Mal ein etwas anderer Coverboy: Als erster Ministerpräsident Baden-Württembergs gab Winfried Kretschmann der "Schwulst" ein Interview
Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann hat einen "Aktionsplan für Selbstbestimmung und Akzeptanz sexueller Vielfalt" angekündigt. Dieser werde zurzeit vom Sozialministerium erarbeitet, erklärte der Grünen-Politiker in einem Interview mit dem Stuttgarter Schwulenmagazin "Schwulst". Schon bald solle der Entwurf dem grün-roten Kabinett vorgelegt werden.
"Wir haben uns ja vorgenommen, dass Baden-Württemberg sich gegenüber sexuellen Minderheiten ein tolerantes und offenes Gesicht gibt", sagte Kretschmann dem Magazin. "Der Aktionsplan soll Abwertung und Diskriminierung entgegenwirken. Ziel ist, dass wir Diskriminierung auf allen Gebieten beseitigen, auf denen es sie gibt." Kretschmann versprach, die schwul-lesbischen Interessenverbände dabei einzubeziehen: "Es ist sehr notwendig, dass die Betroffenen mitgestalten können."
Der Aktionsplan soll die vorschulische, schulische und außerschulische Bildung, Arbeitswelt, Kultur als auch Sport umfassen, erklärte der Ministerpräsident. Das Thema werde bereits in die neuen Bildungspläne 2015/2016 einfließen. "Aber schon wird bei der Überarbeitung von Lehrmaterialien die schwul-lesbische Thematik eingebracht", sagte Kretschmann gegenüber "Schwulst".
Kretschmann gegen Ächtung homophober Sprache
Am 28. Juni 2012 lud Kretschmann erstmals zu einem CSD-Empfang in die Villa Reitzenstein (Bild: Staatskanzlei Baden-Württemberg)
Der Grünen-Politiker sprach sich allerdings gegen eine institutionalisierte Ächtung von homophober Sprache und Mobbings an den Schulen aus, wie sie etwa in Großbritannien vorgesehen ist. Man könne Kindern und Jugendlichen keine "political correctness" verordnen. "Ich bin generell skeptisch, den Schulbetrieb immer mehr zu verrechtlichen. Wir müssen im Inneren überzeugen, was falsch und was richtig ist", sagte Kretschmann. "Ich sage da immer: 'Raus, was raus muss!' und das dann verarbeiten, statt es schwelen zu lassen." Allerdings warnte der ehemalige Lehrer: "Der Pädagoge darf es niemals übersehen, wenn Diskriminierung geschieht".
Als erster Ministerpräsident von Baden-Württemberg hatte Kretschmann im vergangenen Monat zu einem CSD-Empfang in die Villa Reitzenstein eingeladen. Auf die Frage von "Schwulst", ob er nicht auch an der Parade auf dem Wagen der Grünen oder einem möglichen Truck der Landesregierung teilnehmen wolle, winkte er jedoch ab: "Das ist nicht ganz mein Format. (...) Man muss die Dinge machen, die persönlich zu einem passen."