Die Polizei auf Spurensuche im Avroy-Park in Lüttich (Bild: Capture rtbf)
In Lüttich ist es erneut zu einem homophen Hassverbrechen gekommen: In der Nacht zum Mittwoch wurde ein 61-Jähriger im Cruising-Bereich eines öffentlichen Parks durch Schläge auf den Kopf mit einen Dachdeckerhammer getötet. Der mutmaßliche Täter, der einmal mit der spitzen Seite und danach fünf weitere Male mit der stumpfen Seite des Hammers auf den Kopf des Opfers eingeschlagen haben soll, wurde noch in der Nacht gefasst.
Der Verdächtige gab Medienberichten zufolge an, er sei vor rund einem Jahr im selben Park von einem Homosexuellen vergewaltigt worden, dafür habe er sich rächen wollen. Das Opfer habe ihm einen Blowjob angeboten, da habe er zugeschlagen. Der 35-Jährige wurde inzwischen einem Haftrichter vorgeführt und sitzt wegen Mordes in Untersuchungshaft. Die Polizei war auf den Mann aufmerksam gemorden, nachdem sich ein Freund von ihm gemeldet hatte: Der Verdächtige hatte ihm nachts angerufen und von einem "schweren Fehler" erzählt.
Nach Angaben der Polizei hat sich der Verdächtige über den Mord reuig gezeigt und detaillierte Angaben zur Tat gemacht. Beweise für die angegebene Vergewaltigung und eine entsprechende Anzeige lägen derzeit allerdings nicht vor. Medienberichten zufolge gab der Verdächtige in der Polizeivernehmung an, er sei bereits an mehreren Abenden vor der Tatnacht mit dem Zug von seiner Heimatstadt Malmedy in den Park gefahren, um sich an einem schwulen Mann für die Vergewaltigung zu rächen, habe sich aber zuvor nie getraut.
Zu dem Mord war es um ca. 2 Uhr nachts im Avroy-Park der Stadt gekommen. Eine weitere Person hatte das bewusstlose Opfer gefunden und Polizei und Rettungskräfte alarmiert. Der Mann erlag aber aufgrund schwerer Blutungen noch vor Ort seiner Verletzungen.
Drittes Hassverbrechen in wenigen Wochen
In Lüttich hatte erst vor drei Monaten ein Hassverbrechen die Öffentlichkeit erschüttert: Mehrere Tage nach dem Verschwinden eines 32-Jährigen wurde dessen Leiche auf einem Feld aufgefunden. Nach Ermittlungen der Polizei hatten drei Männer den schwulen Mann zu einem Trip in ihrem Auto mitgenommen, dann verprügelt und mit lebensgefährlichen Verletzungen ausgesetzt (queer.de berichtete). Sie wurden inzwischen wegen Mordes aufgrund von Homophobie angeklagt.
Damit handelte es sich um ein strafverschärfendes Hassverbrechen und der ersten entsprechenden Anklage in Belgien. Im Zuge des Mordes hatten die Regierung und die Stadt Lüttich einen Aktionsplan gegen Homophobie vorgelegt, wenige Wochen später kam es allerdings zu einem weiteren Hassverbrechen: Mehrere junge Männer hatten eine Gruppe von Lesben umstellt und homophob beleidigt. Als ein Freund der Frauen einschritt, wurde dieser verprügelt und schwer verletzt.
Hassverbrechen mit mildernden Umständen?
Nach dem Mord im Mai hatte das Parlament die maximale Strafen für Hassverbrechen deutlich erhöht. Diese Verschärfung, bei Mord von maximal 20 Jahre auf lebenslänglich und bei Todschlag von maximal fünf Jahre auf 30, tritt erst im nächsten Jahr in Kraft. Ob die Staatsanwaltschaft auf ein Hassverbrechen plädiert, ist noch unklar. Aufgrund der Planung der Tat geht sie allerdings von Mord und nicht von Totschlag aus.
Der Tatverdächtige galt in seiner Heimatstadt bereits vor dem Mord als gewalttätig und unkontrollierbar: So schlug er mit einer Axt in die Tür des Gerichtsgebäudes ein, angeblich, um sich seinen Führerschein zu besorgen. Der war aufgrund mehrerer Fahrten unter Alkoholeinfluss eingezogen worden. Auch soll er vor drei Jahren einem Bericht von "rtl.be" zufolge den Weihnachtsbaum der Stadt mit einer Kettensäge und Axt zerstört haben. Medien berichten von einer schweren Kindheit: So soll sein Vater den damals 21-Jähriger nach einem Streit mit zwei Kugeln in den Bauch geschossen haben, als 8-Jähriger habe seine Mutter versucht, ihn mit einem Kissen zu erwürgen. (nb)