Das Radar hilft bei der Suche nach dem Date um die Ecke (Bild: Screenshot)
Die Suche nach den Usern in der näheren Umgebung läuft gerade als Betaversion. Der queer.de-Test verrät, wie gut das Tool ist und wo es noch hakt.
Von Carsten Weidemann
Gayromeos Maskottchen "Mutti" hat "tolle Neuigkeiten" für mich: Laut einer Message an den "treuen User" gehöre ich zu den Auserwählten, die den erweiterten Lokalisierungsservice von Gayromeo im Betatest ausprobieren dürfen. Im Oktober 2011 war bereits der erste Teil des Tools zur Standortbestimmung online gegangen (queer.de berichtete). Ein Feature, mit dem der blaue Datingriese wieder aufzuholen will. Die Datingplattform Grindr, die rein auf das mobile Internet und Smartphones setzt, hatte mit einer simplen Suche und der einfachen Lokalisierung viele neue Nutzer in kurzer Zeit gewinnen können.
Seit Oktober ist es bei den blauen Seiten möglich, über die Webseite beliebig viele Standorte anzulegen, die man entweder manuell, oder über die automatische Ermittlung per Abfrage der IP-Adressen von Computer und Providern erfasst. Danach genügt ein einfacher Klick, um den Standort zu wechseln. Die mühsame Änderung des Aufenthalts in den Profilstammdaten entfällt dadurch. Man wird in den Suchergebnissen anderer angezeigt, die nach Usern in der "Region" oder der ausgewählten Stadt suchen und umgekehrt. Man hat jederzeit die Kontrolle darüber, ob man seine Position veröffentlichen möchte oder nicht. Außerdem gibt es bei der Entfernungsangabe eine eingebaute Unschärfe von rund 100 Metern, die verhindert, dass man von Stalkern oder anderen bösen Menschen belästigt wird.
Mal sehen, wer so in der Nachbarschaft alles schwul ist
Socken riechen in 500 Metern oder mit dem Nachbarn "scheppern" in 300 Metern? (Bild: Screenshot)
Was bislang fehlte: Die Sortierung der eigenen Suche nach Entfernung. Die haben die Programmierer Muttis Datenbanken nun spendiert: "PlanetRomeo RADAR umfasst drei neue Suchfunktionen, die die Art und Weise, wie du unser Portal künftig nutzen wirst, gravierend verändern können", heißt es freudig erregt in der Nachricht an die Betatester. Mit vordefinierten Shortcuts auf der rechten Navigationsleiste kann man nun nach Usern in einem bestimmten Umkreis suchen, die neu oder online sind. Wer die Option "Position freigeben" für den ausgewählten Standort aktiviert, siehst nicht nur, wer in der Nähe ist, sondern auch wie groß die Entfernung ist. Im Suchergebnis werden die User außerdem entsprechend ihrer Entfernung aufgelistet, der Nächste zuerst.
So weit, so schön. Damit fallen nun zumindest die leidigen Endlos-Chats weg, in denen man sich erst mit eindeutigen Bildern und "schmutzigen" Fantasien hochkocht um dann am Ende festzustellen: "Du, das ist mir jetzt echt zu weit weg, um noch bei dir vorbei zu kommen." Da dieses Feature, das bald den zahlenden PLUS-Usern zur Verfügung stehen soll, ja getestet werden soll, hier nun ein paar Verbesserungsvorschläge.
Eine wichtige Funktion, die aber mobil noch nicht einsetzbar ist
- Wer mit dem Smartphone auf Reisen ist und seinen Standort wechseln oder gar einen neuen anlegen will, erlebt sein blaues Wunder. Das geht nämlich nicht über die iPhone-App oder die angepassten Touch- und Mobilseiten, sondern nur über die Desktop-Website, auf die man weitergeleitet wird. Das Gefummel mit den ständig verrutschenden Seiten und Minibuttons auf Vier-Zoll-Displays muss dringend abgeschafft werden.
- Ausgerechnet die mobilen Versionen haben die Positionsangaben in der Suche (noch) nicht eingebaut. Da macht es aber am meisten Sinn. Wie User im iTunes-Store bereits zu Recht beklagen, ist die Suchfunktion in der vier Euro teuren Gayromeo-App (aktuell Version 1.7) eh stark eingeschränkt. Nebenbei: Wer als Escort arbeitet und deshalb viel unterwegs ist, kann die App überhaupt nicht nutzen, wie ein Betroffener bei den Kundenrezensionen schreibt: "Ein Einloggen mit Escort-Daten ist nicht möglich... schade, dass dies nicht in der Beschreibung stand..."
Muttis Programmierer müssen wohl noch ein paar Überstunden einplanen...
Wer sich über mangelnden Datenschutz und den gläsernden Menschen beschwert sollte nicht nur Schäuble und Co. verantwortlich machen, sondern auch die ganzen selbstverliebten Nutzer die meinen alles von sich preisgeben zu müssen.