Queer-Aktivist Arsham Parsi: Texte von ihm wurden für das Hörspiel genutzt
Das Hörspiel "Republik der Verrückten" von Oliver Kontny lässt auch Schwule aus dem islamischen Gottesstaat zu Wort kommen. Am Donnerstag, den 31. Mai wird es in Berlin erstmals der Öffentlichkeit präsentiert.
Von Carsten Weidemann
"Iranian Voices" nennt sich ein internationales Hörspielprojekt, das vom schwedischen Riksteatern initiiert wurde. In vier Ländern und in fünf Sprachen entstehen parallel Hörspiele, die sich mit den anhaltenden Menschenrechtsverletzungen in der islamischen Republik Iran beschäftigen. Sveriges Radio produziert eine schwedische und eine persische Fassung, BBC ein englischsprachiges Hörspiel und der Offene Kanal Istanbul sendete eine türkische Version. In Deutschland wurden der Dramaturg und Autor Oliver Kontny, der u.a. fürs Ballhaus Naunynstraße arbeitete, sowie der mit dem diesjährigen UNESCO-Sonderpreis ausgezeichnete Komponist Marc Sinan mit der Aufgabe betraut.
Sein Hörspiel "Republik der Verrückten" wird am Donnerstag, den 31. Mai erstmals im Roten Salon der Berliner Volksbühne der Öffentlichkeit vorgestellt (Beginn ist um 19 Uhr)
Eine Mutter setzt sich für ihren schwulen Sohn ein
Kontny hat in seinem Stück dokumentarisches Material aus dem Iran in das berühmte persische Liebesepos von Laila und Madjnun gewoben. Da ist etwa ein schwer depressiver Student, der im Park einen Mann küsst. Ein Richter, der immer wieder Frauen zum Tode verurteilt. Eine Mutter, die sich für ihren schwulen Sohn einsetzt. Eine Sechzehnjährige, die ihren Vergewaltiger erschlägt. "Republik der Verrückten" handelt von Menschen, die nicht mehr mitmachen. Vor der Folie der Erzählung vom wahnsinnigen Dichter Madjnun und seiner stummen Geliebten Laila erkämpfen die Sprecher sich eine eigene Haltung gegenüber den Ereignissen im heutigen Iran.
Für seine Hörspielproduktion hat Oliver Konny auch Texte des aus dem Iran stammenden Queer-Aktivisten Arsham Parsi genutzt. Die unerträgliche Isolation als Homosexueller im Iran zu leben, veranlasste Parsi vor knapp zehn Jahren im Untergrund die erste iranische Queer Organisation zu gründen. Doch durch die politische Verfolgung des islamischen Regimes war er 2005 gezwungen das Land zu verlassen. Seitdem setzt er sich von Kanada aus für die Rechte iranischer Homosexueller ein und half bereits vielen bei der Flucht.
Am 31. Mai wird Arsham Parsi persönlich in der Berliner Volksbühne dabei sein - als Teilnehmer einer Podiumsdiskussion im Anschluss an die Präsentation des außergewöhnlichen Hörspiels.