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- 05. Juni 2012 2 Min.

An der Uni unerwünscht: Abdellah Taïa, Jahrgang 1973, ist der erste schwule arabische Künstler, der sich 2006 öffentlich zu seiner Homosexualität bekannt hat (Bild: Jeremy Stigter)
Demonstranten protestierten mit Erfolg gegen eine Literatur-Vorlesung des offen schwulen Schriftstellers an der Universität El-Jadida im Süden Casablancas protestiert.
Von Angelo Algieri
Islamistische Demonstranten haben am 18. Mai an der marokkanischen Universität El-Jadida, im Süden Casablancas, einen Literatur-Vortrag des offen schwulen marokkanischen Schriftstellers Abdellah Taïa verhindert.
Das meldet heute am 5. Juni das führende französische Homo-Magazin "Têtu" auf seiner Homepage. Es zitiert Taïa, dass der belgische Professor, der ihn an die Literatur-Fakultät eingeladen habe, sich einem Protest von Islamisten, Studenten und Professoren gegenübersah. Wie Taïa dem Magazin weiter erklärte, hätten insbesondere die empörten Professoren-Kollegen seinen Vortrag zum Internationalen Tag gegen Homophobie und Transphobie (IDAHO) verhindert.
Laut der francophonen marokkanischen Webseite "Yabiladi" schrieben die Demonstranten folgende Slogans auf ihre Transparente: "Die Universität ist für Studenten da und nicht für Homosexuelle", "Es ist eine Schande für unsere Universität, so wir sterben" oder "Wie kann er Freiheit, Würde und Rechtschaffenheit predigen, wenn er selbst eine Person mit abweichendem sexuellem Verhalten ist".
Taïa macht Wahlsieg der Islamisten für das Verbot verantwortlich

Taïas letzter Roman "Der Tag des Königs" wurde als einzigier ins Deutsche übersetzt
Taïa gibt sich trotzdem gelassen. Schockiert sei er nicht, denn, so zitiert ihn das Magazin: "Ich bin Marokkaner, Araber, Moslem und homosexuell, folglich erwarte ich, seit ich klein bin, dass jemand aufsteht und mir das Existenzrecht verweigert. Was dort nun passiert ist, geht über meine Person hinaus. In dem Umfang, was in Marokko und in der arabischen Welt seit dem Arabischen Frühling geschieht, hat dies alles Sinn. (...) Die Regierung ist in Marokko nun islamistisch, solche Sachen waren früher im Rahmen des Undenkbaren, heute werden sie möglich."
Abdellah Taïa, Jahrgang 1973, ist der erste schwule arabische Künstler, der sich 2006 öffentlich zu seiner Homosexualität bekannt hat. Der Shootingstar der französischen Literatur - bisher hat er seine Texte auf Französisch geschrieben und veröffentlicht - hat 2010 für den eindrucksvollen Roman "Der Tag des Königs" (in diesem Frühjahr auf Deutsch bei Suhrkamp erschienen) den renommierten französischen Preis "Prix de Flore" 2010 bekommen. Seit seinem Coming-out sorgt er regelmäßig für Debatten in Marokko und in der Welt. So schreibt er regelmäßig Artikel etwa für "Le Monde" oder die "New York Times". Darin prangert er vor allem, wie er selbst sagt, gegen die "arabische Heuchelei" - sei es auf sozio-politischer, (homo)sexueller oder religiöser Ebene.
Links zum Thema:
» Mehr Einzelheiten im Têtu-Bericht (Französisch)
» Bericht auf Yabiladi (Französisch)
» Abdellah Taïa auf Facebook
» Taïas Roman "Der Tag des Königs"
Mehr zum Thema:
» Tabubrecher Abdellah Taïa: "Die schwule arabische Revolution steht erst am Anfang" (06.04.2012)
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