr Ratzinger wird es niemals akzeptieren, dass wir Homos als gleichwertig zu Heteros betrachtet werden.

    Weil sich die Kirche nicht ändern wird, kann es nur einen Weg für einen Schwulen bzw. für eine Lesbe geben und dieser Weg lautet "Kirchenaustritt".
    Ich habe es gemacht und ich muss sagen, dass es ein verdammt befreiendes Gefühl ist, wenn man die Austrittsbestätigung in den Händen hält.
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