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Rückwirkende Gleichstellung

Baden-Württemberg: SPD gibt Widerstand auf

  • 03. August 2012 32 2 Min.

Nils Schmid bei einer Wahlkampfveranstaltung im Januar 2011 (Bild: Wiki Commons / Dirk Baranek / CC-BY-SA-3.0,2.5,2.0,1.0GFDL)

Nach dem Urteil des Bundes­verfassungs­gerichts zur Neuregelung des Familienzuschlags für Homo-Beamte stimmt die Südwest-SPD einer rückwirkenden Gleichstellung ab 2001 zu.

Wirtschafts- und Finanzminister Nils Schmid (SPD) hat erklärt, dass Landesbeamte beim Familienzuschlag zum 1. August 2001 gleichgestellt werden: "Wir nehmen das Urteil des Bundes­verfassungs­gerichts sehr ernst. Daher werde ich dafür sorgen, dass eine Rückwirkung bis einschließlich 2001 erfolgt", so Schmidt. Das Bundes­verfassungs­gericht hatte in einem am Mittwoch bekannt gegebenen Urteil entschieden, dass eingetragene Lebenspartner beim Familienzuschlag nicht anders behandelt werden dürfen als (heterosexuelle) Eheleute, weil dies gegen den Gleich­behandlungsartikel im Grundgesetz verstoße (queer.de berichtete).

Die grün-rote Landesregierung in Baden-Württemberg hatte sich nach ihrer Machtübernahme 2011 monatelang darüber gestritten, wie weit die Gleichstellung gehen soll: Die Grünen forderten rückwirkende Gleich­behandlung ab Dezember 2003, weil zu diesem Zeitpunkt die EU-Gleich­behandlungsrichtlinie in Kraft getreten ist. Die SPD plädierte dagegen für eine kostengünstigere Gleichstellung ab 2009 - damals hat das Bundes­verfassungs­gericht erstmals entschieden, dass die Ungleichbehandlungen von eingetragenen Lebenspartnern ein Verstoß gegen den Gleich­behandlungsgrundsatz im Grundgesetz sei (queer.de berichtete). Am Ende gab es einen Kuhhandel: Die Gleichstellung sollte ab 2006 gelten. In der Debatte bediente sich die SPD verbal auch alter Schwulenklischees: So erklärte der SPD-Abgeordnete Nikolaos Sakellariou, dass Homo­sexuelle bei einer zu weit gehenden rückwirkenden Gleichstellung das Geld nur für "eine schöne Kreuzfahrt" ausgeben würden. Dass heterosexuelle Beamte im selben Zeitraum den selben Betrag bereits erhalten haben, störte die Sozialdemokraten bei dieser Argumentation nicht (queer.de berichtete).

Schmid fordert Bund zum Handeln auf

Schmid forderte auch die Bundesregierung auf, dem Schritt Baden-Württembergs zu folgen: "Wir gehen davon aus, dass der Bund, der im Besoldungsrecht für die Rechtslage vor 2006 zuständig war, das Urteil schnell umsetzen wird", erklärte der stellvertretende Ministerpräsident. Das Bundesverfassungsgericht hatte es Bund und Ländern freigestellt, ob sie allen Homo-Beamten rückwirkend die verfassungwidrigen Minderleistungen erstatten oder nur denjenigen, die dagegen geklagt hatten.

Die Lesben und Schwulen bei den Sozialdemokraten (Schwusos) begrüßten die Aussagen Schmids, die zeigten, dass "der SPD die Gleichstellung von Lesben und Schwulen ein wichtiges Anliegen ist". Der stellvertretende Landeschef der Schwusos, Florian Agreiter, lobte insbesonders, dass die Landesregierung damit "über die engeren Vorgaben des Bundesverfassungsgerichts" hinausgehe.

Bislang haben nur Brandenburg, Hamburg und Rheinland-Pfalz verpartnerte Beamte bis 2001 gleichgestellt. Viele andere Länder haben Homo-Beamte dagegen rückwirkend zum Tag des Inkrafttretens der EU-Gleichbehandlungsrichtlinie 2003 gleichgestellt. Die schwarz-gelbe Bundesregierung hat lediglich eine Gleichstellung ab 2009 beschlossen. (dk)

-w-

#1 Simon HAnonym
  • 03.08.2012, 11:45h
  • "In der Debatte bediente sich die SPD verbal auch alter Schwulenklischees: So erklärte der SPD-Abgeordnete Nikolaos Sakellariou, dass Homosexuelle bei einer zu weit gehenden rückwirkenden Gleichstellung das Geld nur für "eine schöne Kreuzfahrt" ausgeben würden. Dass heterosexuelle Beamte im selben Zeitraum den selben Betrag bereits erhalten haben, störte die Sozialdemokraten bei dieser Argumentation nicht."

    Das zeigt wieder mal, dass die SPD auch nicht viel besser ist als CDU/CSU und FDP.

    Die einzigen Parteien, die wirklich was für uns tun und sich immer wieder für uns einsetzen (auch ohne dass sie von Gerichten dazu gezwungen werden müssen) sind Grüne und Linke.
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#2 chris
  • 03.08.2012, 12:28hDortmund
  • Antwort auf #1 von Simon H
  • Wir wissen doch alle, dass Heten eben auch nur Heten sind. Egal, welch tolle Politik sie machen oder wie Nett sie sind. Kommts zum Thema Homosexualität ist halt schnell schluss.

    Die SPD hat ihre Einstellung auch nur geändert, weil den Grünen dieses Thema wichtig ist. Selbst reflektieren über Dinge, die man nicht versteht und mit denen man nichts zu tun haben will ist doch eher unbequem. Und CDU/CSU schwingen nur deshalb nicht solche Hassreden wie in USA, weil es in Westeuropa heute nicht mehr chic ist so zu reden. Trotzdem sind wir manchen eben immer noch weniger Wert als Tiere im Versuchslabor.

    Die Pseudoakzeptanz in der deutschen Gesellschaft ist halt einen "freitragende Konstruktion". Sie funktioniert nur, weil jeder denkt, dass der Nebenmensch denkt, dass es nicht gut ist, offen schlecht über Homos zu reden. Und dann kommen halt so dumme, klischeehafte Aussagen, weil man nicht weiß, wie man "die blöden Homos" runter machen und trotzdem pc bleiben kann.

    Meine Meinung.
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#3 Ex SPD WählerAnonym
  • 03.08.2012, 12:40h
  • SPD-Genossen, manche von uns haben ein sehr gutes Gedächtnis und diesen Eiertanz, den Ihr Euch da geleistet habt ...

    - uns mit dummen Klischees ruhigstellen
    - uns weniger wert erscheinen lassen
    - Euch hinter dümmlichen Vorurteilen ducken

    All das werdet Ihr bei den nächsten Wahlen (Kommunal-, Landtags-, Europa- und Bundestagwahl) von einigen von uns serviert bekommen und dann ist Zahltag, Genossen und Genossinnen!
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