Regenbogenfahnen sind bei den Pfadfindern verpönt (Bild: RDECOM / flickr / by 2.0)
In den USA wächst der Druck auf die Pfadfinder-Dachorganisation Boy Scouts of America, das Verbot von lesbischen und schwulen Mitarbeitern aufzuheben.
Von Dennis Klein
Seit der Gründung der "Boy Scouts" vor einem Jahrhundert haben mehr als 100 Millionen Amerikaner bei den Pfadfindern Holzfiguren geschnitzt und Lieder am Lagerfeuer gesungen. Dabei wussten die Anführer stets, was schlecht für den Nachwuchs ist: Atheisten und Agnostiker dürfen ebenso wenig für die über 100.000 örtlichen Gruppen arbeiten wie Homosexuelle – übrigens anders als bei den deutschen Pfadfindern oder den amerikanischen "Girl Scouts", die nicht auf Religionszugehörigkeit oder sexuelle Orientierung ihrer Mitglieder schauen. Zumindest im Bezug auf Homosexualität scheint sich bei den Herren Pfadfindern etwas zu tun: Bei der Konferenz in Orlando (Florida) ist nun angekündigt worden, dass das Homo-Verbot zumindest überprüft wird.
Auf dem Treffen der Pfadfinder wurde von Homo-Aktivisten eine Petition mit rund 275.000 Unterschriften überreicht, in der ein Ende der Diskriminierung gefordert wird. Eine interne Kommission untersucht nun das Verbot – mit Ergebnissen wird aber nicht vor Mai 2013 gerechnet. Zudem betonen Sprecher der Pfadfinder, dass es bislang keine konkreten Pläne gebe, an der homofeindlichen Politik etwas zu ändern. Allerdings fordern in Lokalmedien viele regionale Pfadfinder-Gruppen auf, das leidige Thema Diskriminierung endlich anzugehen.
Christliche Traditionen
Die Haltung zu Homosexualität beruht bei den Boy Scouts vor allem auf den christlichen Wurzeln der Organisation. So wird eine große Zahl der Pfadfindergruppen von Kirchen getragen, die Schwulen und Lesben traditionell feindlich gegenüberstehen. Die wichtigste Trägerorganisation ist die Mormonenkirche, die Homosexualität ausnahmslos als Sünde ansieht.
Diese Ansicht über Homosexualität hat sich bei den Boy Scouts durchgesetzt, obwohl auch viele Gruppen von säkularen Schulen oder Jugendgruppen getragen werden. In einem Positionspapier aus dem Jahr 1991 heißt es, dass Homosexualität nicht mit der Mitgliedschaft vereinbar sei, "weil Pfadfinder moralisch aufrecht sein müssen und das Pfadfindergesetz besagt, dass ein Pfadfinder rein in Worten und Taten sein muss". Homosexuelle seien aber "kein gewünschtes Vorbild" für die Jugend.
Gerichte unterstützen Diskriminierung
Pfadfinder Zach Wahls war bei der Übergabe der 275.000 Unterschriften gegen Diskriminierung dabei (Bild: GLAAD)
2000 gab der Supreme Court, der Oberste Gerichtshof der USA, den Pfadfindern mit fünf zu vier Stimmen einen Freifahrtschein für Diskriminierung: Das Gericht gab den Boy Scouts das Recht, Mitglieder und Angestellte wegen ihrer sexuellen Orientierung fristlos zu feuern. Geklagt hatte ein Pfadfinderführer, der in einem Zeitungsinterview erwähnt hatte, dass er schwul ist. Nach Ansicht des Supreme Courts sind die "Boy Scouts" eine private Organisation, die sich ihre Mitglieder oder Mitarbeiter selbst aussuchen darf.
Einer der fleißigsten Aktivisten für eine Öffnung der Boy Scouts für Schwule und Lesben ist Zach Wahls: Der 20-Jährige ist bei einem lesbischen Paar aufgezogen und derzeit in US-Talkshows mit seinem Buch "My Two Moms" allgegenwärtig, in dem er sein liebevolles Familienleben beschreibt. Er war auf der Konferenz in Florida dabei, um für seine Position zu werben. Er glaubt, dass sich die USA derzeit in einer Zeitenwende befinden: So sei auch das Homo-Verbot im Militär unlängst abgeschafft worden und mehr und mehr Bundesstaaten erlaubten die gleichgeschlechtliche Ehe: "Derzeit kostet die Position bereits den Pfadfindern Mitglieder und Wohlwollen von der Öffentlichkeit", so Wahl. Er ist sich sicher: Über kurz oder lang ist es für die Pfadfinder zu peinlich, auf der falschen Seite der Geschichte zu stehen.
Es ist ihnen zu wünschen, auf der richtigen Seite zu leben. Man kann so viele gute Dinge tun.
Die Militärführung gibt sich überrascht.
www.spiegel.de/politik/ausland/immer-mehr-selbstmorde-unter-
us-soldaten-a-837659.html