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  • 09. Juni 2012 52 3 Min.

Dr. Guido Schlimmbach, Pressesprecher der Aids-Hilfe NRW: "Verantwortung lässt sich nicht delegieren"

Das deutsche Strafrecht stellt die versuchte oder tatsächliche HIV-Übertragung unter Strafe. Diese Kriminalisierung ist wenig hilfreich, sagen die Aids-Hilfen. Warum, erklärt Dr. Guido Schlimbach, Pressesprecher der Aids-Hilfe NRW, im Interview.

Von Christian Scheuß

Treffen sich zwei Schwule zum Sex. Wer trägt die Verantwortung in Sachen Safer Sex?

Beide. Zunächst einmal für sich selbst und selbstverständlich auch gegenüber dem Anderen.

Treffen sich zwei Schwule zum Sex, einer davon HIV-positiv. Wie sieht es jetzt mit der Verantwortung aus?

Selbe Antwort: Beide. Im Hinblick auf sich selbst und den Anderen.

Viele sagen, der HIV-Positive hat eine größere Verantwortung...

Verantwortung lässt sich hier nicht in unterschiedliche Portionen aufteilen oder delegieren.

Wenn alle Beteiligten ihren eigenen Teil der Verantwortung tragen, wie kommt es, dass immer wieder Fälle vor Gericht landen, in denen der eine dem anderen vorwirft, ihn gefährdet zu haben?

Eine gute Frage. Wenn wir von anonymen oder flüchtigen Kontakten sprechen, verstehe ich es einfach nicht, das sich ein erwachsener Mensch auf Sex einlässt, und dabei die eigene Verantwortung an der Garderobe der Cruisingbar abgibt, oder sie unausgesprochen voll und ganz dem Anderen überträgt. Eine andere Sache ist es natürlich, wenn ich zum Beispiel in einer Beziehung stecke, und den Partner im Unklaren lasse oder ihm nicht die Wahrheit sage.

- w -

Hilft es, die Ausbreitung von HIV zu verhindern, wenn sich die Staatsanwaltschaft mit ins Bett legt?

Nein, überall dort, wo das passiert, können wir unsere Präventionsansätze vergessen. Wir empfehlen im Moment, sich regelmäßig testen zu lassen, um frühzeitig medizinisch gegen eine mögliche Infektion vorgehen zu können. Juristisch greifbar sind aber nur Fälle, in denen der HIV-Positive von seiner Infektion weiß. Wer sich von möglicher Strafverfolgung bedroht sieht, nur weil er seiner Vorsorge um seine Gesundheit nachkommen will, wird sich zweimal überlegen, ob er wirklich zum Test gehen wird. Er muss als Konsequenz eines positiven Testergebnisses Isolierung und Stigmatisierung fürchten. Das schwächt die Eigenverantwortung, über dir wir hier gerade reden.

"ExplosHIV - die Kriminalisierung der HIV-Übertragung" hieß das Motto des vom Selbsthilfe-Netzwerk "Posithiv Handeln" Anfang Juni in Hattingen verstalteten Positiventreffens für NRW. Was sind die Kernforderungen der Positiven-Community in Richtung Justiz?

Alle Fälle, die in Deutschland behandelt werden, fallen unter den Straftatbestand der (versuchten) Körperverletzung. Wir brauchen keine neue Gesetzgebung, aber die Frage ist, wie die bestehende angewandt wird. Da sollten die Gerichte zum einen stärker berücksichtigen, dass ein HIV-positiver Mensch in erfolgreicher Therapie heute faktisch nicht mehr infektiös ist. Und zum anderen sollten die Richter in jedem Einzelfall genauer darauf schauen, wo die moralische Verantwortung liegt. Hier gilt, was ich zu Anfang gesagt habe.

-w-

#1 reiserobbyEhemaliges Profil
  • 09.06.2012, 13:15h
  • Ich habe die Kontrolle und trage die Verantwortung beim Sex, ist doch ganz einfach... HIV-Positiven jedoch die Schuld in die Schuhe zu schieben und zu kriminalisieren, ist das Letzte. Grenzt an Faschismus!
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#2 alexander
  • 09.06.2012, 15:29h
  • mir geht die logik, dass ein positiver, der es weiss, unbehelligt weitere menschen anstecken "darf" nicht in den kopf !
    die problematik gibt es jetzt seit 1983 bei uns. klar haben beide eine eigenverantwortung, aber wo fängt die an und wo hört sie auf ???
    es gibt etliche leutchen, die sich "bewusst" nicht auf aids testen lassen, nach dem motto : "ich will es garnicht wissen !" ( es sind natürlich gerade die "in allen ecken bumser" !)
    aber gerade wenn man häufiger wechselnde geschlechtspartner hat, gehört der test zur eigenverantwortung, also hat man je nach ergebnis, entsprechend zu handeln ! sprich den partner über seinen positiven status vorher zu informieren ! wer aber wissentlich den partner im unklaren lässt, gehört bestraft.
    es kann doch nicht sein, dass die ganze menschheit "plastiktütensex" betreiben muss, nur weil ein paar wenige "unverantwortlich" durch die gegend bumsen ???
    ich rede hier nicht von grenzfällen, z.b. durch zufällige übertragungen,durch transfusionen o.ä.! sondern die generelle testpflicht für jeden, der den partner öfter wechselt.
    ungeschützter verkehr barg auch schon vor aids immer ein grosses risiko einer ansteckung mit anderen fiesen krankheiten ! schon in den 70zigern schluckten alle "nordafrikabegeisterten", pillen gegen hepatitis vor dem urlaub, nur wussten damals die wenigsten, dass nordafrikaner im allgemeinen gegen syphillis immun sind, aber durchaus ansteckend !
    aber wie auch immer, wer eine ansteckende krankheit verschweigt und fahrlässig weitergibt, hat für mich mehr verantwortung zu tragen und auch für negative folgen aufzukommen ! das hat mit moral meiner meinung nach aber auch überhaupt nichts zu tun, das ist bewusste körperverletzung !
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#3 alexander
  • 09.06.2012, 15:47h
  • was mich immer wieder wundert, dass hepatitis C überhaupt nicht , oder selten erwähnt wird ?
    zumal sie gefährlicherals aids ist !
    ich erwähne diese krankheit deshalb, weil z.b. in berliner geschlossenen anstalten, speziell in der forensischen unterbringung, diese beiden krankheiten parallel bei allen patienten festzustellen sind ! und das schon seit mindestens 15 jahren. diese menschen haben auch ausgang, also die möglichkeit andere anzustecken. da man davon ausgehen muss, dass die menschen, weil sie unter medikamenteneinfluss stehen, weniger eigenverantwortung tragen können, sollte man sich auch hier mehr engagieren !
    ich meine nicht mit mehr sanktionen oder wegschluss, das hilft erfahrungsgemäss überhaupt nicht, denn drogen spielen hier eine genauso grosse rolle , wie im normalen knast, es ist im geschlossenen vollzug / abteilung, alles zu bekommen !
    aber da auch hier immer wieder die gelder fehlen, ist dieses problem bestenfalls zu "verwalten", aber nicht zu lösen.
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