Lassen keinen Champagner aus: Host Mataina (Mitte) mit Promi-Friseur Udo Walz und Visagist René Koch (Bild: Brigitte Dummer)
Im Berliner Hotel Adlon Kempinski luden die CSD-Veranstalter und Air France am Freitagabend zur Party "Wings of Luxury". Es gab sogar Fußball.
Von Christian Scheuß
In der Einladung hatte man bereits vorgewarnt: Wegen des Public-Viewings zum EM-Spiel Deutschland gegen Griechenland werde man wohl rund um das Brandenburger Tor auf Polizeisperren treffen und sein "Boarding Ticket" vorzeigen müssen, um ins Hotel zu gelangen. Am Vorabend der großen Parade zum Christopher Street Day gaben sich trotz dieser kleinen Malässe im durchgestylten Palaissaal des Adlon Kempinski Berlin das "Who is Who" der Szene die Klinke in die Hand. Das barock gekleidete und unter den Perücken schwitzende Servicepersonal reichte den mehr als 380 Gästen Champagner und Fingerfood.
Romy Haag, Gabi Decker, Udo Walz und René Koch waren ein paar der Promi-Gäste beim Fest, zu dem die beiden großen CSD-Partner - die Hotelkette Kempinski und die Fluglinie Air France - bereits zum dritten Mal in Folge eingeladen hatten. Nur Wowi kniff. Vermutlich, so scherzte man, wollte er böse Blicke der Airline-Leute vermeiden. Wowereit hat schließlich die verspätete Inbetriebnahme des neuen Berliner Flughafens politisch zu verantworten.
Im violett beleuchtetem Saal war mehr Stimmung als auf dem grünen Rasen
Schwules Netzwerken mit Rot- und Weißwein in violettem Licht (Bild: Brigitte Dummer)
Der befürchtete Besucherschwund gegen 21 Uhr wegen des beginnenden Länderspiels blieb aus, denn flugs hatte man gegenüber der Fotowand, wo sich die Gäste ablichten lassen konnten, einen Fernseher aufgestellt. Da das Spiel aber während der ersten Halbzeit so seine Längen hatte, blieb die Stimmung vor dem Flachbildschirm gedämpft. Im violett beleuchteten Saal dagegen beförderten Wein und Cocktails das Netzwerken zwischen schwulen Geschäftsleuten und Szeneaktivisten, zwischen Politikern und Medienvertretern.
Mit leichten Tonproblemen, gekonnt überspielt vom Berliner Travestie-Profi Mataina, startete die witzige Air-France-Vintage-Modenschau, die die Uniformen der vergangenen Dekaden auf dem Catwalk präsentierte. Tony Dryden, Commercial Director von Air France KLM, präsentierte die mitunter erstaunlichen Kollektionen, die in der Regel von berühmten Pariser Modemachern entwickelt worden waren. "Prêt a voler" ist der Name der aktuellen Kollektion von Christian Lacroix, die er für das Air-France-Personal 2005 entworfen hat und sich damit ebenso verewigt hat, wie seine Vorgänger Carven, Nina Ricci, Louis Féraud und Christian Dior.
Luxuriöses Event hier, Finanzlöcher beim CSD dort
Berlins CSD-Chef Robert Kastl (Mitte) präsentiert seine beiden Spenden-Engel (Bild: Christian Scheuß)
Der Berliner CSD-Verein bedankte sich nicht nur artig bei Sponsoren und Gästen. Man nutzte auch die Gelegenheit, um auf die besonderen Schwierigkeiten aufmerksam zu machen, die man durch das Bezirksamt Mitte in diesem Jahr erleiden musste. Durch neue Auflagen und neue Kosten habe man derzeit eine Finanzierungslücke von rund 12.000 Euro, beklagte CSD-Chef Robert Kastl. Als Engel verkleidet und mit Spendendose bewaffnet zogen seine persönlich haftenden Vorstandskollegen durch die Promireihen, um die bedrohliche Lücke per Spenden ein Stück weit zu schließen.
Am Ende des Events brachten die Köche des Adlon noch einen großen Kuchen in Form des Berliner Bären auf die Bühne und begannen, ihn,mit dem Messer zu zerteilen. Ob es die symbolische Zerteilung eines viel zu kleinen Bärenfells für schwul-lesbische Belange andeuten sollte? Wenn ja, war es auf jeden Fall ein sehr schmackhafter Wink mit dem Zaunpfahl.
Peinlich und kontraproduktiv in jeder Hinsicht!