Beim ersten Shooting im Pool des Kreuzfahrtschiffes war noch alles in Ordnung (Bild: Bel Ami)
Kann man den US-TV-Sender Court TV, der Gerichtsverhandlungen überträgt, eigentlich auch in Deutschland empfangen? In Amerika deutet sich ein Gerichtsprozess an, den es jedenfalls so auch noch nicht gegeben haben dürfte.
Das tschechische Gay-Porno-Label Bel Ami und ganze zehn seiner Darsteller samt einem Fotografen haben den amerikanischen Gay-Reiseanbieter RSVP und die niederländische Firma Holland America als Besitzer eines Schiffes vor einem Gericht in New York verklagt. Der Vorwurf: Der Reiseanbieter habe die Jungs zunächst für eine Kreuzfahrt im letzten Sommer angeheuert und dann, als Gerüchte darüber unter den Passagieren kursierten, in Tunesien ausgesetzt.
In der Anklageschrift, die das Blog "Gay Porn Gossip" nun verbreitete, heißt es: "Die Beklagte RSVP hat eine Gruppe attraktiver junger Männer engagiert, um sich unter die schwulen Passagiere seiner schwulen Mittelmeerreise an Bord des Kreuzfahrtschiffes 'Nieuw Amsterdam' zu mischen." Die Models sollten "freundlich und locker" sein und Englisch verstehen und sprechen.
Vereinbarte "Dokumentation" gestoppt
Das Planschen der bekannten Gesichter im Pool provozierte jedoch Gerüchte unter den Passagieren
Als Gegenleistung sei den Männern ein kostenfreier Urlaub inklusive Kost und Transport vom Abfahrtsort Barcelona und zurück zugesichert worden. Bel Ami seien zudem Foto- und Videoaufnahmen für eine "Dokumentation" zugesichert worden, solange keine Passagiere und keine Logos der beteiligten Firmen gefilmt werden. RSVP soll zugleich verlangt haben, dass die Jungs nicht erzählen, dass ihnen die Kabinen kostenlos zur Verfügung gestellt werden - sie hätten notfalls lügen sollen, Bel Ami habe ihnen die Reise aufgrund ihrer guten Arbeit spendiert.
Nach einem ersten Besuch der Jungs im Pool, bei dem fotografiert wurde, sei unter den Gästen das Gerücht aufgekommen, die durch Pornos vertrauten Gesichter drehten einen neuen Streifen. Danach habe RSVP den Bel-Ami-Mitarbeitern zunächst erneut versichert, sie dürften filmen, solange sie sich an die Bedingungen halten. Später habe ein RSVP-Mitarbeiter jedoch Dreharbeiten im Fitness-Bereich unterbrochen, obwohl keine Gäste anwesend gewesen seien und man erneut keine sexuellen Handlungen vorgenommen habe.
Danach habe der RSVP-Präsident den Bel-Ami-Fotografen angekündigt, dass man ihn und seine Crew am nächsten Tag in Tunesien von Bord werfen werde. Der Bitte, am nächsten Tag ein klärendes Gespräch mit der Zentrale von Bel Ami zu führen, sei man nicht nachgekommen, auch der Bitte, die Jungs erst einen Tag später in Italien auszusetzen.
Mehrfache Degradierung
Die zehn Pornodarsteller und der Fotograf fordern nun Schmerzensgeld
RSVP habe sich darauf auch nach einer angeblich schlaflosen Nacht der Jungs nicht eingelassen, sondern gefordert, dass die Bel-Ami-Leute das Schiff freiwillig verlassen, ansonsten werde man das Sicherheitspersonal bemühen. Gründe seien keine benannt worden. RSVP habe Passagiere über den Rauswurf informiert, und als die Jungs von Bord mussten, habe erniedrigenderweise das ganze Schiff zugeschaut. Zuvor hätten einige Passagiere die Jungs auf sexuelle Dienstleistungen angesprochen, was diese zusätzlich degradiert habe, ebenso wie das stundenlange Warten auf ein Visa in Tunesien.
In der Klageschrift liest sich das so: "Hungrig, verängstigt, eingeschüchtert und mutlos verbrachten sie eine weitere schlaflose Nacht - dieses Mal in einem fremden Land kurz nach einem unruhigen Volksaufstand". Nachdem Blogs über den Vorfall berichteten, seien die Jungs auch zuhause Spott ausgeliefert gewesen, Bel Ami habe enorme Kosten für die Reise ausgeben müssen.
Vor Gericht verlangt die Firma Schadenersatz für diese Ausgaben sowie Anwaltskosten und eine Vertragsstrafe von beiden Firmen in Höhe von je 1 Millionen US-Dollar. Die elf Jungs (fünf aus Tschechien, drei aus Ungarn und drei aus der Slowakei) fordern Schadenersatz für ihre seelischen Schmerzen. Die Kläger verlangen zudem, dass der Prozess vor einer Jury geführt wird.
Insgesamt benennt die Klageschrift sieben Anklagepunkte, darunter Vertragsbruch, Pflichtversäumnisse und vorsätzliche Zufügung von emotionalem Schaden. RSVP hatte erst vor wenigen Tagen Schlagzeilen gemacht, als eine weitere schwule Kreuzfahrt auf der "Nieuw Amsterdam" nicht in Casablanca anlegen durfte (queer.de berichtete). (nb)
sowas kann gefährlich werden
einestages.spiegel.de/s/tb/25181/gianni-versace-und-andrew-c
unanan-der-modeschoepfer-und-sein-moerder.html