Kardinal Rainer Maria Woelki bei einem Interview im Sender rbb
Kardinal Rainer Maria Woelki hat am Donnerstag Homo-Paaren eine liberalere Einstellung der Kirche gegenüber Homo-Paaren in Aussicht gestellt - Kardinal Christoph Schönborn verlangt dagegen von Homosexuellen eine "Bekehrung".
Auf dem Katholikentag in Mannheim hat der Berliner Erzbischof Woelki erstmals erklärt, die Katholische Kirche könne ihre generell negative Einstellung gegen gleichgeschlechtliche Beziehungen überdenken. So hält er es laut dpa für vorstellbar, dass "dort, wo Menschen Verantwortung füreinander übernehmen, wo sie in einer dauerhaften homosexuellen Beziehung leben und umgehen, dass das in ähnlicher Weise zu einer heterosexuellen Beziehung anzusehen ist".
Er warnte aber vor überhöhten Erwartungen: Der innerkirchliche Veränderungsprozess könne lange dauern. Außerdem werde die Kirche auch in Zukunft daran festhalten, dass Homo-Paare im Eherecht nicht gleichgestellt werden dürften.
Woelki hat in der Vergangenheit stets als erbitterter Gegner von Homosexuellen in der Kirche gegolten. So hat er in der Vergangenheit Homosexualität als Verstoß gegen die Schöpfungsordnung bezeichnet (queer.de berichtete). Seit seiner Ernennung zum Kardinal im Januar hat er sich allerdings zurückhaltender gegeben. So lehnte er in einem Fernsehinterview die Aussage des Kardinals Richard Marx ab, dass Schwule und Lesben "gescheiterte Menschen" seien. Vielmehr sei ein Homosexueller wie jeder andere "ein Mensch, der liebenswert ist, ein Ebenbild Gottes ist" (queer.de berichtete).
Kardinal Schönborn gibt sich unversöhnlich
Christoph Schönborn ist seit 1995 Erzbischof von Wien (Bild: Wiki Commons / Th1979 / CC-BY-SA-3.0)
Allerdings bilden Aussagen wie die Woelkis bislang eher die Ausnahme. Der Wiener Kardinal Christoph Schönborn hat im Interview mit der italienischen Tageszeitung "La Stampa" am Donnerstag klargestellt, dass seine Kirche gleichgeschlechtliche Beziehungen weiterhin bekämpfen werde: "Ein Weg der Bekehrung ist notwendig: Das gilt sowohl für wiederverheiratete Geschiedene, als auch für diejenigen, die in homosexuellen Beziehungen leben. Man muss ihnen helfen zu verstehen, dass das nicht der Plan Gottes ist. Wenn sie unfähig sind, den Lehren der Kirche zu folgen, sollen sie das mit Demut einsehen, Gott um Hilfe bitten, beichten und versuchen, nicht mehr zu sündigen", sagte Schönborn. Er persönlich könne den "Plan Gottes" nicht ändern, müsse aber immer daran erinnern, dass Gott selbst gegenüber Sündern Barmherzigkeit zeige - aber natürlich nur dann, wenn sie beichten würden und versuchten, nicht mehr zu sündigen.
Schönborn muss mit dem Interview offenbar sein konservatives Image wahren, da er von Homo-Gegnern unter Druck gesetzt worden ist, weil er im März die Wahl eines offen schwule Pfarrgemeinderates in seiner Erzdiözese abgesegnet hatte. Der Kardinal hatte sich persönlich mit dem Mann getroffen und zeigte sich anschließend "von seiner gläubigen Haltung, seiner Bescheidenheit und seiner gelebten Dienstbereitschaft" überzeugt. Wegen dieser Entscheidung nahm der örtliche Pfarrer, ein erklärter Homo-Gegner, seinen Hut (queer.de berichtete). (dk)
Bisher hat sich weltweit noch kein Kardinal so deutlich geäußert. Das sollte man anerkennen und jetzt nicht sofort mit Maximalforderungen kontern. -
Das Beispiel des Wiener Kardinals Schönborn, der sich noch vor wenigen Wochen eher positiv zum Thema Homosexualität geäußert hatte, dagegen zeigt, wie stark der Einfluß der konservativen Gruppen in Östereich noch ist.
Zwischen Berlin und Wien liegen schwulenpolitisch eben immer noch Welten, was sich auch in den kirchlichen Verlautbarungen zeigt.