Die Kameraden versuchen den schwulen Michael aus der Reserve zu locken
Der österreichische Kurzfilm "Homophobia" bringt es auf den Punkt, was eine schwulenfeindliche Umwelt anrichten kann.
Von Carsten Weidemann
Am Sonntag, dem 18. September 2011, hat sich Jamey Rodemeyer, ein 14 jähriger Junge aus Buffalo New York, aufgrund von homophobem Mobbing das Leben genommen. Vier Monate zuvor hatte Jamey ein Video zur Kampagne "It Gets Better" aufgezeichnet, in dem er seinen Glauben, dass es besser werden würde, zum Ausdruck brachte - aber es wurde nicht besser. Jamey ist kein Einzelfall, sondern einer von mehreren in einer Reihe von tragischen Selbstmorden.
"Als ich Jameys Geschichte las und sein 'It Gets Better'-Video sah, machte es mich traurig und wütend zugleich. Ich überlegte mir, was gewesen wäre, wenn ich nicht verständnisvolle und unterstützende Menschen in meinem Leben gehabt hätte? Hätte ich die Stärke gehabt diesen Kampf zu kämpfen?" fragt Drehbuchautor und Regisseur Gregor Schmidinger. Er beschloss, seinen Beitrag zum endlos erscheinenden Kampf gegen die Angst vor dem Homosexuellen zu leisten: Der 26-jährige entwickelte und produzierte die Geschichte "Homophobia".
Der Kurzfilm ist nun fertig und hatte offiziell am 17. Mai - zum internationalen Tag gegen Homophobie - seine Onlinepremiere. Eine bewegende Story. "Ich glaube daran, dass Geschichten die Macht haben, Menschen emotional zu berühren und ihnen neue Perspektiven auf das Leben zu zeigen", so der junge Filmemacher aus Österreich.
Homoerotisches wird in Männerbünden hinter Gewalt versteckt
Die Annäherung zwischen Michael und Raphael wird zum Drama...
Die Geschichte spielt während der letzten Nacht eines siebenwöchigen Militärdienstes. Der junge Soldat Michael weiß, das er schwul ist, seine Kameraden ebenfalls. Während Michael versucht, irgendwo Halt zu finden, triezen ihn seine Kollegen, wo sie nur können. Die "Schwuchtel" in dem Männerbündnis wird fertig gemacht. Einzig Raphael hält zu ihm. Während der letzten Nachtwache an der österreichisch-ungarischen Grenze wird klar, dass Raphael mit seiner sexuellen Orientierung keinesfalls so im Reinen ist, wie er vorgibt. Den Annährungsversuch von Michael wehrt er aber aggressiv ab. Michael ist am Ende seiner Kräfte und startet eine Verzweiflungstat...
Wie es ausgeht, wird hier nicht verraten. In dem kurzen Stück, dass in düsteren Farben gezeichnet ist und in dem die Kamera sehr oft sehr nah an die Gesichter herangeht, wird mehr als deutlich, was es heißt, eigentlich nur ein bisschen menschliche Wärme und Anerkennung haben zu wollen, die einem aus reiner Furcht vor dem Anderen verweigert wird. Der 1985 in Österreich geborene Gregor Schmidinger hat nicht gelogen, wenn er sagt, er kann Geschichten erzählen. Bereits 2008 verblüffte er mit dem Kurzfilm "The Boy Next Door", in dem ein Escort mit Angststörungen zufällig auf den minderjährigen Sohn eines seiner Kunden trifft und sich mit ihm anfreundet.
Vimeo | Der Kurzfilm "Homophobia"
Filmförderung aus der Community
Talentierter Nachwuchs-Regisseur: Gregor Schmidinger (Bild: Gerhard Gruber)
"Homophobia" konnte dank Crowdfunding realisiert werden. Gregor erklärt: "Einen Kurzfilm über öffentliche Förderungen zu finanzieren ist fast ein Ding der Unmöglichkeit." Also sammelte man über entsprechende Portale und mit viel Öffentlichkeitsarbeit Sponsoren ein, die sich von dem Projekt überzeugen ließen und Geld gaben.
Der Regisseur verspricht zudem: "Alles was der Film möglicherweise in der Zukunft an Geld einbringen könnte, wird zu 100 Prozent an 'It Gets Better' gespendet."
Vimeo | Der Kurzfilm "The Boy Next Door"