Dieses Geschmacksmuster ist bald öfters zu sehen
Besitzerwechsel bei den Szenemagazinen "rik" und "gab". Die Titel gehören künftig zu "blu" und dessen Berliner Verleger Olaf Alp. Was ändert sich?
Von Christian Scheuß
Der Kölner Stadtmagazin-Titel "rik" und das Frankfurter Pendant "gab" werden ab August unter das Dach der Berliner "blu"-Mediengruppe und dessen Verleger Olaf Alp schlüpfen. Den Kauf der Titelrechte gab der "blu"-Herausgeber am Donnerstag bekannt.
Damit dreht sich das Karussell bei den schwul-lesbischen Medien kräftig weiter:
- Im Juni 2011 übergab Bruno Gmünder seinen Verlag nach 30 Jahren an den Nachfolger Tino Henn, der nun den Laden kräftig umbaut, um ihn für die Zukunft fit zu machen (queer.de berichtete).
- Im Oktober 2011 verkündete der Frankfurter Verleger Kurt Foerster das Aus des traditionsreichen Kaufmagazins "ADAM", dass es seit 1976 gab. "Ich musste den Saftladen dicht machen", sagte Foerster im Hinblick auf die rapide gefallenen Verkaufszahlen (queer.de berichtete).
- Im April 2012 wechselten die Berliner Kauf- und Stadtmagazine sowie Onlineangebote des Jackwerth-Verlags ("Siegessäule", "Du & Ich", "L-Mag") über zu den Journalistinnen Manuela Kay und Gudrun Fertig. (queer.de berichtete).
Der Werbekuchen schrumpft: Marktbereinigung bei den schwul-lesbischen Titeln
Zum Abschied Rosen oder "Niemals geht man so ganz"?
Für Christian Beese, der gemeinsam mit seinem Geschäftspartner Matthias Eiting das Kölner Stadtmagazin herausgibt, waren zwei Gründe ausschlaggebend für den Titelverkauf: "Nach 13, 14 Jahren überlegt man sich schon mal, ob man nicht noch etwas anderes machen möchte. Zudem ist die Marktentwicklung bei allen Printtiteln seit längerem rückläufig."
Auch in Berlin ist man sich den Veränderungen auf dem Medienmarkt aber auch beim Freizeitverhalten der Szene bewusst. "Seit einiger Zeit sinkt die Zahl der Szeneläden, was unter anderem demographisch begründet ist", konstatiert Olaf Alp. "Den größten Einfluss auf die Community hatte aber sicherlich das Internet, das einen völlig neuen Weg des Kennenlernens ermöglicht." Die kostenlosen Stadtmagazine haben einen Teil ihrer ursprünglichen Stammkompetenzen an Webangebote abgeben müssen. Gleichzeitig sind der verfügbare Werbekuchen und die Zahl der Auslagestellen geschrumpft.
Ansage aus Köln und Berlin: Die Redaktions- und Verkaufsteams bleiben erhalten
Es entsteht keine Versorgungslücke in Frankfurt
Bei der "blu"-Mediengruppe ist man dennoch optimistisch: "Statt zwei gibt es künftig nur noch jeweils einen Magazin-Titel in der Rhein-Main-Region. Und wir können die Synergien bei Inhalten und Produktion nutzen", heißt es auf Anfrage von queer.de. Die Hefte "rik" und "gab" sollen ihre Namen behalten, das Heftformat und Teile der überregionalen Inhalte werden vom Titel "blu" übernommen.
Nach Angabe von Christian Beese sollen die bisherigen Stellen erhalten bleiben, sogar die Redaktionsadresse wird vorerst die alte sein. Ein Abschied aus dem Verlagsgeschäft auf Raten also, aber auch einer, der ihn erleichtert oder traurig stimmt? "Wegen CSD und Hefterstellung ist so viel Stress im Moment, dass ich gar keine Zeit habe, mir darüber groß Gedanken zu machen", so Beese.